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Warum die reaktive Aufhängung verboten wurde

Sinneswandel bei der FIA: Der Weltverband verbat die reaktive Vorderrad-Aufhängung von Lotus vor wenigen Tagen, obwohl man sie vor einem Jahr noch abgesegnet hatte

(Motorsport-Total.com) - Das Lotus-Team ist nicht zu beneiden. Im Vorjahr entwickelte man noch unter dem Namen Renault ein innovatives seitliches Auspuff-System, doch die Wirkung wurde im Laufe der Saison von den Regelhütern beschnitten. Ab Valencia verbat die FIA die Veränderung der Motormappings zwischen Qualifying und Rennen, in Silverstone wurde das Zwischengas kurzzeitig sogar komplett verboten.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

Die FIA verhindert die reaktive Vorderrad-Aufhängung von Lotus

Doch die Truppe aus Enstone blieb mutig, erfand eine neuartige reaktive Vorderrad-Aufhängung, die das Einnicken des Autos beim Bremsvorgang verhindern soll und hydraulisch funktioniert. Dabei macht man sich die beim Bremsvorgang freiwerdenden Verzögerungs-Kräfte zunutze. Die FIA wurde bereits vor einem Jahr in die Idee eingeweiht und segnete das System ab. Als es beim Young-Driver-Test in Abu Dhabi vor einigen Monaten erstmals eingesetzt wurde, erhielt auch die Konkurrenz Wind und bastelte selbst an ähnlichen Vorrichtungen.

Zick-Zack-Kurs der FIA

Doch vor wenigen Tagen machte der Automobil-Weltverband einen Rückzieher und schob der Entwicklung reaktiver Aufhängungs-Systeme den Riegel vor - darüber wurden die Teams am Freitag informiert. Doch was ist der Grund für den Sinneswandel bei der FIA? Laut 'Autosport' erkannte die FIA erst kürzlich, dass die Systeme einen aerodynamische Hintergrund haben und daher dem Reglement widersprechen.

Bisher war man offenbar der Ansicht, dass der einzige Zweck der Entwicklung die Beibehaltung des Bodenabstands beim Bremsvorgang ist. Dass dadurch aber das Auto stabilisiert wird und eine verbesserte Wirkung der Aerodynamik die Folge ist, blieb den Regelhütern bis jetzt verborgen.

System noch nicht endgültig vom Tisch

Man beruft sich auf Artikel 3.15 des technischen Reglements, das bewegliche aerodynamische Teile verbietet. Auch die Artikel, die sich mit Aufhängungs-Systemen auseinandersetzen, gelten als mögliche Gefahr für die reaktive Aufhängung. So heißt es in Artikel 10.2.1, dass "keine Anpassungen am Aufhängungs-System durchgeführt werden dürfen, wenn das Auto in Bewegung ist."

Obwohl die FIA den Teams ihre Sicht der Dinge mitteilte, bedeutet dies nicht, dass die Systeme nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Die endgültige Entscheidung wird schließlich von den Renn-Kommissaren am Renn-Wochenende getroffen. Dass diese das System aber nach der Klarstellung der FIA als legal einstufen werden, gilt als äußerst unwahrscheinlich.