Vettel: Zuckerbrot und Peitsche
Der Red-Bull-Pilot erklärt, wie er für Disziplin im Team sorgt und warum es ihm egal ist, wer in der kommenden Saison neben ihm fahren wird
(Motorsport-Total.com) - WM-Leader Sebastian Vettel wird bis mindestens 2015 bei Red Bull bleiben. Doch in der kommenden Saison wird sich der Deutsche an einen neuen Teamkollegen gewöhnen müssen. Mark Webber verlässt das Team und die Formel 1. Der Australier widmet sich ab 2014 seiner Langstrecken-Leidenschaft. Wer den Platz an Vettels Seite einnehmen wird, ist momentan noch nicht geklärt. Doch fest steht, dass der Weltmeister der vergangenen drei Jahre darauf keinen Einfluss nehmen wird.

© Red Bull
Sebastian Vettel fordert von allen Teammitgliedern Bestleistungen Zoom
"Ich gehe auch davon aus, dass sie mich fragen werden, wer für mich als zweiter Fahrer in Frage kommt - aber das ist nicht meine Entscheidung. Ich setze mich mit niemandem an den Tisch und sage: Bitte unterschreiben Sie hier", stellt Vettel im Gespräch mit der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' klar. "Meine Berufsbe¬zeichnung ist Rennfahrer. Und als Renn¬fahrer fährt man in erster Linie Rennen."
Durch diese klare Aussage besteht keine Zweifel: Vettel weiß, was er will und was er nicht will. Teamintern verlangt der amtierende Weltmeister von jedem einzelnen Mitglied Bestleistungen. "Natürlich bin ich fordernd, ich verlange von allen, dass sie diszipliniert sind und ihren Job so gut ma¬chen, wie sie können", bemerkt er. "Jeder hat seine Freiheiten. Aber ich erwarte einfach, dass das hier jeder ge¬nauso ernst nimmt wie ich."
Kritiker behaupten, dass Vettel nur durch die Vorteile seines Autos Weltmeister werden konnte. Ein Wechsel zu einem anderen Team ist derzeit nicht in Sicht. "Das hat mit Scheu nichts zu tun, ich habe im Moment keinen Grund dazu. Im kommenden Jahr gibt es die neue Motoren¬formel, keiner weiß genau, was auf die Formel 1 und die Teams zukommt", erklärt Vettel. "Das Kräfteverhältnis könnte komplett durcheinandergewirbelt werden."
"Ich werde das Team nicht wechseln, um den Leuten etwas zu beweisen", betont der Deutsche. "Mir ist nur wichtig, was ich im Spiegel sehe. Ruhm besteht für mich nicht darin, dass ich zu einem anderen Rennstall gehe und dort zeige, was ich kann. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich hier irgendjeman¬dem irgendetwas beweisen müsste - au¬ßer vielleicht mir selbst."
Mit dieser Entschlossenheit kümmert sich Vettel auch um seine Verträge. Obwohl er Leute um sich hat, die ihn beraten, trifft Vettel die finalen Entscheidungen selbst. "Ich weiß genau, was in den Verträgen steht - es geht ja um mich", wird er vom 'Stern' zitiert. Im gleichen Atemzug stellt er klar, was er von den sozialen Netzwerken hält, die einige seiner Konkurrenten intensiv nutzen: "Facebook? Twitter? Absolut nichts für mich. Ich verstehe dieses ganze Mitteilungsbedürfnis nicht."
Stattdessen genießt er lieber die ruhigen Momente, die er in der Formel-1-freien Zeit hat - sofern er von den Fans nicht belagert wird. "In Tokio werde ich zwar als Langnase erkannt, aber nicht als Vettel. Und in Kanada, wo die Formel 1 keinen riesigen Stellenwert hat, kann ich auf einem Leihfahrrad die Stadt erkunden", berichtet der Red-Bull-Pilot. "In Deutschland geht das nicht."

