• 11.04.2002 10:00

  • von Marcus Kollmann

Villeneuve motiviert BAR-Team

Der Kanadier im Gespräch über die Situation bei BAR-Honda, die Ziele für diese Saison und warum er auch 2003 für das Team fahren will

(Motorsport-Total.com) - In Zeiten in denen es in einem Rennstall nicht gut läuft, und einer der beiden Piloten ganz offen und ehrlich seine Meinung über die dürftigen Leistungen seines Teams nach außen an die Presse trägt, sind Verstimmungen quasi vorprogrammiert. Schließlich sieht es keiner der Angestellten gerne, wenn die Fahrer des eigenen Teams öffentlich kritisieren und scheinbar all die Bemühungen zu übersehen scheinen.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve (BAR-Honda)

Villeneuve glaubt weiterhin an BAR und hofft, dass es aufwärts geht

Aber Formel-1-Piloten sind keine Aerodynamiker, die über das Wissen im Detail verfügen wie man ein Chassis noch schneller machen kann, noch sind sie Ingenieure oder Mechaniker. Sie sind ganz einfach Rennfahrer die ihre mit dem ihnen bereitgestellten Boliden gesammelten Erfahrungen weitergeben und dann darauf vertrauen, dass die gewünschten Veränderungen umgesetzt werden. Läuft es wie im Fall BAR-Honda eigentlich seit Gründung des Teams äußerst bescheiden, dann verwundert es nicht, wenn auch der Umgangston rauer und die Stimmung immer angespannter wird. Die Fahrer sehen in der Äußerung von Kritik am Team in den meisten Fällen die letzte Möglichkeit, um auf eklatante Probleme hinzuweisen und hoffen, dass die eigenen Worte motivierend auf die Teammitglieder wirken.

Villeneuve peilt Platz 7 in der Fahrerwertung an

Jacques Villeneuve geizte auf Grund der bescheidenen Resultate zuletzt nicht mit Kritik am Team, doch der Kanadier verstand es auch die Verbesserungen zu loben. Nach den Problemen in den ersten drei Rennen, hat sich der seit 1996 in der Formel 1 fahrende Pilot entschlossen ein Zeichen damit zu setzen, indem er mitteilte, dass er gar nicht daran denke den Kopf jetzt in den Sand zu stecken. Wenngleich sich BAR-Honda in keiner besonders guten Situation im Moment befindet, so ist die Lage doch auch nicht so verfahren, dass der Kanadier bereits jetzt schon die Saison 2002 ganz abgeschrieben hat.

Da an einen Kampf mit den Top-Teams in naher Zukunft sowieso nicht zu denken ist, hat sich der 31-Jährige auf kleinere Ziele besonnen, welche für die Truppe aus Brackley dennoch eine Herausforderung darstellen: "In den letzten zwei Jahren bin ich jeweils Siebter am Ende der Saison in der Fahrerwertung gewesen. Ich glaube noch immer fest daran, dass ich auch dieses Jahr wieder auf diesem Platz landen kann, wenngleich es kein besonders tolles Gefühl ist Siebter zu sein", lässt Villeneuve durchblicken, dass er seine vor Saisonbeginn geäußerten Ziele korrigiert hat.

Wiederholung des Vorjahresergebnisses am Ende der Saison schwer aber nicht unmöglich

Auch wenn die Wiederholung des Vorjahresergebnisses in der Endabrechnung nach 17 Grand Prix auf den ersten Blick nicht allzu schwer erscheint, muss man im Moment daran zweifeln, dass dem Team um David Richards dies tatsächlich gelingen wird. Dafür gibt es drei grundlegende Gründe: Nach den personellen Konsequenzen muss erst einmal eine klare Struktur in die Belegschaft gebracht werden, was Zeit erfordert. Darüber hinaus muss man die Zuverlässigkeitsprobleme mit dem BAR 004 endlich in den Griff bekommen und gleichzeitig das Kunststück bewerkstelligen das Auto konkurrenzfähiger zu machen, um nicht noch weiter hinter die nicht schlafende Konkurrenz zurückzufallen. Und dann wäre da noch der Motorenpartner des Teams, Honda, von welchem man ein standfestes und leistungsfähiges Aggregat benötigt, denn sonst hat man keine Chance um WM-Punkte kämpfen zu können.

Villeneuve: "Sauber scheint sehr stark zu sein"

Was die allgemeine Konkurrenzfähigkeit anbelangt, so kann sich BAR-Honda zumindest damit trösten, dass die mit dem gleichen Zehnzylinder ausrückende Konkurrenz von Jordan-Honda bislang ebenfalls null Zähler auf dem Punktekonto zu stehen hat. Doch die eigenen dürftigen Leistungen durch Vergleiche mit anderen ähnlich performenden Teams zu vergleichen, ist schon immer nicht hilfreich gewesen.

Jacques Villeneuve hat nach Beurteilung der Performance von BMW-Williams, Ferrari und McLaren nun schon einmal kategorisch ausgeschlossen, dass man es mit diesen drei Rennställen in dieser Saison noch aufnehmen können wird. Aber gegenüber der englischsprachigen Presse verriet er auch, dass man Ende der Saison wenigstens direkt hinter diesen Teams stehen wolle, was für den Weltmeister von 1997 eigenen Worten nach ebenfalls ein beinahe aussichtsloses Unterfangen sei: "Ich zweifle auch daran, dass wir Sauber besiegen können, denn die scheinen sehr stark zu sein und dann ist da ja auch noch Renault", gibt "JV" zu bedenken, dass die Konkurrenz enorm stark sei und es schone eine enorme Leistung wäre, würde man es unter die Top 5 der Konstrukteure schaffen.

Villeneuve fordert die Angestellten auf am Ball zu bleiben

Doch getreu der Devise, wonach die Hoffnung zuletzt stirbt, gibt sich der 1 Meter 68 große Rennfahrer kämpferisch und fordert sein Team nach dem Motto "Jetzt erst recht" zu einer Trotzreaktion auf und versichert, dass er BAR-Honda auch durch das jetzige Tal der Erfolglosigkeit begleiten wird: "Ich bin seit dem Anfang bei diesem Team und verspüre noch immer das Bedürfnis mit diesem Team Erfolg zu haben und ihm einen Sieg zu schenken. Es schaut so aus, dass die vorgenommenen Veränderungen etwas bewirken, doch davon wird man nicht gleich in den nächsten Monaten etwas sehen. Wir müssen trotzdem am Ball bleiben, dürfen nicht aufgeben und müssen alle gut miteinander zusammenarbeiten", fordert der bereits seine vierte Saison für BAR-Honda fahrende Pilot und stellt sich gleichzeitig hinter die von Teamchef David Richards getroffenen Entscheidungen.

Wann es mit dem Team wieder aufwärts gehen wird, vermag selbst Villeneuve derzeit nicht einzuschätzen. Der zuletzt vor fünf Jahren siegreiche Rennfahrer klammert sich an die Hoffnung, dass in Brackley nach der jüngsten Entlassungswelle nun alle Angestellten aufgewacht sind und es irgendwann ja einmal besser werden müsse.

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