Vettel und das "Bremsenwunder von Barcelona"
Christian Horner über den bisherigen Saisonverlauf aus Sicht des Red Bull Racing-Teams und das dramatische Rennen von Sebastian Vettel in Barcelona
(Motorsport-Total.com) - Von der reinen Geschwindigkeit her war das Red Bull Racing-Team in Barcelona überlegen. Am Ende erwischte es aber wieder einmal einen Fahrer des Teams mit technischen Problemen - dieses Mal war Sebastian Vettel an der Reihe, der nur mit viel Glück und Geschick noch als Dritter über die Ziellinie kam. Um ein Haar hätten ihn Probleme mit der Bremse aus dem Rennen geworfen.

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Christian Horner lobt Sebastian Vettel für seine Leistung in Barcelona
"Barcelona war für das Team ein fantastisches Ergebnis, vor allem für Mark Webber", so Teamchef Christian Horner. "Er war das gesamte Wochenende über exzellent. Barcelona war der Beginn der Europa-Saison. Das ist tendenziell jenes Rennen, bei dem die größeren Teams ordentliche Upgrades mitbringen, und da haben wir keine Ausnahme dargestellt. Alles, was wir in diesem Jahr an das Auto montiert haben, hat unsere Leistung verbessert. In Barcelona war das ebenso der Fall."#w1#
Mit der Entwicklungsarbeit des Teams kann der Brite also zufrieden sein. Vor allem im Qualifying war die Leistung des Rennstalls überragend - rund neun Zehntelsekunden nahm man der direkten Konkurrenz ab: "So, wie wir im Qualifying dominiert haben, war das sehr befriedigend. Mark hatte dann auch ein problemfreies Rennen. Sebastian hatte unglücklicherweise ein paar Probleme, mit denen er umgehen musste. Das hat er bemerkenswert gut hinbekommen."
Auf den letzten zehn Runden des Rennens musste der Deutsche mit nur drei Bremsen leben. "Er fuhr einfach die Geschwindigkeit, die er benötigte. Wir versuchten ihn ausreichend einzubremsen, denn der Vorsprung auf Michael Schumacher hinter ihm war groß. Und dann hatte er auch noch etwas Glück aufgrund des unglücklichen Zwischenfalls bei Lewis, sodass er auf das Podium kam."
Am Ende verfehlte der Rennstalls die maximal mögliche Punktezahl nur um drei Zähler: "Das war ein großartiges Ergebnis des Teams und eine Auszeichnung für die harte Arbeit, welche im Moment in der Fabrik geleistet wird."
¿pbvin|512|2708|red bull|0|1pb¿"Wir verfügen nicht ganz über die Ressourcen der etablierteren Teams, aber die Jungs arbeiten intelligent und unglaublich hart, um die Updates rechtzeitig an die Autos zu bekommen. Das zahlt sich aus."
Die Konkurrenz rätselt nach wie vor, warum Red Bull im Qualifying extrem stark ist, im Rennen dann jedoch deutlich abfällt: "In den Rennen fährt man nicht in jeder Runde voll", wiegelt Horner ab. "Es geht auch darum, mit den Reifen hauszuhalten. Mark musste nach seinem Boxenstopp 50 Runden fahren, auf einem Satz Reifen eine Stunde lang. Er kümmerte sich also darum, schaute nach den Reifen."
"Sebastian hatte bei seinem Stopp leider ein Problem, was es Lewis erlaubte, an ihm vorbei zu kommen. Und anschließend war das Überholen leider schwierig, besonders in Barcelona ist es sehr, sehr schwierig, wie wir alle wissen. In den Rennen geht es tendenziell mehr darum, mit den Reifen hauszuhalten, besonders mit den aktuellen Reifenmischungen, die wir im Rennen ganz anders rannehmen müssen als im Qualifying, wo es lediglich um die ultimative Leistung auf einer Runde geht."
Nachdem Vettel in dieser Saison schon einmal von einem seltenen Problem heimgesucht wurde, als in Melbourne eine Radmutter lose war, traf es ihn in Spanien erneut: "Das Problem war ziemlich bizarr", erklärt sein Chef. "Grundsätzlich stellte die linke vordere Bremse ihre Arbeit komplett ein. Die Scheibe brach effektiv in zwei Teile. Aus diesem Grund hatte er nur drei Bremsen. Er verwendete hauptsächlich die Aerodynamik zum Bremsen und baute in den Bremszonen einen gewaltigen Spielraum ein."
Und dabei schaffte es Vettel sogar, am Ende des Rennens mit wenig Benzin an Bord und neuen weichen Reifen im mittleren Sektor mit drei Bremsen eine Bestzeit aufzustellen: "Das war ironisch, denn in der Nacht zuvor scherzte ich mit Adrian (Newey, Technischer Direktor des Teams; Anm. d. Redaktion), dass sein erstes Auto ein Austin Allegro war, das lediglich drei Bremsscheiben hatte, und leider stellte sich heraus, dass Sebastians Auto im Rennen ähnlich war. Aber er ist unglaublich gut damit umgegangen, um das Auto auf den dritten Platz viel zu bekommen. Dieser war wertvoll und das war von ihm eine tapfere Leistung."

