Von Horners Auftreten genervt: Jos Verstappen legt nochmal nach!

Jos Verstappen ist zwar nicht in Saudi-Arabien, hat seinem Misstrauen gegenüber Red-Bull-Teamchef Christian Horner aber von Belgien aus erneut Luft gemacht

(Motorsport-Total.com) - Jos Verstappen hat sich in der Horner-Affäre erneut zu Wort gemeldet und seine Unterstützung für jene Frau zum Ausdruck gebracht, die den Vorwurf geäußert hatte, von ihrem Chef bei Red Bull Racing, Christian Horner, sexuell belästigt worden zu sein. "Ich sympathisiere mit der Frau, nach allem, was sie durchgemacht hat", sagt der Vater von Formel-1-Weltmeister Max Verstappen.

Titel-Bild zur News: Christian Horner, Jos Verstappen

Christian Horner und Jos Verstappen während einer wilden Diskussion im Paddock in Bahrain Zoom

Zuletzt waren im Fahrerlager Gerüchte aufgetaucht, Verstappen sen. könnte mit der Frau befreundet sein, die erst diese Woche von Red Bull Racing als Horners persönliche Assistentin vom Dienst suspendiert wurde. Hinter vorgehaltener Hand wurde sogar darüber getuschelt, seine Beziehung zu ihr sei womöglich nicht nur freundschaftlich. Eine Darstellung, die Verstappen übrigens bestreitet.

Unabhängig davon ist klar, dass Verstappen sen. nicht damit einverstanden ist, wie von Horner in der Teamchef-Pressekonferenz am Donnerstag in Saudi-Arabien öffentlich gefordert, einfach einen Schlussstrich unter die Angelegenheit zu ziehen und diese auf sich beruhen zu lassen.

"Dafür ist es jetzt ein bisschen zu spät. Wenn er das will, okay. Aber ich glaube nicht, dass das möglich ist", sagt der Niederländer, der am Montag 52 Jahre alt wurde und zu seiner Geburtstagsparty in Dubai zwar Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko eingeladen hat, nicht aber Teamchef Christian Horner.

Verstappen wird von der Daily Mail so zitiert, dass er eigentlich am liebsten gar nicht über das Thema sprechen würde, "weil das Probleme verursachen wird". Und: "Das Wichtigste für mich ist, dass Max glücklich ist. Nur das zählt für mich. Dass er glücklich ist."

Meldet die Frau ihre Vorwürfe jetzt auch den Behörden?

In Saudi-Arabien kursieren inzwischen Gerüchte, dass die betroffene Frau in Erwägung ziehen soll, die Angelegenheit der Justiz zu übergeben, um eine unabhängige Überprüfung des Sachverhalts sicherzustellen. Die Red-Bull-interne Untersuchung, die Horner zunächst entlastet hatte, könnte dadurch in ein neues Licht gerückt werden.

"Red Bull scheint ja genau zu wissen, was sie mit ihr tun. Wir werden sehen", sagt Verstappen. "Ich denke, es liegt an ihr, in die Offensive zu gehen und dann abzuwarten, was passiert. Ich bin nicht auf dem Laufenden, was rund um sie passiert. Aber all diese Dinge haben Einfluss auf Max." Trotz dessen sportlicher Leistungen sei nämlich "alles, was wir hören, Horner und seine Situation", ärgert er sich.

Verstappen, der bereits nach dem Grand Prix von Bahrain angekündigt hatte, das Red-Bull-Team werde "explodieren", sollte Horner nicht zurücktreten, bleibt bei seiner bisherigen Haltung: "Ich habe ja schon gesagt, dass es meiner Meinung nach Probleme verursacht, wenn er bleibt."

"Ich denke, es ist zu spät für Christian, sich auf den Standpunkt zurückzuziehen, dass man ihn jetzt in Ruhe lassen soll. Aber er hat die Unterstützung des thailändischen Eigentümers. Daher denke ich, dass er den Rest der Saison bleiben wird. Ich habe gesagt, dass es schlecht wäre, wenn er bleibt. Diese ganze Situation ist nicht gut für das Team", so der ehemalige Formel-1-Pilot.

