Wann Ascanelli Vettels Weltmeister-Potenzial erkannte

Toro-Rosso-Technikchef Giorgio Ascanelli traut sich kein Urteil zu, ob Buemi und Alguersuari Siegfahrer waren, und gibt zu, dass er Vettel lange unterschätzte

(Motorsport-Total.com) - "Zurück zum Start" heißt es dieses Jahr für Toro Rosso. Red Bulls Motorsport-Konsulent und Juniorteam-Chef Helmut Marko gab den bisherigen Stammfahrern Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari Ende 2011 den Laufpass und beorderte Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne ins Cockpit des Ausbildungs-Teams von Red Bull.

Titel-Bild zur News: Jean-Eric Vergne, Daniel Ricciardo

Noch ist nicht klar, ob Ricciardo und Vergne Siegpotenzial haben

"Wir haben zwei neue Fahrer - oder sagen wir eineinhalb neue Fahrer, denn Ricciardo hat vergangenes Jahr elf Rennen bestritten und ist ein bisschen erfahrener als Vergne", erklärt Teamchef Franz Tost die neue Ausgangssituation. Er steht aber hinter der Entscheidung, auch wenn sie das Team vor eine neue Herausforderung stellt: "Ich bin überzeugt, dass beide Fahrer, von denen ich übrigens eine sehr hohe Meinung habe, gute Arbeit leisten können. Wir haben sie genommen, weil sie in den Nachwuchsklassen sehr erfolgreich waren."

Waren Buemi und Alguersuari keine Siegfahrer?

Marko argumentierte die Entscheidung, die erst im Dezember fiel, damit, dass sich die bisherigen Toro-Rosso-Piloten nicht als potenzielle Siegfahrer herauskristallisierten und ihre Ausbildungszeit nach rund drei Jahren im Cockpit beendet sei.


Fotos: Toro Rosso, Testfahrten in Jerez


Doch ist es gerechtfertigt, dem bisherigen Pilotenduo die Fähigkeit abzusprechen, Siege einzufahren? "Fragt doch Helmut", antwortet Giorgio Ascanelli, Technikchef der Truppe aus Faenza. "Es ist nicht meine Aufgabe, mich zu kümmern, ob die Fahrer gut oder schlecht sind. Ich versuche, ihnen etwas beizubringen."

"Es ist nicht meine Aufgabe, mich zu kümmern, ob die Fahrer gut oder schlecht sind." Giorgio Ascanelli

Ascanelli: Als es bei Vettel klick machte

Zudem wisse er auch nicht, wie lange es dauert, bis man einen Fahrer richtig einschätzen kann. "Glaubte ich 2007 in Ungarn, dass Sebastian Vettel ein kommender Weltmeister sein könnte?", fragt der Italiener - und gibt eine Antwort: "Nein. In Barcelona 2008? Nein. In Valencia? Ja. Was hat sich geändert? Ich weiß es nicht, fragt ihn selbst. Es hat klick gemacht."

Der Frust, 2012 mit zwei unerfahrenen Piloten zu beginnen, hält sich jedenfalls in Grenzen: "Das ist unsere Aufgabe, unsere Existenzberechtigung. Es gibt keinen Grund, sich darüber zu beschweren, denn es ist wie es ist. Hoffentlich kommen sie rasch auf Tempo, aber vielleicht auch nicht. Wir werden es sehen." Bei der Konstruktion des Autos hat man jedenfalls keine Rücksicht darauf genommen, dass dieses Jahr zwei Anfänger im Cockpit sitzen. "Wir sind nicht so clever", grinst er.

"In Valencia 2008 hat es bei Vettel klick gemacht." Giorgio Ascanelli