• 16.01.2004 10:30

  • von Marcus Kollmann

Villeneuve: Erleichtert, erschöpft und sauer

Jacques Villeneuve äußert sich zu den Spekulationen einer Rückkehr in die F1 zusammen mit Jordan und spricht über seine Zeit bei BAR

(Motorsport-Total.com) - Als BAR-Honda am 18. Dezember 2001 das neue Auto für die Saison 2002 präsentierte, und zugleich David Richards als neuen Teamchef, war bereits anhand der Körpersprache von Jacques Villeneuve zu sehen, dass er mit der Ablösung von Craig Pollock, bis dahin sein Manager, Freund und Chef, alles andere als glücklich oder einverstanden war.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve nach dem Dreher ins Kiesbett zurück im Fahrerlager

"JV": "Diese schwierigen Saisons haben mich ausgelaugt"

Unbeliebt machte sich David Richards beim Kanadier aber vor allem deshalb, weil er die Aufbauarbeit, die man die Jahre zuvor geleistet hatte, einfach nicht respektierte.

Villeneuve hatte schon bei Richards Verpflichtung als Teamchef eine Vorahnung

"Als David Richards damals in das Team kam, vor zwei Jahren, wusste ich, dass alles schief laufen würde. Mit der Verpflichtung von Button wurde die Richtung, in die sich alles entwickeln würde, sehr deutlich. Ich wusste von da an, dass alles vorbei ist", erklärte Villeneuve in einem Interview mit der Schweizer Illustrierten 'L'Illustré', dass er schon damals eine Vorahnung hatte wonach Richards Ankunft seine Zukunft im Team früher oder später besiegeln würde.#w1#

"Dennoch habe ich habe alles probiert, war höflich und geradeaus was Richards betraf, selbst als ich wusste, dass es kein gutes Ende nehmen würde", sprang der 32-Jährige seinen Worten nach aber über seinen Schatten, um das Beste aus der neuen Situation bei BAR-Honda zu machen. Was ihn heute, nach seinem unrühmlichen Abgang, und vor allem der Art und Weise wie man ihn hinters Licht führte, ärgert, ist die vergeudete Zeit und Energie die er in den Aufbau des Rennstalls gesteckt hat: "Ich habe BAR meine Karriere gewidmet - für nichts", resümiert Villeneuve enttäuscht.

"Diese schwierigen Saisons haben mich ausgelaugt"

Dass er 2004 zu einer Zwangspause verdammt ist und nicht in der Königsklasse am Start stehen wird, hat für den Weltmeister von 1997 aber auch seine guten Seiten. "Ich fühle mich jetzt erleichtert, bin aber erschöpfter als ich es je gewesen bin. Die letzten beiden Jahre habe ich mich oft ausgepowert gefühlt. Diese schwierigen Saisons haben mich ausgelaugt. Ich muss meine Batterien wieder aufladen", gibt "JV" unumwunden zu, dass er nach den Erfahrungen der letzten Jahre erst einmal wieder neue Zuversicht, Energie und Motivation gewinnen muss.

Die Spekulationen, wonach im Hintergrund der Formel 1 bereits die Fäden gezogen werden, sodass er selbst doch noch in diesem Jahr fahren kann, bei Jordan, entkräftete Villeneuve ebenfalls. "Mit Jordan in die Formel 1, ans Ende der Startaufstellung zurückkehren? Nein danke."

Keine Rückkehr mit Jordan

Und was spricht gegen das Team von Eddie Jordan? Laut Villeneuve die Wettbewerbsfähigkeit. "Die Arbeitsmoral bei Jordan ist großartig, dort arbeiten alle gut miteinander, und angesichts ihrer Mittel haben sie fantastische Ergebnisse erzielt. Aber nein, ich bin glücklich, nicht mehr im Paddock zu sein."

Eine Rückkehr, so meinte der Kanadier vor geraumer Zeit, käme für ihn ohnehin nur bei einem Team in Frage das ihm ein konkurrenzfähiges Auto anbieten kann. Inzwischen hat er dieser Grundanforderung eine weitere Bedingung hinzugefügt.

Er will sein Leben nämlich nicht mehr für Leute wie David Richards riskieren und mit seiner Meinung hinterm Berg halten müssen, weil es so vom Sponsor erwartet wird. Die Chancen auf ein Come-back des Kanadiers in der Königsklasse des Motorsports darf man deshalb als äußerst gering ansehen.