Verstappen sen. derzeit bei Rallye in Belgien

Verstappen befindet sich nicht selbst in Saudi-Arabien, wo sein Sohn Max am Freitag die Poleposition für das Rennen in Dschidda erobert hat, sondern in Belgien, wo er auf einem Škoda Fabia RS Rallye 2 gemeinsam mit Beifahrer Renaud Jamoul die Rallye de Hannut bestreitet.

Zuvor hatte am Freitagabend in Dschidda auch sein Sohn Max mit aufsehenerregenden Aussagen klar Position bekannt und Helmut Marko seine Loyalität ausgesprochen. Nachdem Red Bull Racing schon Horners ehemalige Assistentin suspendiert hat, war am Freitag überraschend bekanntgeworden, dass nun auch Marko die Suspendierung drohen könnte.

Angeblich, weil er - trotz eines Red-Bull-weiten Redeverbots zum Thema Horner-Affäre - interne Informationen an Medienvertreter durchgestochen haben soll. Ein Vorwurf, für den bisher allerdings keine konkreten Beweise vorgelegt werden konnten.

Welche Hinweise das Datenleak liefert

Tatsache ist aber: Bereits seit Wochen sickerten Informationen in verschiedenen Publikationen durch, von denen bekannt ist, dass sie bestimmten Personen innerhalb der Red-Bull-Organisation nahestehen. Es handelte sich dabei um angebliche Beweise und Informationen über Einzelheiten des Falls sowie um Briefe von Beteiligten, die nur von einer begrenzten Anzahl von Personen eingesehen werden konnten.


Und dann war da noch das anonyme E-Mail-Dossier, das in Bahrain verschickt wurde, um Horner in Verlegenheit zu bringen und Red Bull möglicherweise dazu zu bringen, die Entscheidung, ihn zu unterstützen und die Beweise gegen ihn zurückzuweisen, zu überdenken.

Diese E-Mails beweisen, dass ein schmutziger Krieg im Gange ist, aber sie enthüllen auch einige Hinweise darauf, wer hinter den Dingen stecken könnte. Eine Durchsicht der angeblichen WhatsApp-Beweise zeigt zum Beispiel Ungereimtheiten in der Formatierung der Nachrichten auf.

Als sich dann die IT-Experten von Red Bull und der Formel 1 an die Arbeit machten und versuchten, den Absender der E-Mails zu einer IP-Adresse zurückzuverfolgen, obwohl VPN-Server im Spiel waren, um die Spuren zu verschleiern, tauchten weitere Hinweise auf den vermuteten Absender auf.

Dazu gehört zum Beispiel die Art und Weise, wie die Liste der E-Mail-Empfänger formatiert ist. Es gibt zwei Rechtschreibfehler - "Hass" und "Dominecali" -, und die Wahl zwischen Privat- und Geschäftsadressen gibt ebenfalls Aufschluss darüber, von wem die Nachrichten stammen könnten. Darüber hinaus gibt es Gerüchte, dass weitere Korrespondenz von der anonymen E-Mail-Adresse auch Hinweise hinsichtlich der Formulierung bestimmter Wörter geben könnte.

Wurz: "Absoluter Machtkampf, der hier ausbricht"

Ob alle undichten Stellen und die E-Mails der letzten Wochen von einer einzelnen Person, von verschiedenen Personen oder aus einer koordinierten Aktion einer ganzen Gruppe stammen, bleibt vorerst unklar. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass die Aktion Teil einer Agenda ist, Horner aus seiner Teamchef-Position zu entfernen.

Oder, wie es Alexander Wurz im Interview mit dem ORF formuliert: "Das zeigt eindeutig, dass hier alle Register gezogen werden, dass das ein Kampf ist, wo die Ellbogen draußen sind. [...] Es ist ein absoluter Machtkampf, der hier ausbricht, eine ganz, ganz große Nummer, die auch weit über das Fahrerlager hinausgeht."

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