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Vettel über die Höhen und Tiefen seines Triumphjahres

Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel blickt auf seine Weltmeistersaison zurück - Es war ein steiniger Weg bis zum großen Triumph in Abu Dhabi

(Motorsport-Total.com) - Es war ein langer Weg mit Höhen und Tiefen, den Sebastian Vettel in der abgelaufenen Saison zurückgelegt hat. Am Ende gab es den Weltmeistertitel als Belohnung, doch er hätte auch leer ausgehen können. Es war ein Jahr im Wechselbad der Gefühle. Zahlreiche Pole-Positions konnten durch verschiedene Umstände nicht in Siege umgemünzt werden. Für die Kollisionen mit seinem Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber und Jenson Button hagelte es Kritik. Schlussendlich versüßte der Heppenheimer seine Saison mit zwei starken Siegen am Saisonende.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Vettel wurde auch in Großbritannien zum Fahrer des Jahres gewählt

Seit Abu Dhabi steht Vettel im Rampenlicht, doch 19 Rennen davor war es ein anderer Superstar aus Deutschland. Michael Schumacher feierte beim Auftakt in Bahrain sein Comeback und die ganze Welt blickte gespannt auf den Silberpfeil mit dem roten Helm. "Die ganze Welt war aufgescheucht, weil Michael sein Comeback gegeben hat. Wir hatten sehr viel Spaß. Auf der Strecke haben wir uns zwar nicht allzu oft getroffen. Aber wenn, dann war es immer lustig und auch spannend", wird Vettel von 'Autobild motorsport' (Jetzt abonnieren!) zitiert.

"Man merkt schon, dass er ein Fuchs ist. Er weiß, wie er fahren muss, damit der andere es nicht so leicht hat beim Überholen. Im Regen von China hatte ich die Gelegenheit, das am eigenen Leib zu spüren. Er war immer fair, aber ein harter Brocken." In den ersten beiden Saisonrennen wurde Vettel noch durch technische Probleme gebremst. In Malaysia war es dann soweit mit dem ersten Sieg.

"Man sagt ja: Alle guten Dinge sind drei. Die ersten beiden Rennen liefen sehr gut, aber das Ergebnis war leider nicht perfekt. Zweimal hatte ich in Führung liegend ein technisches Problem. Und beim dritten Mal hat es dann endlich geklappt", freut sich der junge Deutsche, der damals "auf dem Podium zu tief in die Schampusflasche geschaut" hat.


Fotos: Vettel-Empfang in der Heimat


Sieg und Niederlage liegen in der Formel 1 dicht beisammen. Wie eng die Kämpfe an der Spitze zugingen wurde bei der Bullen-Kollision in der Türkei verdeutlicht. Mittlerweile haben sich Vettel und Webber ausgesprochen. Im Rückblick sagt der Weltmeister: "Das hat nicht so geklappt, wie wir beide uns das vorgestellt haben. Es war schade, denn es ging um die ersten beiden Plätze."

"Wir hätten viele Punkte fürs Team holen können. Mark wurde am Ende noch Dritter. Ich bin ausgefallen. Wenn es eine Lehre gab, dann die, dass wir uns nicht wieder in die Kiste fahren sollten. Ich weiß, was ich gemacht habe: Ich wurde nicht vorbei gewunken. Ich hab's aus eigener Kraft geschafft ranzufahren und zu überholen. Leider war dann nicht genug Platz - und es hat gekracht."

¿pbvin|512|3300|vettel|0|1pb¿In den Straßen von Valencia holte sich Vettel seinen zweiten Saisonsieg, doch Webber war stark aufgekommen, überquerte die Ziellinie zweimal als Erster und eroberte die Tabellenführung. Für Vettel lief es nicht optimal. Reifenschaden in Silverstone und ein dummer Fehler in der Safety-Car-Phase in Ungarn.

"Es war schade, denn Ungarn war ein ziemlich dominantes Wochenende. Wir hatten das Rennen locker unter Kontrolle und dann kam das Safety-Car und damit der Moment, in dem ich zu viel Platz zu Mark gelassen hatte. Folge: eine Durchfahrtsstrafe. Damit war der Sieg futsch. Die Regel kannte ich, aber in dem Moment hatte ich sie nicht auf dem Schirm. Und das Team hatte mir nichts gesagt. In dem Moment auf dem Podest waren die Gefühle noch sehr frisch und ich denke, dann kann man das auch mal zeigen. Ich war da einfach nur ich selbst und konnte nicht lächeln."

