• 04.10.2009 13:32

Vettel: "War ein bisschen traurig, dass es zu Ende ist"

Der Red Bull Racing-Pilot nimmt Sie im Mediengespräch mit auf sein Rennen auf der "Achterbahn" von Suzuka und spricht über den Titelkampf

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du bist beim Start in der Mitte eine ziemlich aggressive Linie gefahren. Erzähle uns etwas über deine Taktik, um dort Lewis hinter dir zu halten!"
Sebastian Vettel: "Zunächst einmal war es die Taktik gewesen, einen guten Start hinzubekommen. Aus diesem Grund fokussierte ich mich auf mich selbst. Ich kam gut vom Fleck weg und danach schaute ich grundsätzlich nach links und nach rechts. Auf der rechten Seite nach Jarno, um zu schauen, ob er einen besseren Start als ich hat, und auf der linken Seite nach Lewis."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Wäre es nach Vettel gegangen, das Rennen hätte noch andauern können...

"Dann realisierte ich schnell, dass ich einen ordentlichen Start habe, er schien gut zu sein. Ich blieb aus diesem Grund in der Mitte, wo ich war. Ich war bereit, in die Mitte zu ziehen, sollte Lewis einen wirklich guten Start haben, um dann zu versuchen, in der ersten und zweiten Kurve nach innen zu kommen."#w1#

"Das war nicht der Fall, also blieb ich in der Mitte. Und plötzlich kam er linkerhand zu mir ziemlich nahe an mich heran. Aber ich hatte den Vorteil, dass ich in die erste Kurve ging. Glücklicherweise hatte ich abgesehen davon kein Rennen, wo es Rad an Rad zur Sache ging. Ich hatte auf ein sauberes Rennen gehofft."

"Natürlich ist es nicht das, was man sich erhofft, wenn das Safety Car auf die Strecke kommt, aber nichtsdestotrotz war die Geschwindigkeit des Autos fantastisch. Der Kurs ist unglaublich. Als ich auf der letzten Runde die Linie überquerte, da habe ich den ersten Sektor noch einmal wirklich genossen."

"Das war ähnlich jenen zwei, wie im Qualifying, in jeder einzelnen Runde bringst du das Auto dort an das Limit. In den Esses, beim Bergauffahren, ist es fantastisch hier. Es ist großartig, ich habe es also heute wirklich genossen."

Frage: "Das Auto schien unglaublich gewesen zu sein. Ist dies das beste Auto, das du jemals gefahren bist?"
Vettel: "Es ist dasselbe, das ich die gesamte Saison über hatte. Natürlich passen die Kurven, vor allem der erste Sektor, zu unserem Auto, so wie wir dies erwartet hatten. Es produziert eine Menge Abtrieb, aber es ist viel mehr als nur in den Kurven schnell. Man muss auch bei mittleren und niedrigen Geschwindigkeiten gut sein, alles in allem scheint also unser Auto sehr gut zu funktionieren."

"Wenn ich zurück auf Singapur schaue, so hatten wir dort die Geschwindigkeit. Es ist ein völlig anderer Kurs. Ein Straßenkurs, sehr, sehr langsam. Alles in allem ist es also ein sehr gutes Auto."

Frage: "Alle Fahrer haben an diesem Wochenende gesagt, welch großartiger Kurs dies ist. Was bedeutet es für dich, auf einer Strecke einen Sieg zu holen, den alle Fahrer so sehr respektieren?"
Vettel: "Um ehrlich zu sein, ich fuhr in die letzte Runde und bedauerte es ein wenig, dass es vorbei ist. Ich habe den ersten Sektor zum letzten Mal genossen. Fantastisch. Natürlich hatte ich das gesamte Rennen über freie Bahn, ich war aus diesem Grund in der Lage, in meinem eigenen Tempo Druck zu machen, musste lediglich die ganze Zeit über auf die Reifen aufpassen."

"Ich wollte nicht in ein Problem hinein kommen, aus diesem Grund hörte ich auf die Reifen, auf das Auto. Aber es war einfach fantastisch. Der Kurs ist wahnsinnig. Wenn man 53 Runden am Stück fährt, da weiß man ihn sogar noch mehr zu schätzen. Ich würde sagen, er ist von Gottes Hand geschaffen worden. Er ist fantastisch, besonders wenn man ein Auto hat, das in all den Hochgeschwindigkeitskurven so gut funktioniert."

