Vettel: 'Youtube'-Video "nicht überbewerten"
Der Toro-Rosso-Fahrer im Interview über das, was nach dem Auffahrunfall von Fuji passierte - von der Strafe über 'Youtube' zur Fahrerbesprechung
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Seit dem Auffahrunfall in Fuji ist viel passiert. In Japan meintest du noch, dass du die Schuld daran trägst. Denkst du nun - nach der Fanvideoveröffentlichung - immer noch so?"
Sebastian Vettel: "Ja, ich mein, man könnte ganz, ganz, ganz weit zurückgehen: Wenn ich nicht geboren worden wäre, wäre ich nicht da gewesen. Letztendlich bin ich dem Mark (Webber) hinten draufgefahren, an dieser Tatsache hat sich nichts geändert. Ich sah den Lewis (Hamilton) rechts langsamer werden und hab mich gewundert. Ich habe gedacht, er fällt aus. Und im selben Moment schau ich nach vorn und knalle dem Mark ins Heck. Ich habe danach eine Strafe bekommen, die ich als Fahrer nicht ganz gerecht fand. Deswegen haben wir darum gebeten, den Fall noch einmal zu untersuchen. Das hat letztlich dazu geführt, dass ich die Strafe nicht bekommen hab."

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Sebastian Vettel hätte am Rennsonntag nichts gegen Schauer einzuwenden
Frage: "Wie hast du von dem Video auf 'Youtube' erfahren?"
Vettel: "Man schaut einfach im Internet umher. Ich weiß gar nicht, auf einmal war das da und hat dann ziemlich schnell die Welle gemacht. Letztlich muss man das aber nicht überbewerten, es ist nur ein Extrastück an Information. Glücklicherweise hat irgendjemand mit einer Kamera zu dem Zeitpunkt genau da draufgehalten und es eben aus einem anderen Winkel gezeigt. Ich glaube, das war ganz hilfreich."#w1#
Frage: "Also der Fan hatte euch das nicht zugeschickt, richtig?"
Vettel: "Nein. Aber irgendjemand hat es gefunden."
Neue, sicherere Wege gesucht
Frage: "Wie ist das gestern dann in der Fahrerbesprechung abgelaufen? Seid ihr alle sauer auf Lewis gewesen?"
Vettel: "Nein. Es gab mehrere Punkte. Der Hauptpunkt in der Fahrerbesprechung waren die schweren Bedingungen (in Fuji; Anm. d. Red.). Ich glaube, es hatten alle Probleme damit, etwas zu sehen. Letztendlich war es sehr gefährlich, darauf haben wir uns alle geeinigt, dass es doch sehr riskant war, das Rennen zu dem Zeitpunkt zu starten. Vielleicht nicht für die ersten 3, 4, 5 Fahrer, aber speziell die ab Platz 10 haben eben noch weniger gesehen als gar nichts. Darüber haben wir relativ lange gesprochen, was man da in Zukunft unternehmen kann. Wir sind alle mit dem Team über Funk verbunden und gleichzeitig kann die FIA das mithören. Das kann man in Zukunft vielleicht besser einsetzen, um dem Charlie (Whiting, FIA-Rennleiter; Anm. d. Red.) zu sagen, wie die Bedingungen auf der Strecke sind."
Frage: "Hat Charlie da gut zugehört?"
Vettel: "Ja ja, absolut. Charlie ist immer sehr offen, wenn es um solche Fragen geht. Es ist auch normal, dass man das Treffen damit beginnt, noch einmal die Highlights des vergangenen Rennens und das, was einem Fahrer nicht gepasst hat, aufzurollen."
Frage: "Wie steht es nun mit dem ständigen Beschleunigen und Bremsen bei einer Safety-Car-Phase. Macht ihr das nun weiter?"
Vettel: "Ja. Ich glaube, dass Mark (Webber) und ich das am Donnerstag in der Pressekonferenz schon gut erklärt haben, wie es uns vorgekommen ist. Die anderen Fahrer mussten da auch nichts mehr dazugeben, weil sie mit uns übereingestimmt haben. Die hatten dieselbe Meinung, wonach der Rhythmus in der Safety-Car-Phase zum Teil sehr schlecht war. Dazu kam, dass die Sicht der schlecht war. Das macht es eben extrem gefährlich."
"Dass man die Bremsen immer auf Temperatur halten muss, danach muss jeder schauen. Aber man muss auch sehen, dass man sich etwas benimmt und da nicht irgendwas macht, was dann für das Hinterfeld gefährlich sein könnte. Deswegen kam es letztlich auch zum Unfall. Gestern kamen Mark, Lewis und ich noch einmal bei der Besprechung zusammen und haben noch einmal darüber gesprochen, was genau passiert ist, was jeder Einzelne zu diesem Zeitpunkt gedacht hat."
Frage: "Wie lief es dann beim Treffen mit der Rennleitung? Es war ja dein erstes Mal dort."
Vettel: "Zumindest in der Formel 1, ja. Dort sitzen eben Spezialisten, die einschätzen können, was fair war und was nicht, und was gefährlich war uns was nicht. Wir hatten das Glück, dass wir noch einmal angehört werden konnten gestern. Letztlich hat das dann dazu geführt, dass meine Strafe zurückgenommen wurde. Das stand für mich als Fahrer und für uns als Team im Vordergrund. Es ging nicht darum, die Schuld irgendwo anders hinzuschieben und einen Fahrer konkret zu beschuldigen, damit dieser bestraft wird."
Kein Problem mehr mit Webber
Frage: "Wie ist das Verhältnis zwischen dir und Mark jetzt?"
Vettel: "Da ist kein Problem. Logischerweise war er am Sonntag sauer. Man muss sich vorstellen, man fährt auf Platz zwei oder drei und hatte gute Aussichten, das Rennen dort zu beenden oder - auch wenn sich das danach immer sagen lässt - gar zu gewinnen. Dann ist es immer schade, wenn man ganz unschuldig rausgenommen wird. Er war im ersten Moment sauer, aber es war auch klar, dass ich das nicht absichtlich gemacht habe. Ich glaube, er hat das jetzt auch soweit vergessen. Das Leben geht weiter."
Frage: "Wie ist dein Stand wegen der Wetterbedingungen für den Sonntag?"
Vettel: "Schauen wir mal. Es wird gemeldet, dass es regnet. Also mit einem Taifun wäre es etwas unberechenbar, aber ich hätte nichts dagegen, wenn es zwei Stunden lang konstant regnet. So ab zwei Uhr."
Frage: "Stellst du das Auto ab, wenn der Taifun kommt?"
Vettel: "Das muss man realistisch sehen und sollte keinen unnötigen Hype erzeugen. Es ist ganz einfach: Wenn die Bedingungen so schlecht sind, dass kein Auto fahren kann, dann macht es keinen Sinn, das Rennen zu starten. Wenn man ganz wenig oder gar nichts sieht und nur am Aufschwimmen ist wegen Aquaplaning, dann ist man auch schlau genug, das Rennen nicht zu starten."

