• 01.07.2002 12:08

  • von Fabian Hust

Walkinshaw: Enrique war geschockt wie schnell HHF ist

Arrows-Teamchef Tom Walkinshaw über Frentzen, die Kostenexplosion in der Formel 1 und warum Hill 1997 einen Sieg wegschmiss

(Motorsport-Total.com) - Mit zwei WM-Punkten belegt das Arrows-Team im Moment den vorletzten Platz in der Konstrukteurswertung. Von einer erfolgreichen Saison zu sprechen, wäre für die "Pfeile" im Moment also übertrieben. Aber dennoch gibt es viele aufbauende Dinge, die Teamchef Tom Walkinshaw positiv nach vorne schauen lassen ? trotz aller vorhandenen finanzieller Probleme. Das Team hat bewiesen, dass man die richtigen Leute hat, um ein konkurrenzfähiges Team zu bilden, das gilt es nun umzusetzen.

Titel-Bild zur News: Tom Walkinshaw

Tom Walkinshaw ist froh, Heinz-Harald Frentzen im Team zu haben

Eine der Schlüsselfiguren ist Heinz-Harald Frentzen, der in diesem Jahr in das Team gekommen ist. Viele Kritiker verurteilten den Wechsel, denn er kostete Jos Verstappen das Cockpit. Der Holländer sah vergangenes Jahr oftmals gegenüber Enrique Bernoldi alt aus ? Frentzen hingegen hat den Brasilianer im Griff. Rückblickend gesehen war die Entscheidung von Teamchef Tom Walkinshaw also goldrichtig ? nicht immer war das in der Vergangenheit der Fall gewesen.

Kapitän "Major Tom" ist mit seinem Piloten Heinz-Harald Frentzen sehr zufrieden: "Vergangenes Jahr war Enrique Bernoldi regelmäßig schneller als Jos, doch Heinz-Harald hatte ihn vom ersten Tag an im Griff", so Walkinshaw in der 'F1Racing'. "Das wiederum sorgt dafür, dass Enrique noch mehr Gas gibt als früher. Anfangs schien Enrique fast geschockt zu sein, wie schnell Heinz-Harald ist. Mit Heinz haben wir endlich einen echten Teamleader an Bord." Für Walkinshaw ist Frentzen ein klarer "Nummer-1-Pilot".

Der beste Fahrer im Feld ist für Walkinshaw aber noch immer Michael Schumacher: "Ich kenne keinen, der auf der gleichen Ebene steht." In diesem Zusammenhang erinnert sich der Arrows-Teamchef an seine Zeit bei Benetton, als er 1994 mit "Schumi" den Titel holte: "Ich weiß noch, dass wir bei Benetton 1994 mit einem Budget von 15 Millionen Euro den Titel gewonnen haben. Heute braucht man mindestens das Zehnfache. Und das nur acht Jahre später. Das nenne ich Kostenexplosion. Wir müssen härter daran arbeiten", so der Verfechter einer kostengünstigeren Formel 1.

Walkinshaw steckt schon seit einiger Zeit Privatvermögen in sein Team, und das nicht ohne Grund: "Wir haben hier 260 Leute, die sehr hart arbeiten. Doch irgendwann waren wir an einem Punkt, wo wir uns Gedanken machen mussten. Einige Leute im Fahrerlager waren der grundsätzlich richtigen Ansicht, ihre Organisation verkleinern zu müssen, ich hingegen war der Meinung, dass es besser ist, das Team so lange wie möglich auf einem konkurrenzfähigen Level zu halten, so dass wir zeigen können, zu was wir fähig sind. Wenn du das Handtuch wirfst, dann gibst du damit meiner Meinung nach endgültig auf. Wenn man weitermacht, dann sollte die Chance bestehen, Rennen zu gewinnen. Warum sollte man sonst noch weitermachen?"

Seit 289 Grand Prix wartet das Arrows-Team auf den ersten Sieg, 1997 hätte Damon Hill in Ungarn fast gewonnen, doch er wurde kurz vor dem Ziel noch überholt, als er technische Probleme bekam. Gegenüber der 'F1Racing' verrät Walkinshaw, dass der Ex-Weltmeister damals seinen Sieg wegschmiss: "Wenn er einfach den vierten Gang eingelegt hätte, wie wir ihm es gesagt hatten, wäre er locker ins Ziel gerollt. Aber nein, er musste in den Zweiten runterschalten und als das Getriebe stecken blieb, musste er die ganze Runde im Zweiten statt im Vierten fahren. Er hätte gewonnen."