"Ich bin sehr, sehr glücklich. Ich habe heute für die Meisterschaft gute Punkte erzielt. Ich denke, dass es nun ein wenig besser aussieht, es ist aus diesem Grund schade, dass wir nur noch zwei Rennen zu fahren haben. Aber so ist das Leben. Wir sind hier um zu kämpfen, lasst uns sehen, wie es läuft. Es ist immer noch alles möglich, wie man sehen kann. Es kann sich schnell ändern."

Frage: "Du bist auf der Pole-Position gestanden, aber nach dem Qualifying hast du gedacht, dass du es schaffen kannst, als du die Gewichte gesehen hast, oder?"
Vettel: "Ja. Natürlich war die größte Gefahr die erste Runde, der Start. Wir wussten, dass wir in den vergangenen paar Rennen mit der Ausnahme von Singapur, als wir auf der schmutzigen Seite standen, gute Starts hatten. Zu Beginn der Saison war dies ein wenig unsere Schwäche, aber auch hier haben wir gewaltige Fortschritte gemacht."

"Wir hatten heute einen sehr, sehr guten Start. Das Auto war fantastisch, ich war aus diesem Grund in der Lage, Runde für Runde Druck zu machen und den Vorsprung ein wenig auszubauen. Etwas besonders war das Ende des Rennens."

"Auf den weicheren Reifen hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Ich habe eine Runde lang wirklich hart Druck gemacht, um sicherzustellen, dass ich die schnellste Runde gefahren bin, und mein Ingenieur meldete sich über Funk und sagte 'Mache keine Dummheiten mit den Reifen. Zerstöre dir die Reifen nicht für den Fall einer Safety-Car-Phase oder etwas anderem'."

"Zwei Runden später kam das Safety Car auf die Strecke. Aber es war alles in Ordnung, ich bekam einen sehr guten Start hin und war in der Lage, wieder davon zu ziehen. Vom Start bis zum Ziel war dies für uns ein sehr gutes Rennen."

Frage: "Du hattest einen ordentlichen Vorsprung, als das Safety Car auf die Strecke kam. Was hast du gedacht, und was waren deine Gefühle, als du dem Safety Car gefolgt bist und die Ziellinie überquert hast. Welche Gefühle hattest du, als du den Sieg geholt hast?"
Vettel: "Wenn du dich um rund zehn Sekunden in Führung befindest, dann ist eine Safety-Car-Phase natürlich das Letzte, das du dir wünschst. Denn bei noch verbleibenden zehn Runden kann immer noch alles passieren. Aber man muss es locker sehen und das Auto nachhause bringen. Als das Safety Car auf die Strecke ging und der Vorsprung verschwunden war, und auch während der Safety-Car-Phase, ging es darum, nicht irgendwelche Trümmerteile aufzusammeln und sich das Auto zu zerstören oder zu beschädigen, die Reifen zu beschädigen, vor allem wenn man am Unfall vorbeifährt."

"Man musste sicherstellen, dass man keinen Plattfuß bekommt. Abgesehen davon versucht man, lediglich das Auto zu kühlen, den Motor zu kühlen, die Bremsen zu kühlen und sicherzustellen, dass man sie wieder aufwärmt, bevor man wieder losfährt. Vor dem Restart muss man also sicherstellen, dass die Reifen heiß genug sind, um wieder loslegen, von Anfang an wieder Druck machen zu können. Das ist hier natürlich entscheidend."

"Wenn du kalte Reifen hast, weniger Reifendruck, dann setzt das Auto mehr auf, und das gestaltet es ziemlich schwierig. Ich denke jedoch, dass wir sehr gute Arbeit geleistet haben. Ich habe mich die gesamte Zeit über mit meinem Ingenieur über Funk unterhalten. Ein paar weitere Runden und ich überquerte die Linie. Natürlich blickte ich nach rechts, um das Team zu sehen, und um mit ihnen zu feiern."

"Dann schaute ich nach links und sah die zur Bühne, alle Leute drehten durch, und um ehrlich zu sein, bei ich vielleicht ein wenig zu langsam für die TV-Übertragung auf meinem Weg zurück an die Box, aber darum scherte ich mich nicht. Es waren überall rund um die Strecke Leute, das ist fantastisch. Du kommst ja am Morgen her und die Leute stehen schon in Richtung Fahrerlager Schlange, einfach nur, um Hallo zu sagen, dir zuzuwinken und dir alles Gute zu wünschen. Das ist großartig."

