Vergne: Warum die Eltern erst in Spa erstmals dabei sind

In Belgien erhält Jean-Eric Vergne erstmals in seiner Debütsaison Unterstützung durch seine motorsportverrückten Eltern - Die Gründe für die lange Wartezeit

(Motorsport-Total.com) - Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne erlebt dieses Wochenende eine Premiere. Zum ersten Mal werden ihn seine Eltern bei einem Formel-1-Rennen mental unterstützen. "Für sie ist Spa-Francorchamps der nächstgelegene Grand Prix", erklärt der Franzose gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Dass seine Familie seine Rennen bisher bloß vor dem Fernseher verfolgt haben, ist auch darauf zurückzuführen, dass es Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko ein Dorn im Auge ist, wenn sich die Väter seiner Schützlinge zu stark in die Karriere einmischen. Ex-Red-Bull-Pilot Christian Klien kann ein Lied davon singen.

Titel-Bild zur News: Jean-Eric Vergne

Jean-Eric Vergne hat sich von seinen Eltern ganz bewusst abgenabelt Zoom

Und auch bei Vergne war es ähnlich, denn sein Vater setzte sich schon vor seiner Geburt zum Ziel, einen französischen Piloten von der hauseigenen Kartbahn in die Formel 1 zu führen. Als Marko Vergne nach einigen Engagements bei französischen Teams 2010 zu Carlin nach Großbritannien schickte, wollte er den Abnabelungsprozess von der Familie beschleunigen.

"Ich sehe meine Familie heute nicht mehr sehr oft, denn sie kümmern sich in Frankreich um die Kartstrecke, was ein großes Business ist", erklärt der in Milton Keynes wohnende Toro-Rosso-Rookie, dass sich die Bemühungen des Red-Bull-Juniorteam-Chefs ausgezahlt haben. "Meine Eltern arbeiten sieben Tage die Woche und haben überhaupt keine Zeit. Sie sind bisher noch zu keinem meiner Formel-1-Rennen gekommen. Sie waren auch im Vorjahr nur einmal dabei - als ich in Barcelona in der Renault-World-Series um den Titel gekämpft hatte. Ich sehe sie also nicht sehr oft und habe mein Leben geändert."

Vergne gibt sogar zu, dass es ihn früher unter Druck gesetzt hat, wenn seine Eltern an der Strecke die Daumen drückten: "Früher war das vielleicht so." In Spa-Francorchamps befürchtet er aber keinen Nachteil: "Heute setzt es mich nicht mehr unter Druck, wenn sie da sind. Ich sehe mich selbst als professionellen Rennfahrer. Es ist natürlich meine Leidenschaft, aber auch ein Fulltime-Job. Davon lebe ich. Daher spielt Druck durch meine Eltern keine Rolle."

Sein Vater dürfte währenddessen begriffen haben, dass er seinen Sohn auf eigenen Beinen stehen lassen sollte: "Er hat viele junge Kartfahrer betreut, und er weiß, wie sich Rennfahrer-Eltern teilweise verhalten. Damit will auch er nichts zu tun haben. Er sieht sich das lieber aus der Distanz an und ist damit glücklich, glaube ich."