• 02.11.2009 11:37

  • von Dieter Rencken

Vettel: "Wir können nur stärker werden"

Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel über seinen Sieg in Abu Dhabi, die schwierige Saison 2009 und die Aussichten für das kommende Formel-1-Jahr

(Motorsport-Total.com) - Mit einem blitzsauberen Sieg verabschiedete sich Sebastian Vettel in die Winterpause und nahm den zweiten WM-Rang gleich mit. Beim schillernden Rennen in den Vereinigten Arabischen Emiraten stellte der junge Deutsche einmal mehr unter Beweis, dass der RB5 ein echtes Siegerauto ist. Daran gilt es im kommenden Jahr anzuknüpfen, denn Red Bull möchte auch 2010 zu den Frontrunnern zählen. In seiner Medienrunde nach dem Rennen spricht Vettel über seine Rennaussichten.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel verabschiedete sich in Abu Dhabi bester Dinge in die Winterpause

Frage: "Sebastian, wie zufrieden bist du deinem Saisonabschluss 2009?"
Sebastian Vettel: "Sehr glücklich. Ich glaube, besser geht's nicht. Wir sind zum Ende immer stärker geworden. Wenn man zurückblickt, dann ging es manchmal rauf und manchmal runter. Das gehört aber dazu. Unterm Strich war ich acht Mal auf dem Podium."#w1#

"Bei fünf Rennen sind wir nicht ins Ziel gekommen, was natürlich nicht hilft. Das wichtigste Ziel für dieses Rennen aber war, die Vizemeisterschaft zu sichern. Das ist uns gelungen und daher bin ich sehr, sehr zufrieden mit diesem Tag."

Ein Sieg zum Saisonabschluss für Vettel

Frage: "Was war dein erster Gedanke, als Lewis Hamilton ausfiel?"
Vettel: "In diesem Augenblick wurde es für mich natürlich etwas einfacher. Er war eine harte Nuss und ich würde sagen, im ersten Stint haben wir es uns ziemlich gegeben. Das war knallhart. In jeder Runde haben wir versucht, noch mehr rauszuholen. Ich wollte natürlich dranbleiben, er wollte wegkommen."

"Ich bin drangeblieben und konnte ihn schließlich an der Box überholen. Ich kam vor ihm raus und es ging genau da weiter, wo es aufgehört hatte: immer Vollgas. Dass er aufgeben musste war für mich zunächst einmal eine kleine Erleichterung. Ich hatte etwas Luft nach hinten und konnte mir das Rennen somit etwas besser einteilen."

Frage: "Wie wichtig ist ein solcher Sieg - gerade im Hinblick auf einen so enttäuschenden Grand Prix von Brasilien, wo dir die WM durch die Finger geglitten ist?"
Vettel: "Ich denke, das Rennen in Brasilien war nicht die Enttäuschung. Das ist viel eher der Moment, in dem man begreift, dass man nicht mehr im Titelrennen ist und nicht mehr um die WM kämpfen kann. Das ist ein Schlag ins Gesicht und den muss man erst einmal verdauen."

"Ich denke, das Rennen in Brasilien war nicht die Enttäuschung." Sebastian Vettel

"Ich denke, diese zwei Wochen haben gut getan. Da muss man durch. Das Wichtige war, dass wir für das Rennen in Abu Dhabi wieder topmotiviert waren. Wir haben alles, was bis dato geschehen war, ausgeblendet und uns genau darauf konzentriert, was Sache war. Wir haben hier das Beste herausgeholt. Besser als Platz eins und Platz zwei geht's nicht, glaube ich."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Abu Dhabi


2009 hat Red Bull sehr viel gelernt

Frage: "Wie würdest du die Saison deines Red-Bull-Rennstalls einschätzen und wie lautet deine Prognose für 2010?"
Vettel: "Als Team waren wir in meinen Augen sehr professionell. Man liest hier und da, dass andere Teams ihre diesjährige Entwicklung eingestellt haben und sich auf 2010 konzentrieren."

"Die Regeln ändern sich aber nicht allzu sehr. Die größte Veränderung ist sicherlich das Verbot des Nachtankens, aber sonst werden sich die Autos nicht groß verändern. Die Form wird ähnlich sein. Ich denke, die Leute in Milton Keynes wissen, was sie tun. Wir hatten in diesem Jahr eine große Chance und haben eine starke Waffe gebaut."