Nach der Sommerpause kam es in Belgien noch dicker. Bei einem Überholversuch verlor Vettel das Auto aus der Kontrolle und räumte McLaren-Pilot Jenson Button ab. Der Tiefpunkt der Saison. "Nach meinem Patzer in Ungarn der zweite Fehler, den ich in diesem Jahr gemacht habe. Ich hab sehr viel Kritik dafür einstecken müssen. Mein Red Bull hatte weniger Topspeed als Buttons McLaren-Mercedes, deshalb musste ich beim Überholen etwas mehr riskieren", erinnert sich der Heppenheimer zurück.

"Ich wollte rechts antäuschen und dann links an Button vorbei, wurde aber davon überrascht, dass Jenson früher gebremst hat. Das kann man so vergleichen: Wenn dir jemand ein Hindernis vors Auto schmeißt, bremst du. Das ist eine ganz normale Reaktion. Dabei habe ich das Auto auf einer Bodenwelle verloren. Natürlich hatte ich einen Hals, dass es in die Hose ging. Und es tat mir auch leid für Jenson. Aber ich betrachte es auch heute noch nicht als gravierenden Fahrfehler."

Jenson Button und Sebastian Vettel

Der Tiefpunkt der Saison: Sebastian Vettel schießt Jenson Button in Belgien ab Zoom

Von da an hatte Vettel nichts mehr zu verlieren und konnte in jedem Rennen praktisch frei auf Sieg fahren. In Suzuka klappte es, aber zwei Wochen darauf nicht. Bei der Premiere in Südkore lag er in Führung, bis zehn Runden vor Schluss der Motor explodierte. Sieg und WM-Führung waren weg. "Das war nicht mehr der Motor, sondern der Feuerlöscher, der so viel Qualm gemacht hat", lässt Vettel die spektakulären Bilder noch einmal Revue passieren.

"Zehn Runden vor Schluss hat das Aggregat gestreikt. In dem Moment habe ich trotzdem nicht daran gedacht, dass es jetzt vorbei ist. Natürlich war das ein harter Schlag. Hätte ich das Rennen gewonnen, hätte ich die WM angeführt. Trotzdem war ich stolz. Es war ein schwieriges Wochenende für mich. In den Trainings hatte ich kaum Zeit, mich auf die neue Strecke einzuschießen."

"Trotzdem habe ich die Pole-Position geholt. Und im Rennen entgegen aller Erwartungen, dass unser Auto nicht schnell genug ist, das Feld von vorne trotz mehrerer Safety-Car-Phasen kontrolliert. Deshalb war ich stolz und zufrieden, weil ich eine gute Leistung gebracht hatte."

Sebastian Vettel

In Südkorea verrauchte der Renault-Motor im Heck des Red Bull Zoom

Genau diese gute Leistung zeigte Vettel auch bei den letzten beiden Saisonrennen, mit denen er schließlich den Titel holte. In Brasilien tauchte er erstmals mit der roten Mütze auf. "In Ungarn hatte ein Fan aus England diese Hörnermütze auf. Ich habe ihn dann gebeten, mir ein paar dieser Mützen mitzubringen", schildert Vettel die Hintergründe. "Nach Monza hat er das getan und ich habe gesagt: Das nächste Mal, wenn ich auf dem Podium stehe, setze ich sie auf."

"In Suzuka hat das noch nicht geklappt. Auch, weil es auf dem Podium verboten ist. Aber ich habe sie dann im Fahrerlager nach meinem Sieg in Brasilien aufgesetzt. Nach dem Frust in Südkorea war dieser Sieg ein Befreiungsschlag. Ich wusste, ich muss die letzten beiden Rennen gewinnen. Das war der erste Schritt."

Es folgte der Triumphzug in Abu Dhabi: "Der zweite Schritt zum Titel. Als ich die Ziellinie überquerte, wusste ich, ich habe das Rennen gewonnen. Und ich hatte auch kein Problem damit zu akzeptieren, dass ich die WM verloren haben könnte. Also habe ich darauf gewartet, dass mein Ingenieur mir das Ergebnis mitteilt. Er sagte dann: 'Okay, wir müssen jetzt auf die anderen Autos warten.' Und plötzlich schrie er: 'Weltmeister!'"

Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Jenson Button

Endlich am Ziel: Sebastian Vettel feiert die ersten Momente als neuer Weltmeister Zoom

"Da hat sich die Welt für mich aufgehört zu drehen. Ich musste das Auto ja noch zurück in den Parc Fermé bringen. Keine Ahnung, wie ich das gemacht habe." Zu diesem Zeitpunkt brach die Vettel-Mania aus und der jüngste Weltmeister der Geschichte wurde in ganz Deutschland gefeiert. Bei den Pirelli-Tests in Abu Dhabi hat er bereits die Vorbereitungen auf die Titelverteidigung begonnen.