Was die neue Testbestimmung für die Teams bedeutet

Red Bull Racings Cheftestingenieur Ian Morgan erklärt, wie sich die neue Testbeschränkung für 2007 auf die Arbeit der Teams auswirken wird

(Motorsport-Total.com) - 2007 greift in der Formel 1 ein neues Testreglement, auf das sich alle Teams verständigt haben, um die Kosten zu senken. Um die Neuerungen mit wenigen Worten zusammenzufassen: Es wird weniger getestet. Die meisten Änderungen der Testregularien beruhen auf der Tatsache, dass es sich jetzt um ein Championat handelt, in dem ein einziger Reifenhersteller alleiniger Ausrüster für alle Teams ist.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

2007 greift das neue Testreglement, welches die Arbeit der Teams verändert

Red Bull Racings Cheftestingenieur Ian Morgan erklärt, wie die Aufgaben des Testteams nun aussehen: "Die Anzahl der Kilometer, die in diesem Jahr zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember bei Tests gefahren werden dürfen, ist limitiert. Jeder Rennstall darf insgesamt 30.000 Kilometer abspulen - dabei zählen auch Funktionstests und reine Aerotests mit. Wenn man von Aktivitäten für Filmaufnahmen und Promotionevents absieht, zählt jeder Kilometer, sobald sich die Räder des Autos drehen. Bei den angesprochenen Ausnahmen dürfen keine Reifen verwendet werden, die Ähnlichkeiten mit den Pneus haben, die das Team anlässlich von Rennen verwenden will. Die Eckdaten der neuen Regeln sind 30.000 Kilometer und 300 Reifensätze."#w1#

Nur noch vier Reifensätze statt wie bisher 15...

"Die Möglichkeit, sorgfältige Vergleiche anzustellen, ist damit eingeschränkt." Ian Morgan

Wer diese Rahmenbedingungen als relativ großzügig ansehen sollte, der sei daran erinnert, dass ein Testteam in der Vergangenheit an einzelnen Tagen bis zu 15 Reifensätze ausprobierte. "Jetzt", stellt Morgan fest, "reduzieren wir das Programm auf ungefähr vier Satz Reifen pro Tag. Die Möglichkeit, sorgfältige Vergleiche anzustellen, ist damit eingeschränkt. Doch wir sparen viel Zeit ein, die bisher ausschließlich den Reifen gewidmet war. Deshalb wird das Chassis mit allem was dazugehört wieder mehr im Mittelpunkt stehen. Die Arbeit mit den Reifen war allerdings stets recht interessant. Es war eine Herausforderung, das Auto immer so abzustimmen, dass es die Eigenschaften der unterschiedlichen Gummimischungen und Karkassen nutzen konnte."

Die neuen Bestimmungen für 2007 wurden von dem kürzlich gegründeten Formel-1-Testkomitee festgelegt. Das hat auch zur Folge: Bei den meisten Tests werden künftig durch Koordination des Komitees alle Teams zur selben Zeit gemeinsam auf einer Rennstrecke testen. "Deshalb", sagt Morgan, "stehen praktisch fast alle Tests des Jahres bereits fest. Vor Saisonbeginn werden alle Teams vermutlich an denselben vier, fünf Tests teilnehmen. Eine Klausel in den Bestimmungen erlaubt es jedoch jedem Team, sich ersatzweise für eine private Teststrecke eigener Wahl zu entscheiden. Nach unserem Wissen wird die Mehrheit der Teams aber an den vereinbarten Tests teilnehmen, die jeweils drei Tage dauern. Mit Blick auf Planung und Logistik ist das hilfreich."

In der Zeit vor dem ersten Rennen der Saison darf jedes Team pro Testtag zwei Rennwagen einsetzen. Morgan fährt fort: "Vor Saisonbeginn gibt es fünf Tests und zusätzlich darf jeder Rennstall eine private dreitägige Testsitzung organisieren, um abseits der Blicke der Konkurrenz arbeiten zu können. Während der Saison gibt es insofern eine große Veränderung, als zwischen dem ersten und dem letzten Grand Prix des Rennjahres nur acht Tests mit jeweils nur einem Auto pro Team erlaubt sind. Das wird für uns alle eine neue Erfahrung, die Brisanz birgt, weil natürlich alle Rennfahrer so viele Kilometer wie möglich fahren wollen. Aufgrund der Regeln kommen sie aber bei jedem Test bestenfalls nur eineinhalb Tage lang zum Einsatz. Diesen acht Tests wurde bereits zugestimmt, und nun müssen sie in die Zeit zwischen Australien und Brasilien eingeplant werden."

Morgen begrüßt die neue Testbeschränkung

"Die neue Regel bringt den Zusatzdruck, das eine Auto ständig Runden drehen zu lassen." Ian Morgan

Und weiter: "Meiner Meinung nach wird dieses mehr durchstrukturierte System in gewisser Hinsicht besser als das alte sein. Das Ein-Auto-Format wird die Teams allerdings unter Druck setzen, da dieses eine Auto den kompletten Tag lang einsatzbereit sein muss. Wenn man mit zwei Rennwagen testet und an einem der beiden tritt ein Problem auf, dann kann man das Programm der neuen Situation anpassen. Die neue Regel bringt hingegen den Zusatzdruck, das eine Auto ständig Runden drehen zu lassen. Mit Hinblick darauf sollte es sich als hilfreich erweisen, dass weniger Reifen getestet werden."

Mit nackten Zahlen wie 30.000 Kilometern und 300 Satz Reifen herumzuwerfen, ist schön und gut, aber es wäre bedeutungslos, wenn es keine Möglichkeit gibt zu kontrollieren, ob sich alle an die Regeln halten. Der erste Schritt ist eine Einigung aller Teams auf die exakte Länge der genutzten Rennstrecken. Außerdem wurde festgelegt, dass jede begonnene Runde als volle Runde gezählt wird. Natürlich wird es nicht ohne ein gewisses Vertrauen gehen, aber die FIA hat jederzeit das Recht, Beobachter zu den Tests zu entsenden und darf zusätzlich die gespeicherten Daten jedes Autos einsehen. Zusätzlich zu diesen Möglichkeiten darf bei jedem Test auf den Einsatz eines gemeinsamen Zeitnahmesystems gehofft werden.