"Ich habe aus diesem Grund die Runde zurück an die Box genossen, und natürlich schrie ich über Funk. Ich bin also sehr, sehr glücklich. Wenn du die Ziellinie überquerst, da beginnst du zu realisieren, was passiert ist. Und es ist fantastisch, ich bin sehr froh."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Japan, Sonntag


Frage: "Wenn du die vergangenen paar Rennen zurückblickst, welches sind nun zu diesem Zeitpunkt der Meisterschaft die Punkte, die du nun am meisten vermisst?"
Vettel: "Wenn ich zurückblickte, so denke ich, dass ich eine großartige Saison hatte. Natürlich hätten wir konstanter sein sollen, um jetzt um die Meisterschaft kämpfen zu können. Es ging ein wenig zu sehr auf und ab. Manchmal laufen die Dinge nicht für dich. Das ist meiner Meinung nach Teil des Rennsports, das kommt vor."

"Wir haben ein paar Fehler gemacht, wir hatten während der Saison etwas Ärger, das passiert. Aber natürlich sollte dies nicht passieren, wenn man ordentlich um die Meisterschaft kämpfen möchte. Aber nichtsdestotrotz denke ich, dass es bisher eine sehr gute Saison war. Das Auto ist fantastisch. Wir hatten drei Doppelsiege, da gibt es nicht viel mehr zu sagen."

"Wenn ich mir die Positionen in der Meisterschaft anschaue, so hätten wir mehr Punkte holen können, konstanter sein und weniger Schwankungen haben können, so wie ich das schon gesagt habe. An mehr als drei oder vier Orten hatten wir die Geschwindigkeit, um zu gewinnen, und haben es nicht getan. Manchmal läuft es für dich, ein anderes Mal nicht."

Frage: "Wie glaubst du, werden die verbleibenden zwei Rennstrecken deinem Auto im Vergleich zum Brawn liegen?"
Vettel: "Nun, um ehrlich zu sein, war ich ein wenig überrascht zu sehen, dass die Brawns hier kämpfen. Generell ist ein gutes Auto ein gutes Auto, und wie sie hier bewiesen haben, besonders zu Beginn der Saison, ist ihr Auto sehr konkurrenzfähig. Ich denke, dass wir alle ein wenig überrascht waren."

"Wenn ich uns und unser Auto anschaue, so denke ich, dass wir bei den kommenden zwei Rennen gut in Form sein sollten. Brasilien ist eine Strecke, die wir kennen, Abu Dhabi ist für alle unbekannt, wir wissen es also nicht. Ich denke jedoch, dass wir unabhängig vom Streckentyp immer konkurrenzfähig waren."

"Man muss sich nur die vergangenen zwei Rennen anschauen, diese fanden auf völlig verschiedenen Kursen statt. Singapur war rau, uneben, ein Straßenkurs mit sehr niedrigen Geschwindigkeiten, und hier hatten wir hohe Geschwindigkeiten. Besonders die Teile, die wir für Singapur hatten, und ein paar neue Teile hier, haben uns mit unserem Auto einen weiteren Schritt nach vorn machen lassen. Es sollte also gut sein. Das kann ich euch danach sagen."

Frage: "Du hast heute zehn Punkte geholt, Jenson nur einen, das ist für dich ein maßgeschneidertes Ergebnis. Du hast den Kampf noch nicht aufgegeben, auch wenn er nach den vergangenen Rennen wirklich, wirklich hart war. Welches Gefühl verleiht dir dies? Wie groß ist nun deine Zuversicht im Hinblick auf die Meisterschaft?"
Vettel: "Zunächst einmal bin ich sehr glücklich, in der Formel 1 zu sein. Die Autos sind fantastisch, aber ich bin vielmehr hier wegen der Herausforderung. Und am Ende wollen wir herausfinden, wer der Beste ist. Der Beste in einem Rennen und der Beste während der gesamten Saison."

"Dies ist der Grund, warum ich hier bin, und schlussendlich ist dies mein Ziel. Wie ich schon viele Male gesagt habe, werde ich bis zum Ende kämpfen, bis zum letzten Atemzug. Es war für uns natürlich ein guter Tag, zwei weitere Rennen wie diese und es sieht besser aus, aber wir werden sehen."

"Unsere Aufgabe ist von nun an ziemlich klar, wir müssen uns selbst an das Maximum bringen und versuchen zu gewinnen, so viele Punkte wie wir können holen, alles andere liegt nicht in unserer Hand. Ihr könnt Lewis Hamilton fragen, was er über die Saison von vor zwei Jahren denkt. Kimi hatte einen ziemlich großen Rückstand auf Lewis bei noch verbleibenden zwei Rennen."

"Alle sagten zu Lewis, dass es kein Problem sein wird, er in einem der konkurrenzfähigsten Autos sitzt, lediglich ein paar Punkte benötigt. Aber man kann manchmal sehen, dass die Dinge nicht für einen laufen. Alles ist möglich. Das Fazit ist, wir sind hier, um zu kämpfen."