• 08.07.2009 15:22

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Warum das 13. Team entscheidend sein könnte

Noch ist unklar, ob die Nicht-FOTA-Teams den Deal für 2010 zu Fall bringen werden oder nicht - 13. Team hängt an einem seidenen Faden

(Motorsport-Total.com) - In einem an die fünf Nicht-FOTA-Teams adressierten Schreiben vom 26. Juni, das auch FOTA-Generalsekretär Simone Perillo geschickt wurde, weist FIA-Präsident Max Mosley darauf hin, dass die erzielte Einigung für 2010 erst noch in ein ausformuliertes Reglement umgesetzt werden muss. Dafür ist seiner Meinung nach laut Artikel 66 des Internationalen Sportkodexes der FIA die Zustimmung aller Teams notwendig.

Titel-Bild zur News: Manor

Das neue Manor-Team genießt in FOTA-Kreisen kein gutes Standing

Damit sind in diesem Fall nicht nur die acht FOTA-Rennställe sowie Williams und Force India gemeint, sondern auch die drei neuen Formel-1-Teilnehmer Campos, Manor und US F1, die sich bis 5. Juni eingeschrieben haben. Zu jenem Zeitpunkt galt für 2010 noch eine Budgetobergrenze als beschlossen. Damit dieser Beschluss des Motorsport-Weltrats wie geplant gekippt werden kann, müssen laut Artikel 66 auch Campos, Manor und US F1 zustimmen.#w1#

Kommen Campos und Manor wirklich?

US F1 wird sich diesbezüglich nicht querlegen, wie Teamchef Ken Anderson gegenüber 'Motorsport-Total.com' andeutete, schließlich haben die Amerikaner bereits Ende 2008 für 2010 genannt. Die Planungen von Campos und Manor sind jedoch voll auf eine Budgetobergrenze ausgerichtet. Manor-Teamchef John Booth bezeichnete die aus seiner Sicht unsichere Lage als "Spaziergang auf Treibsand" und sagte: "Das macht uns das Leben schwer."

Booth macht keinen Hehl daraus, dass er ohne Budgetobergrenze nie für die Weltmeisterschaft 2010 eingeschrieben hätte: "In den vergangenen Jahren wäre es nicht zu stemmen gewesen. Da musste man schon ein Multimillionär sein, um überhaupt nur darüber nachzudenken. Die Budgetrestriktion hat die Sache aber etwas zugänglicher gemacht." Nun stellt sich jedoch die Frage: Was passiert mit Manor, wenn die Budgetobergrenze doch nicht kommt?

Derzeit hat Booth drei Optionen: Erstens eine neue Finanzierung mit mehr Budget, zweitens ein Zurückziehen der Einschreibung vor dem Hintergrund, dass sich die Rahmenbedingungen seit 5. Juni geändert haben, oder drittens ein durch Artikel 66 legitimiertes Veto gegen das Umformulieren des Reglements entsprechend der zwischen FIA und FOTA erzielten Einigung. Letzteres würde bei den restlichen Formel-1-Teams wohl gar nicht gut ankommen.

Die FOTA hat Manor ohnehin schon auf der Watchlist, seit bekannt ist, dass ausgerechnet Alan Donnelly Sponsorgelder für das Team aufgetrieben hat. Donnelly ist Mosleys Repräsentant an den Grand-Prix-Strecken und sollte eigentlich unabhängig sein. Parallel dazu betreibt er aber auch eine im Jahr 2000 gegründete Marketingagentur namens Souvereign Strategy, die Geschäfte mit Manor gemacht hat.

FOTA hat noch ein Ass im Ärmel

Doch sollte Manor auf die Idee kommen, die Streichung der Budgetobergrenze platzen zu lassen, könnte der FOTA-Konter auf den Fuß folgen. Denn in der Agenda für die Sitzung des Motorsport-Weltrats vom 29. April heißt es auf Seite 59, dass den neuen Teams seitens des Halters der kommerziellen Rechte zehn Millionen US-Dollar sowie wichtige Reisekostenvergünstigungen vergütet werden sollen - ein Segen für kleine Budgets wie jenes von Manor.

Doch ebenfalls auf Seite 59 heißt es, dass diese Vergünstigungen "mit allen Arrangements, die der Halter der kommerziellen Rechte mit bestehenden Teams hat, kompatibel sein müssen". Bernie Ecclestones Deals mit den aktuellen Teams sind jedoch nur auf zwölf Teams ausgelegt, sodass die FOTA, Williams und Force India gegen ein 13. Team theoretisch ihr Veto einlegen könnten. Dann würde das 13. Team nicht in den Genuss von finanzieller Unterstützung kommen.

Dass es tatsächlich soweit kommen wird, erscheint derzeit unwahrscheinlich, denn hinter den Kulissen bemühen sich die Teams, die FIA und Ecclestone um eine finale Einigung. Außerdem muss das angeblich über 500 Seiten starke Concorde-Agreement endlich ausformuliert werden, um die Stabilität der Formel 1 mittelfristig abzusichern. Eine neuerliche Auseinandersetzung auf politischer Ebene wäre da wenig hilfreich...