• 03.07.2009 13:15

  • von Stefan Ziegler

Manor: Kein Geld von Virgin, aber Hilfe von der FIA?

Der neue Manor-Rennstall geht laut Teamchef John Booth ohne Virgin an den Start - Welche Rolle spielen Alan Donnelly und die FIA bei Manor?

(Motorsport-Total.com) - Als eines von nur drei Teams hat Manor das große Los gezogen und darf 2010 sein Debüt in der Formel 1 geben. Für viele kam diese Entscheidung etwas überraschend, hatte man anderen Bewerbern um Lola und Prodrive doch größere Chancen auf den Zuschlag eingeräumt. Nichtsdestotrotz will der kleine Rennstall im kommenden Jahr in der Startaufstellung stehen und spätestens 2012 erste Erfolge feiern. Virgin soll dabei aber weder als Geldgeber noch Teilhaber des Teams fungieren.

Titel-Bild zur News: Manor

Manor stößt in der kommenden Saison zum Starterfeld der Formel 1

"Unsere Finanzierung steht schon seit einigen Monaten. Die Verbindung zu Virgin ist reine Spekulation", stellte Teamchef John Booth gegenüber der 'Yorkshire Post' klar. "Ich konnte diese Gerüchte aus rechtlichen Gründen nicht kommentieren. Außerdem würde es nicht helfen, über Virgin zu spekulieren", erläuterte der Brite, dessen Rennsportunternehmen in den kommenden Wochen und Monaten eine deutliche Aufstockung erfahren wird.#w1#

Manor bereitet sich vor auf das Renndebüt

In der Fabrik in Dinnington sind derzeit 18 Angestellte beschäftigt, die sich aktuell um die zahlreichen Formel-3-Engegements des Teams kümmern. Um den Aufwand für die Formel 1 zu bewältigen werden allerdings weitere Kräfte benötigt. "Wir werden noch 30 zusätzliche Mitarbeiter einstellen", erläuterte Booth und fügte an: "Zudem planen wir einen Neubau, der an unsere bestehenden Anlagen angeschlossen werden soll" - ein Umzug kommt für Manor nicht in Frage.

Dementsprechend will Booth mit einer vergleichsweise kleinen Mannschaft schon bald für Furore in der Formel 1 sorgen. "Wir hoffen, 2012 konkurrenzfähig zu sein. Das wäre dann in unserer dritten Saison", erklärte der Teamchef von Manor. "Es ist schlichtweg nicht machbar, über Nacht erfolgreich zu sein. Das Brawn-Team mag zwar ein neuer Rennstall sein, doch Ross Brawn ist schon seit 15 Jahren einer der Spitzenleute in der Formel 1."

Darüber hinaus sei im Falle von Brawn bereits eine komplette Infrastruktur vorhanden gewesen, die andere Teams erst nach und nach aufbauen müssten. "Wir haben allerdings fest vor, Erfolg zu haben und wollen in der Formel 1 durchaus unsere Spuren hinterlassen", kündigte Booth an, der sich vor allem vom Zauberwort "Budgetreduzierung" zu einer Bewerbung bei der FIA hinreißen ließ: "Wir planen unseren Formel-1-Einstieg schon seit fünf oder sechs Monaten."

"In den vergangenen Jahren wäre das nicht zu stemmen gewesen. Da musste man schon ein Multi-Millionär sein, um überhaupt nur darüber nachzudenken. Die Budgetrestriktion hat die Sache aber etwas zugänglicher gemacht", meinte Booth und verwies auf die jüngsten Diskussionen zwischen Automobil-Weltverband FIA und Teamvereinigung FOTA. "Wir haben diese Thematik natürlich verfolgt. Es handelt sich wirklich um eine sehr komplizierte Geschichte."


Fotos: Großer Preis von Großbritannien


Donnelly und Manor: Schützenhilfe der FIA?

Unklar bleibt aber weiterhin, welche Rolle Chefsteward und FIA-Repräsentant Alan Donnelly in diesem Zusammenhang spielt. Die Rennställe der FOTA haben sich mittlerweile schon mehrfach über den Stellvertreter von Max Mosley an der Rennstrecke beschwert und angeführt, dass Donnelly vor kurzem bewusst versucht haben soll, Zwietracht unter den in der Teamvereinigung engagierten Mannschaften zu säen - und dass er Manor unter die Arme gegriffen habe.

Der 'Guardian' hatte Einsicht in den Emailverkehr Donnellys, woraus hervorgeht, dass sich der Chefsteward sehr um mögliche Geldgeber für das neue britische Team bemüht hat. Im Zuge einer Reise in den arabischen Raum habe sich Donnelly als Vermittlerinstanz angeboten, um die Parteien Manor, potenzielle Investoren und auch Virgin an einen Tisch zu bekommen - unter dem Namen seines Unternehmens Sovereign Strategy, das für Manor tätig ist.

Donnelly sagte dem 'Guardian', dass er sich im Auftrag der FIA nach Saudi Arabien begeben habe, um sich mit Sportministerien und möglichen Geldgebern zu unterhalten. "Ich habe mich dort auch mit potenziellen Investoren der Formel 1 getroffen", erläuterte Donnelly in Bezug auf Manor und gab zu bedenken: "Es wäre doch seltsam für einen FIA-Repräsentanten, wenn er einem solchen Projekt seine Unterstützung verweigern würde."

Cosworth als Schlüssel zur Einschreibung?

Die Teamvereinigung wollte das Vorgehen Donnellys nicht weiter beurteilen. "Bei der FOTA wollen wir Gerüchte nicht kommentieren, bevor wir deren Gesamtkontext gesehen haben", heißt es in einem Statements der FOTA. "Aber wenn diese Geschichte wahr ist, wäre es ein Beispiel von schlechter Führung in unserem Sport. Jeder sieht ein, dass die Regelwächter unabhängig sein müssen. Auf die Antwort sind wir gespannt."

Antworten wird die FIA auch im Zusammenhang mit der Einschreibung für 2010 geben müssen. In einem der 'Financial Times Deutschland' vorliegenden Brief schildert ein Teamchef, wie der Automobil-Weltverband auf die Nutzung von Cosworth-Kundenmotoren gepocht habe. Demnach sei der betreffende Projektchef darauf hingewiesen worden, die Bewerbung entsprechend abzuändern, wenn er mit seinem Gesuch eine Zulassung erreichen wollte.

"Als ich am 11. Juni vor der FIA-Kommission unseren Auftrag verteidigt habe, wurde ich von Tony Purnell angewiesen, dass ich, wenn der Antrag Erfolg haben sollte, Cosworth als Motorenlieferant nennen sollte", heißt es in dem Schreiben. "Mir wurde klar gemacht, dass es obligatorisch war, einen Cosworth-Motor einzusetzen" - und das, obwohl der Bewerber von Ferrari, Mercedes oder Renault Motoren bekommen hätte können...

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