Vettels Schicksalsrennen in "Schumis" Wohnzimmer

(Motorsport-Total.com/SID) - Sebastian Vettel steht nur noch in der zweiten Reihe, Rubens Barrichello ist plötzlich mittendrin im Titelrennen und Ersatzmann Luca Badoer droht bei Ferrari die schnelle rote Karte: Wenn am Sonntag im belgischen Spa-Francorchamps der Endspurt im Kampf um die Formel-1-Krone 2009 beginnt, ist Ferrari wieder nur dabei.

Dafür dreht sich bei den Italienern das Fahrerkarussell. Nach dem peinlichen 17. Rang in Valencia steht der erfolglose Badoer vor dem Aus - und schon träumen die Tifosi wieder von "Schumi". Doch ein Comeback von Michael Schumacher wird es nicht geben, auch wenn das nächste Rennen auf seiner Lieblingsstrecke steigt, wo der Stern des erfolgreichsten Rennfahrers aller Zeiten am 25. August 1991 aufgegangen ist.#w1#

Kein Schumacher-Comeback

"Ich kann mit absoluter Sicherheit ausschließen, dass Michael in diesem Jahr als Rennfahrer zurückkehrt", sagt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. Ob der 38-jährige Badoer aber noch lange im Ferrari sitzt, ist mehr als fraglich. Als mögliche Ersatzkandidaten werden derzeit der Spanier Marc Gené und GP2-Spitzenreiter Nico Hülkenberg gehandelt. Hülkenberg dürfte in jedem Fall prominente Fürsprecher haben: Der 22-Jährige wird von Schumachers Manager Willi Weber betreut.

Für Vettel könnte Spa-Francorchamps bereits zum Schicksalsrennen werden. Auf dem Ardennenkurs hat der deutsche Hoffnungsträger wohl seine letzte Chance, wenn er dem Titelrennen eine Wende geben will: "Solange rechnerisch noch die Möglichkeit besteht, werden wir mit Sicherheit nicht aufgeben", sagt der 22-jährige Red-Bull-Pilot, dessen Hoffnungen in Valencia nach einem Motorschaden in Rauch aufgingen.

In der WM-Wertung ist Vettel auf Platz vier abgerutscht, sein Rückstand auf WM-Spitzenreiter Jenson Button im Brawn-Mercedes beträgt nach dem Grand Prix von Europa schon 25 Punkte. In den ausstehenden sechs Rennen des Jahres werden allerdings noch 60 Punkte vergeben.

Und um die will Vettel kämpfen: "Ich denke, es besteht noch eine Chance", sagt der Heppenheimer, dessen Teamkollege Mark Webber (51,5 Punkte) in Valencia als Neunter ebenfalls leer ausging und Platz zwei an den siegreichen zweiten Brawn-Piloten Rubens Barrichello (54) verlor. "Wir können ganz normal auftreten, versuchen, das Beste herauszuholen und zu gewinnen. Was die anderen machen, liegt nicht in unserer Hand."

Sieg für Massa

Doch Vettel hat nun einen weiteren Rivalen bekommen: Nach fünf Jahren Durststrecke hätte Rubens Barrichello keinen besseren Moment für die Rückkehr auf das oberste Treppchen finden können - gleich im ersten Rennen nach dem schweren Unfall seines Freundes Felipe Massa in Budapest! "Der Kampf um den Titel ist neu entbrannt", schreibt die Zeitung 'Lance' aus Barrichellos Heimatstadt São Paulo.

Barrichello widmete seinen zehnten Sieg ganz Brasilien und "einem ganz besonders: Felipe". Vier Wochen nach Massas Verletzung hatte Barrichello "Felipe - see you on track soon!" auf den Helm geschrieben. "Das ist mein voller Ernst", sagt der 37-jährige Routinier.

"Dass 'Rubinho' gewonnen hat, ist toll. Ich habe ihm die Daumen gedrückt", meint der verletzte Massa und gratuliert aus der Heimat. Der Brasilianer will angesichts der schwachen Vorstellung seines Ersatzmanns Badoer so schnell wie möglich in den Ferrari zurückkehren, um dann vielleicht gegen Barrichello um Siege zu kämpfen.

Barrichello glaubt an seine WM-Chance: "Die 18 Punkte Rückstand sind besser als die 26, die ich vor dem Wochenende hatte. Es ist ein schöner Zweikampf", findet er. "Jenson ist ein hervorragender Fahrer. Er hatte den besseren Start in die Meisterschaft, aber jetzt ist der Titelkampf offen. Noch sind es sechs Rennen, ich hoffe auf weitere Siege in diesem Jahr."