Warum AlphaTauri einen Fahrer bestätigt hat, der schon 100 Prozent bestätigt war

Pierre Gasly wurde am Freitag offiziell für 2023 bestätigt, obwohl die Verantwortlichen dies schon mehrfach in diesem Jahr getan haben: Warum?

(Motorsport-Total.com) - Die heutige Bestätigung, dass Pierre Gasly auch 2023 für AlphaTauri in der Formel 1 fahren wird, ist vermutlich die am wenigsten überraschende Ankündigung in dieser Saison. Schon in Kanada hatte Teamchef Franz Tost unmissverständlich klargemacht, dass Gasly nirgendwo hingehen wird. Er sagte, dass der Franzose für 2023 "zu 100 Prozent" bestätigt ist.

Titel-Bild zur News: Pierre Gasly (AlphaTauri)

Pierre Gasly bleibt noch ein weiteres Jahr bei AlphaTauri Zoom

Auf eine 90 Worte umfassende Frage, ob er denn die Gespräche mit Gasly beschreiben könnte, antwortete Tost in nur zehn eigenen Worten: "Er besitzt einen gültigen Vertrag. Mehr gibt's nicht zu sagen."

Eigentlich war das auch keine neue Information, dass Gasly für 2023 einen gültigen Vertrag besitzt. Schon im März hatte der Franzose in einem Interview gesagt, dass es "kein Geheimnis mehr ist, dass ich nach diesem Jahr noch ein Jahr Vertrag habe".

Trotzdem scheinen die Aussagen von Tost und die heutige Verkündung von AlphaTauri als großer Schritt auf dem Fahrermarkt für 2023 gesehen zu werden.

Wichtig zu erwähnen ist dabei, dass die Deals von Gasly immer mit Red Bull gemacht wurden, nicht speziell mit AlphaTauri. Red Bull besitzt die Freiheit, Gasly in einem Team ihrer Wahl zu platzieren. Darum konnte man ihn 2019 auch ganz einfach zurück zu Toro Rosso degradieren, nachdem es bei Red Bull für ihn nicht geklappt hatte.

Perez-Verlängerung verändert alles

Ein wichtiger Faktor war vor der Saison die Zukunft von Sergio Perez. Der Mexikaner hatte die Welt in seinem ersten Jahr an der Seite von Max Verstappen nicht gerade aus den Angeln gehoben, und wäre das auch 2022 der Fall gewesen, dann hätte Gasly ganz schnell seinen Fuß in der Tür gehabt, um noch einmal eine zweite Chance bei Red Bull zu bekommen.

Doch weil Perez in diesem Jahr eine ansteigende Form gezeigt hat, gingen die Gespräche mit ihm schnell zu Ende. Kurz nach seinem Sieg in Monaco wurde Perez nicht nur für 2023 bestätigt, sondern auch gleich für 2024.


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Die Nachricht war natürlich ein Rückschlag für Gasly, der 2024 als Weichenstellung hätte nutzen können: Entweder man zieht ihn wieder zu Red Bull hoch, oder das Team verliert ihn. Genau dieses Szenario hielt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko auch für wahrscheinlich.

Gasly: Solide Wahl

In Baku sagte Gasly, dass es aus Red-Bull-Sicht "logisch" sei, Perez zu behalten, weil er alles mitbringe, was Red Bull in einem Teamkollegen für Max Verstappen sucht. Er selbst wollte "nach 2023 alle Optionen in Erwägung ziehen". Bis dahin dürfte er sich auch einen Ruf erarbeitet haben, der ihn auf dem freien Fahrermarkt zu einer heißen Aktie machen könnte.

Darum war es auch für AlphaTauri so wichtig klarzustellen, dass Gasly in der kommenden Saison nirgendwo hingehen wird. Denn die Silly Season nimmt so langsam wieder Fahrt auf.

Gasly war in den vergangenen Jahren einer der konstantesten Fahrer in der Formel 1. Er ist Grand-Prix-Sieger, Podestfahrer und holt für sein kleines Team als Anführer regelmäßig Punkte. Bei jedem Team, das nach einem erfahrenen Piloten sucht, erfüllt er genau die Anforderungen, die man haben möchte.


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Sein Versuch bei einem Topteam mag zwar missglückt sein, Gleiches gilt aber für Sergio Perez bei McLaren 2013. Dieser nahm einen langen Weg zurück in ein Topteam, mit Jahren voll harter Arbeit und guten Auftritten im Mittelfeld - ähnlich wie bei Gasly.

McLaren als offensichtliche Variante?

Eines der offensichtlichsten Teams, mit denen Gasly in Verbindung gebracht wird, ist McLaren, wo die Zukunft von Daniel Ricciardo mehr als unsicher ist. Wie bei Gasly läuft Ricciardos Vertrag 2023 aus, doch Geschäftsführer Zak Brown hatte zuletzt schon von "Mechanismen" gesprochen, die ein vorzeitiges Vertragsende zulassen. Ob er im kommenden Jahr noch in Woking sein wird, ist offen.

Brown sagte in Kanada, dass seine Beziehung zu Ricciardo "noch nie so gut" gewesen sei, und betonte, dass der Fokus von McLaren darauf liegen müsse, seinen Fahrern ein besseres Auto zu geben. "Die Dinge könnten besser laufen", sagte Brown über Ricciardos Form, "aber wir werden hart arbeiten und sicherstellen, dass sie das in Zukunft tun."

Andere attraktive Optionen blieben Gasly für die kommende Saison nicht: Aston Martin und Haas sind die einzigen Teams, wo es wegen Sebastian Vettel und Mick Schumacher noch Fragezeichen für 2023 gibt.


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Bei Williams scheint Oscar Piastri den Platz von Nicholas Latifi einnehmen zu können. Der Australier würde von Alpine ausgeliehen werden, weil es dort selbst keinen Platz gibt und Fernando Alonso wenig Anstalten macht, sein Karriereende einzuläuten.

18 Monate Bewerbungschance

Die heutige Bestätigung ist trotzdem ein öffentliches Glaubensbekenntnis von Gasly und AlphaTauri, der alle Andeutungen, dass er in der nächsten Saison woanders fahren könnte, aus dem Weg räumt.

Gasly sagte in der Pressemitteilung, in der er für das nächste Jahr bestätigt wurde, dass "die Möglichkeit, unsere Entwicklung mit dem Team für die nächsten 18 Monate zu planen, eine gute Arbeitsgrundlage für die Zukunft ist".

Aber die Bestätigung ist mehr als das: Sie gibt ihm auch eine 18-monatige Bewerbungsphase, um ein Cockpit bei einem größeren Rennstall zu bekommen, wenn er gerne wieder weiter vorne mitfahren würde.


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Der Fahrermarkt könnte für 2024 richtig in Bewegung kommen, wenn man die Zahl der Fahrer sieht, deren Vertrag dann ausläuft. Für Gasly wird es dann umso interessanter, über seine Zukunft zu sprechen, wenn sich neue Möglichkeiten auftun.

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