• 09.10.2002 10:54

  • von Fabian Hust

Vorschau auf den Großen Preis von Japan

Sushi und Schumi ? die japanischen Fans gelten als total Formel-1-verrückt und so ist Suzuka ein würdiges Saison-Finale

(Motorsport-Total.com) - Am 14. Oktober geht die Formel 1 in eine lange Winterpause, zuvor treffen sich die 20 Formel-1-Piloten aber noch einmal auf einer Strecke, die viele Fahrer zu ihren Lieblingskursen zählen. Mitten in einem Vergnügungspark mit dem berühmten Riesenrad gelegen, ist die 5,862 Kilometer lange Strecke im japanischen Suzuka die einzige im Formel-1-Kalender, die in Form einer Acht angelegt ist und die immer spannende Rennen verspricht.

Titel-Bild zur News: Japan

Gelingt Ferrari in Suzuka der 15. Saisonsieg?

Auch wenn die Weltmeisterschaft in diesem Jahr erneut entschieden ist, ist Suzuka sicher eine Reise wert, auch wenn dieses zugegebenermaßen ein wenig beschwerlich ist. Nicht zuletzt die ungeheueren Zuschauermassen, die sich am Wochenende an die 520 Kilometer südlich von Tokio gelegene Strecke aufmachen, sorgen für ein heilloses Verkehrschaos.

Da die meisten Hotels relativ weit von der Strecke entfernt liegen, ist sehr frühes Aufstehen angesagt. Die meisten Zuschauer fahren deshalb auch mit dem Zug bis zum Bahnhof nach Shiroko und legen dann die restlichen 20 Minuten mit dem Taxi zurück. Der japanische Formel-1-Fan gilt übrigens als sehr ausdauernd und nicht selten hocken die Fans bis spät abends auf der Haupttribüne, um ja keine "Action" in der Boxengasse zu verpassen.

Japan: Für Europäer ganz klein?
Japanischkenntnisse sind immer von Vorteil, da kaum ein Japaner eine andere Sprache außer seiner Muttersprache auch nur rudimentär beherrscht. Bezüglich der Hotels tun Japanreisende gut daran, sich im Voraus zu erkundigen, ob ihre Hotels denn auch europäische Zimmer haben. Ist das nämlich nicht der Fall, kann es passieren, dass sich ein groß gewachsener Europäer in einem sechs Quadratmeter großen Zimmer mit einem 1,60 Meter langen Bett wieder findet.

Einfacher haben es da die Fahrer, die gesammelt im 'Suzuka Circuit Hotel' direkt an der Strecke wohnen. In jenem Hotel befinden sich auch die diversen Log-Cabines, in denen am Sonntagabend nach dem Rennen die traditionellen Feiern stattfinden.

In den Restaurants von Suzuka wird Internationalität groß geschrieben ? von Pizza über Mexikanisch bis hin, natürlich, zu traditioneller japanischer Küche findet sich für jeden Geschmack etwas. Allein das 'Suzuka Circuit Hotel' bietet seinen Gästen sechs verschiedene Restaurants.

Ansonsten ist in Suzuka in punkto Partys nicht viel los. Spätestens um 23 Uhr machen sämtliche Lokalitäten dicht und wer danach noch Hunger auf Sushi verspürt, hat eben Pech gehabt. Dafür haben die Fans aber Gelegenheit, ihren Idolen näher zu kommen, als auf irgendeiner anderen Strecke, denn beinahe täglich gibt es Autogrammstunden und Veranstaltungen rund um die Strecke.

Japan heißt auch Land der aufgehenden Sonne, das wird durch den roten Ball in der Nationalflagge symbolisiert. Das Land besteht aus nahezu 4.000 Inseln, der gesamte Archipel erstreckt sich über mehr als 3.000 Kilometer. Suzuka liegt auf der Insel Honshu, die eine der vier Hauptinseln des Landes ist.

Geschichte und Kultur
Japan bedeckt eine Fläche von 378.000 Quadratkilometern, fünf Prozent mehr als Deutschland. Die Bevölkerung von 126 Millionen übertrifft jedoch die aller europäischen Länder außer Russland. Die meisten Einwohner leben in den Ballungsräumen, allein 16 Millionen im Gebiet Tokyo/Yokohama.

50 Kilometer nordöstlich von Suzuka liegt Nagoya, mit 2,2 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Japans. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt weitgehend zerstört. Beim Wiederaufbau wurden breite Straßen angelegt, zahlreiche unterirdische Passagen mit Geschäften und Restaurants, zudem hat Nagoya einen der größten Häfen der Welt.

Japan ist ein Land für viele unterschiedliche Aktivitäten: Wandern in den Japanischen Alpen mit dem berühmten Berg Fuji, Skifahren, Surfen und Tauchen an der Küste des Japanischen Meeres, Kuren in einer der über 1.800 Thermalquellen des Landes, oder Landschafts-Sightseeing in einem der 47 Naturparks.

Sehenswürdigkeiten
100 Kilometer östlich von Suzuka liegt Kyoto, für mehr als tausend Jahre bis 1868 die Residenz der japanischen Kaiser. Hier entstand die klassische Kultur des Landes. In Kyoto finden sich 1.605 Tempel und 271 Schreine, die ältesten von ihnen stammen aus dem achten Jahrhundert. In vielen Bezirken der Stadt finden sich kleine, beschauliche Gassen mit den traditionellen japanischen Holzhäusern und kleinen, aber wunderschönen Gärten.

