"Wahrlich eine Legende": Die Formel 1 trauert um John Surtees

Räikkönen, Hamilton, Ricciardo und viele weitere zeigen sich betroffen vom Ableben einer Legende: John Surtees (1934-2017) - Auch Bernie Eccelstone nimmt Abschied

(Motorsport-Total.com) - Am Freitag erreichte eine traurige Nachricht die Motorsportszene: John Surtees ist gestorben. Der einzige Pilot, der es jemals geschafft hat, die Motorrad- und Formel-1-Weltmeisterschaft zu gewinnen, starb im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in London. Seine Familie bestätigte wenig später die tragische Nachricht, die bald auch das Formel-1-Paddock bei den Testfahrten in Barcelona erreichen sollte. Surtees war noch im Vorjahr bei Rennen vor Ort und war für viele aktive Formel-1-Piloten ein Vorbild.

Titel-Bild zur News: John Surtees

John Surtees verstarb am Freitag in London im Alter von 83 Jahren Zoom

"Ich habe ihn ein paar Mal getroffen. Er war immer sehr entspannt und es war sehr einfach, sich gut mit ihm zu verstehen. In seinem Blut hatte er diese große Leidenschaft für das Rennfahren", erinnert sich der sonst oft wortkarge Kimi Räikkönen bei 'Sky Sports F1'. Der Finne hatte die große Ehre gemeinsam mit Surtees 2014 beim Goodwood Festival of Speed einen Showrun zu fahren. Surtees, der 1964 die Formel-1-Weltmeisterschaft mit Ferrari gewinnen konnte, pilotierte sein Weltmeisterauto, den Ferrari 158. Räikkönen saß im F2007 aus dessen Triumphjahr.

"Das sind sehr traurige Nachrichten, aber leider ist auch das Teil des Lebens. Meine Gedanken sind bei seiner Familie", kommentiert der "Iceman" und fügt an: "Wir haben wirklich einen tollen Kerl verloren. Er war wahrlich eine Legende." Das Wort "Legende" wird unweigerlich mit Surtees in Verbindung gebracht, denn nicht nur seine Erfolge auf der Rennstrecke, sondern auch seine Persönlichkeit sind unvergessen.

Hamilton schockiert und sprachlos

Auch Lewis Hamilton zeigt sich schockiert von der Nachricht, die er am Freitagabend erfahren hat. "Das waren ein paar hektische Testwochen für uns, diese nun mit solchen Nachrichten zu beenden, ist wirklich traurig. Er war eine Legende, ein toller Kerl", meint auch der Brite mit zittriger Stimme. "Meine Gebete und Gedanken sind bei seiner Familie. Das ist alles, was ich sagen kann. Es ist ein Schock für alle hier."

Seit Februar war Surtees im Krankenhaus behandelt worden, da er über Atemwegsbeschwerden klagte. Am Freitag sei er laut Auskunft seiner Familie friedlich eingeschlafen. Erst am 11. Februar feierte er seinen 83. Geburtstag. Der bis ins hohe Alter aktive Rennfahrer war gerne bei Grands Prix zu Gast. Doch blieb er oft lieber bescheiden im Hintergrund, nur selten äußerte er sich zu aktuellen Themen der Formel 1. Daniel Ricciardo erinnert sich an eine Begegnung: "Das letzte Mal haben wir uns in Monza getroffen. Er hat mir vor dem Rennen ein paar Tipps gegeben", verrät der Australier. "Nicht viele sind auf dem Motorrad und im Auto so schnell, er hinterlässt ein großes Erbe."

Viermal gelang Surtees, dessen Sohn Henry 2009 bei einem Formel-2-Rennen in Brands Hatch tödlich verunglückte, der Weltmeistertitel mit der MV Agusta in der 500ccm-Klasse (1956, 1958-1960), außerdem schaffte er zwei Titel in der 350ccm-Klasse. Danach wechselte er auf Anraten von Formel-1-Weltmeister Mike Hawthorn in die Formel 1, obwohl er eigentlich gar nicht vorhatte, Autorennen zu fahren. In seinem Vertrag mit MV Agusta, die ihn aufgrund von Streitigkeiten nicht mehr fahren lassen wollten, stand jedoch nichts von einem Teilnahmeverbot an Automobilrennen.

Ecclestone meldet sich via Instagram zu Wort

Surtees fuhr für Lotus, danach für Ferrari. Er besiegte in einem packenden Saisonfinale in Mexiko 1964 Graham Hill und Jim Clark. Doch den Titelgewinn sollte er erst nach wenigen Minuten realisieren: "Erst als ich an die Boxen zurückkam, sah ich meinen Chefmechaniker mit einem breiten Grinsen und der Ferrari-Flagge. Da wusst ich, dass ich den Titel hatte", erzählte Surtees später freudestrahlend.

Red-Bull-Pilot Ricciardo kann gar nicht glauben, dass er Surtees kennenlernen durfte: "Dieser Moment war wirklich surreal. Ich frage mich manchmal, ob das gerade wirklich passiert ist. Solche Treffen vergisst man nicht und man schätzt solche Momente." Viele weitere aktive und ehemalige Rennfahrer haben in den sozialen Medien ihre Trauer zum Ausdruck gebracht. Und auch Bernie Ecclestone, der Surtees seit dessen Anfangstagen in der Formel 1 gekannt hat, meldete sich über den Instagram-Account seiner Frau Fabiana zu Wort.

"Man verliert Dinge, die ersetzt werden können - John ist jedoch nicht ersetzbar. Ein sehr guter Freund für fast 70 Jahre. Leonora und Edwina haben einen liebevollen Vater verloren, Jane einen guten Ehemann. Seid dankbar für eure gemeinsame Zeit. In Liebe, Bernie." John Surtees geht als wahre Legende in die Geschichte des Motorsports, den er so geliebt hat, ein. Auf der Seite der Henry-Surtees-Stiftung, die nach dessen tragischen Unfalltod eingerichtet wurde, können sich Fans in ein virtuelles Kondolenzbuch eintragen.