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  • 09.06.2011 20:40

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Vettel weiß: Probleme kommen noch

Sebastian Vettel weiß, dass er den WM-Titel noch lange nicht in der Tasche hat, ist aber für Montreal trotz schlechter Vorzeichen optimistisch

(Motorsport-Total.com) - Fünf Siege in sechs Rennen, einmal knapp hinter Lewis Hamilton Zweiter: Für viele ist die Frage nicht mehr ob, sondern wann Sebastian Vettel dieses Jahr Weltmeister wird. 58 Punkte Vorsprung auf Lewis Hamilton bedeuten, dass er zumindest die nächsten beiden Grands Prix in Montreal und Valencia als Gesamtführender überstehen wird - unabhängig von den Ergebnissen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel hofft, dass er in Montreal 2011 erstmals gewinnen kann

Aber während Red Bull (vermutlich dank des besten Motorenmappings für den abgasangeströmten Diffusor) im Qualifying weiterhin unantastbar zu sein scheint, wirkte Vettel zuletzt in Barcelona und Monte Carlo zumindest im Rennen angreifbar. Daher glaubt er, dass die Entscheidung noch nicht gefallen ist: "Es sind noch so viele Rennen zu fahren", betont der Titelverteidiger und erinnert sich: "Im Vorjahr war es auch ein ständiges Auf und Ab, aber das wird ständig vergessen."

"Zwei gute Rennen und du bist wieder dran, zwei schlechte Rennen und die Dinge sehen ganz anders aus", unterstreicht er. "Ich weiß, dass es eine lange Saison ist, die aus vielen Rennen besteht. Es wird Rennen mit Problemen geben, wenn vielleicht ich mal einen Fehler mache oder ein Defekt auftritt. Das Geheimnis ist, diese Rennen trotzdem zu beenden und Punkte zu sammeln. Wir können nicht jedes Mal gewinnen, auch wenn das das Ziel sein muss."

Wichtige Lehren aus 2010 gezogen

"Ich habe im Vorjahr gelernt, wie wertvoll jeder einzelne Punkt sein kann", sagt Vettel und glaubt daher, dass Hamiltons sechster Platz in Monte Carlo noch zum Tragen kommen könnte: "Nach so einem Rennen noch Sechster zu werden, ist eine Leistung. Er wird auch normale Rennen haben, in denen es für uns nicht so läuft und er keine Probleme hat. Dann ist es umso wichtiger, dass wir trotzdem gut punkten."

"Wir nehmen jedes Rennen einzeln und wollen jedes Rennen gewinnen", so der Deutsche. "Sicher hätte ich in Monaco sagen können: 'Es sieht gut aus, kommen wir lieber an die Box und nehmen wir den sicheren dritten Platz mit.' Ich war aber hungrig und wollte gewinnen. Da war meine einzige Chance, auf der Strecke zu bleiben. Im schlimmsten Fall wäre ich Dritter geworden. Mit diesem Wissen konnte ich das Risiko eingehen und schauen, was passiert."

Vettel sah beim Klassiker im Fürstentum nicht wie der erste Sieganwärter aus, doch als Fernando Alonso nach dem ersten Stopp ein weiteres Mal an die Box kam und Jenson Button sogar noch zweimal Reifen wechselte, lag er plötzlich vor dem Ferrari und dem McLaren in Führung. Mit völlig verschlissenen Pirelli-Softs war dann der Rennabbruch ein Segen für ihn, denn vor dem Restart durften die Reifen gewechselt werden.

¿pbvin|512|3740||0|1pb¿"Monaco war außergewöhnlich", gibt Vettel zu Protokoll. "Vor dem Rennen hätten wir nie gedacht, dass dieser Reifen halten würde. Ich lag in Führung und die Streckenposition ist in Monaco halt alles. Mir war klar, dass ich nur gewinnen kann, wenn ich draußen bleibe. Das ging natürlich auf Kosten des Tempos. Aber ich habe versucht, an den gefährlichen Stellen früh zu beschleunigen, um meine Position zu verteidigen."

Auch eine Woche davor war er in Barcelona auf dem Weg zum Sieg gefordert, denn "wir waren am Sonntag sicher nicht so schnell wie erwartet. Am Samstag haben einige gesagt, dass es eher eine Red-Bull-Show als ein Rennen wird. Ich war sehr vorsichtig - und ich lag mit meiner Prognose richtig, denn das Rennen am Sonntag war ganz anders als von 95 Prozent des Paddocks erwartet. Wir wissen aber jetzt, was wir besser hätten machen können."

Verhaltener Optimismus für Montreal

In Montreal werden seiner Meinung nach "Strategie und Reifen" entscheiden: "Die Strategie ist durch die Reifen diktiert, wie wir dieses Jahr meistens gesehen haben. Hier ist der Asphalt sehr glatt, was es für die Reifen nochmal schwieriger macht. In den vergangenen Jahren war der Verschleiß sehr hoch. Wir werden sehen, ob es mit den Pirellis besser oder schlechter ist. Wir werden aber auf jeden Fall ein paar Mal reinkommen müssen", vermutet Vettel. Wie oft? "Da müssen wir morgen abwarten."

Dass es erstmals in dieser Saison zwei DRS-Zonen gibt, findet er "interessant. Die erste Zone ist die, die wirklich einen Unterschied macht, denn sie ist viel länger. Außerdem ist man nach der langsamen Kurve sicher näher dran. Die zweite Zone ist eher ein Experiment. Ich bin gespannt, ob wir Überholmanöver sehen werden oder nicht. Vor Kurve eins ist es ziemlich schwierig, weil man dort nicht besonders hart abbremst", stimmt er seinem Landsmann Michael Schumacher zu.

Die langen Geraden und langsamen Kurven des Circuit Gilles Villeneuve sind der Papierform nach kein Red-Bull- oder Vettel-Terrain: "Lange Geraden liegen uns nicht unbedingt, schnelle Kurven dafür umso mehr. Davon gibt es hier nicht viele", weiß der Vierte des Vorjahres. Auch von technischer Seite darf er sich keine allzu großen Hilfestellungen erwarten: "Wir haben ein paar neue Teile hier. Nichts Großes, aber kleine Schritte", so der 23-Jährige.

Sebastian Vettel, Tommi Pärmäkoski und Vater Norbert Vettel

Sebastian Vettel (links) bei seiner Ankunft im Fahrerlager in Montreal Zoom

"Wir werden sehen, wo wir stehen", meint er achselzuckend, zeigt aber einen gesunden Optimismus: "Ich bin recht zuversichtlich. Im Vorjahr hatten wir hier ein gutes Auto. Wir haben nicht gewonnen und standen auch nicht auf dem Podium, aber wir haben das Rennen mit einer anderen Strategie begonnen, die nicht funktioniert hat. Das hat uns damals überrascht, aber ich glaube, wir haben daraus gelernt. Vom Tempo her sollten wir dabei sein."

"Wir sollten in der ersten, zweiten oder dritten Reihe stehen, aber viel kommt auf die Reifen an. Wir werden sehen", so Vettel. "Ich glaube, es ist eines der schwierigsten Wochenenden, denn die Strecke ist anders, der Asphalt sehr glatt und die Reifen daher sehr wichtig. Zudem stehen die Mauern sehr nahe an der Strecke. Ich habe das 2008 zu spüren bekommen, als ich nach einem Trainingsunfall im Qualifying nicht fahren konnte..."