"Ich bin also zuversichtlich. Ich denke, wir können nur stärker werden. Mark, ich und das Team befanden uns logischerweise erstmals in einer solchen Situation und wir haben das ganz gut hinbekommen. Wir haben hier und da einige Fehler gemacht, aber das kommt eben vor. Wir sind nicht die einzigen, die diese Fehler gemacht haben. "

"Wir haben hier und da einige Fehler gemacht, aber das kommt eben vor." Sebastian Vettel

"Wenn du kämpfst und Druck machst und das letzte Bisschen aus dir, aus dem Team und aus dem Auto herausholst, dann schießt man schon einmal über das Limit hinaus. Ich halte es für vollkommen normal, diesen Prozess durchzumachen. Wir haben in diesem Jahr definitiv viel gelernt und das Wichtige ist, im kommenden Jahr deutlich besser zu sein."

Welchen Motor fährt Vettel 2010?

Frage: "Für deinen Sieg in Abu Dhabu bekommst du ja noch einen Mercedes-AMG Black Series..."
Vettel: "Ja, davon habe ich schon gehört. Das ist natürlich eine Überraschung, denn das war mir nicht bekannt. Ich habe da ein paar Gerüchte gehört, glaubte aber nicht wirklich daran. Lassen wir uns einfach überraschen - das Beste kommt zum Schluss."

Frage: "Damit könntest du dich ja schon einmal an die Mercedes-Motoren gewöhnen..."
Vettel: "Schauen wir einmal. Die Motorenfrage ist noch nicht ganz geklärt. An dieser Stelle muss man fairerweise auch erwähnen, dass es für uns kein einfaches Jahr war mit Renault. Wir hatten einige Motorenschäden. Im Gegensatz zu dem, was geschrieben und gesprochen wurde, mussten wir keinen weiteren Motor mehr hinzufügen."

"Die Motorenfrage ist noch nicht ganz geklärt." Sebastian Vettel

"So mussten wir auch keine Strafversetzung nach der Qualifikation hinnehmen. Das ist nicht passiert und darauf können wir und Renault stolz sein. Unterm Strich haben wir gesehen, dass es ein siegfähiges Paket ist. In meinen Augen ist es nur fair, unserem Partner bis hierher zu danken. Was in der Zukunft passiert, ist ungewiss. Ich denke aber, dass wir auch im kommenden Jahr stark sein werden."

Eine spektakuläre Saison geht zu Ende

Frage: "Die Formel 1 hat 2009 nicht nur auf der Strecke für Schlagzeilen gesorgt. Kann sich die Formel 1 - auch in Bezug auf die diversen Skandale - noch weitere solche Saisons erlauben?"
Vettel: "Ich denke, das Wichtigste war, dass die Ereignisse auf der Strecke stets im Vordergrund standen."

"Natürlich wird viel geschrieben und gesprochen, wenn man nicht an der Rennstrecke ist. Es gab vielleicht den einen oder anderen Skandal, wenn man es denn so nennen will. Sobald aber die Motoren an und die Autos auf der Strecke waren, sind alle Stimmen verstummt. Man hat sich dann auf das Rennfahren konzentriert. Dieses Jahr war hervorragend für die Zuschauer."

"Es ging rauf und runter und verschiedene Teams haben gewonnen. Es standen immer andere Teams auf dem Podium. Spannender konnte es kaum sein. Es war speziell im Qualifying sehr eng. Zum Teil befand sich das gesamte Starterfeld in sieben oder acht Zehnteln. Im Rennen hebt sich das immer etwas auf, doch es gab - wie ich finde - unheimlich viele Überholmanöver."

"Es ging rauf und runter und verschiedene Teams haben gewonnen." Sebastian Vettel

"Brasilien war wohl eines der besten Rennen, wo wir von hinten nach vorne gekommen sind. Alles in allem kann man sich über dieses Jahr sicherlich nicht beschweren. Es war spannend und es ging heiß zu. Wir hätten uns natürlich gewünscht, bis zum Schluss um die WM zu kämpfen und sie dann auch zu gewinnen. Das war nicht so, deshalb wissen wir, was wir im kommenden Jahr zu tun haben."