Made by Honda
Gebaut wurde der der 'Suzuka International Racing Course' im Jahr 1962 vom Automobilhersteller Honda als hauseigene Teststrecke samt einem Vergnügungspark für die Mitarbeiter und Familien. Obwohl die Motorsport-Tradition Japans in der Formel 1 und im Motorradsport in den frühen 60er-Jahren ihren Anfang nahm, gibt es erst seit 1976 einen Formel-1-Grand Prix im Land, erst 1987 gastierte man zum ersten Mal in Suzuka. Die Strecke gilt als fahrerisch sehr anspruchsvoll, besonders die S-Kurven erfordern eine extrem sauber Linie, die berüchtigte '130R' den ganzen Mut der Fahrer, fährt man den Linksknick doch mit rund 290 km/h, ohne große Auslaufzonen zu haben.

Anstrengend ist der Kurs nicht nur wegen der vielen schnellen Kurven und Richtungswechseln, sondern auch auf Grund der Tatsache, dass das Wetter häufig unberechenbar ist, was zu der körperlichen Belastung eine zusätzliche mentale Belastung darstellt. Viele Fahrer kennen aus ihrer Zeit in der Formel Nippon die Strecke wie ihre eigene Westentasche.

Die Geschichte des Japan-Grand-Prixs
Das erste Formel-1-Rennen in Japan fand nicht in Suzuka, sondern 1976 am Mount Fuji statt. Den Grand Prix beendete Frauenschwarm James Hunt als Dritter und wurde Weltmeister, Mario Andretti überquerte die Ziellinie als Sieger. Niki Lauda hatte wegen des starken Regens aufgegeben und damit seinen WM-Titel hergegeben. Als 1977 bei einem Unfall zwischen Gilles Villeneuve im Ferrari und Ronnie Peterson im sechsrädrigen Tyrrell zwei Zuschauer ums Leben kamen, pausierte die Formel 1 in Japan für zehn Jahre.

Erfolgreichster Pilot in Suzuka ist Michael Schumacher, der 1995, 1997, 2000 und 2001 das Rennen gewinnen konnte. Mika Häkkinen, Damon Hill, Gerhard Berger und Ayrton Senna kamen auf je zwei Siege. Das erfolgreichste Team mit sechs Siegen ist McLaren, Ferrari kommt auf vier Siege, Williams, und Benetton jeweils auf drei Triumphe.

Die Schlachten zwischen Senna und Prost
Denkwürdige Rennen lieferten sich in Suzuka vor allem Ayrton Senna und Alain Prost. 1989 hätte Senna das Rennen gewinnen müssen, um den WM-Titel nicht an McLaren-Teamkollege Alain Prost zu verlieren. Sennas Pole war nutzlos, als Prost als Erster in die erste Kurve einbog. In Runde 47 versucht Senna in einem waghalsigen Manöver an Prost vorbeizugehen, nachdem sich dieser einfach keinen Schnitzer erlaubte. Prost machte die Türe zu und beide Piloten krachten ineinander. Prost war damit Weltmeister.

Ein Jahr später folgte die Retourkutsche. Dieses Mal führt Ayrton Senna die WM-Wertung an und Ferrari-Pilot Alain Prost musste das Rennen gewinnen. Senna zwar gezwungen, vom zweiten Startplatz aus ins Rennen gehen und krachte Prost ins Heck. Beide rodelten von der Strecke und damit hatte Senna erfolgreich mit einer fragwürdigen Aktion Rache geübt.

2001
Ferrari-Fahrer Michael Schumacher gewinnt ungefährdet sein neuntes Saisonrennen und knackt als erster Fahrer die 800-WM-Punkte-Marke. Auf den zweiten Platz kommt Juan-Pablo Montoya im BMW-Williams, Teamkollege Ralf Schumacher wird wegen Abkürzens der Schikane bestraft und wird nur Sechster. McLaren-Mercedes-Pilot Mika Häkkinen überlässt in seinem letzten Rennen David Coulthard den dritten Platz. Rubens Barrichello im zweiten Ferrari wird Fünfter.

2000
Mit seinem Sieg bei schwierigen äußeren Bedingungen mit leichtem Regen holt sich Michael Schumacher seinen dritten Suzuka-Sieg und gleichzeitig seinen ersten WM-Titel mit Ferrari. Dank einer perfekten Strategie konnte man Widersacher Mika Häkkinen in der Boxengasse überholen, der sich vor seinem Teamkollegen David Coulthard im zweiten McLaren-Mercedes mit einem zweiten Platz zufrieden geben musste.

1999
Mit einem Start-Zielsieg sichert sich Mika Häkkinen den Sieg und damit auch den WM-Titel vor Ferrari-Pilot Eddie Irvine. Ferrari gelingt es zumindest, dank einem zweiten Platz von Michael Schumacher und einem dritten Rang von Eddie Irvine zum ersten Mal seit 1983 den Konstrukteurstitel zu gewinnen.

1998
Pole-Setter Michael Schumacher bleibt beim Vorstart stehen und muss damit den ersten Startplatz Gegner Mika Häkkinen überlassen. Der Finne kann das Rennen gewinnen und seinen ersten WM-Titel einfahren, Michael Schumacher muss nach einem Reifenschaden aufgeben. Eddie Irvine im Ferrari wird Zweiter vor David Coulthard im zweiten McLaren-Mercedes.

1997
Eddie Irvine lässt Michael Schumacher passieren und blockiert anschließen Williams-Renaul-Pilot Jacques Villeneuve, mit dem Schumacher um den Titel kämpft. Während Michael Schumacher gewinnt wird der Kanadier wegen Ignorierens gelber Flaggen disqualifiziert. Heinz-Harald Frentzen im Williams wird Zweiter vor Eddie Irvine im Ferrari.

1996
Mit einem Start-Zielsieg beendet Damon Hill das Rennen in Suzuka und wird Weltmeister, als sein Teamkollege Jacques Villeneuve nach einem Radverlust ausfällt. Michael Schumacher kommt auf den zweiten Platz, Mika Häkkinen wird Dritter.