• 11.10.2011 18:49

Vettel: Seltene Platten und kreischende Fans

Die Konzentration auf das folgende Rennen in Südkorea fällt schwer, doch Sebastian Vettel hat vom Siegen noch lange nicht genug

(Motorsport-Total.com/SID) - Am Dienstag genoss Sebastian Vettel den freien Tag. In Tokio durchstöberte der alte und neue Formel-1-Weltmeister wieder mal Schallplattenläden nach Vinyl-Raritäten. Nach seinem Titelgewinn hatte er in einem japanischen Irish Pub seine Karaoke-Versionen von "My Way" und "Yellow Submarine" zum Besten gegeben. Doch Vettel weiß: Auf Platte klingen sie besser.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel will auch die verbleibenden Rennen gern gewinnen

Der 24-Jährige kann ja auch nicht alles so gut beherrschen wie Autofahren. Dass er das derzeit besser kann als jeder andere auf der Welt, hat Vettel 2011 eindrucksvoll bewiesen. Deshalb ist der "Hepprumer Bub" inzwischen ein Weltstar. Und deshalb war es fraglich, ob er seinen freien Tag wirklich genießen konnte. Denn schon beim ersten offiziellen Termin als Champion 2011 am Montag in Yokohama hatten ihn kreischende Teenager empfangen.

Es war ein Vorgeschmack auf das, was den Formel-1-Kaiser in den nächsten Wochen und Monaten erwarten wird. Die meisten Feierlichkeiten und Sponsoren-Termine müssen aufgeschoben werden, da der Formel-1-Tross direkt zum nächsten Rennen nach Südkorea weiterreist. Vor allem im heimischen Heppenheim erwarten sie den berühmtesten Sohn der Stadt sehnsüchtig, doch sie werden sich noch etwas gedulden müssen.

So war Vettel nur am Sonntagabend im Irish Pub der Feier-Weltmeister, die erste Woche als jüngster zweimaliger Champion begeht er ansonsten diszipliniert wie eh und je. "Zu viel davon können wir uns nicht erlauben, denn es geht direkt weiter nach Korea", berichtete er mit noch kratziger Stimme am Montag, den Blick schon wieder nach vorne und aufs Rennfahren gerichtet. Fuß vom Gas - für Vettel undenkbar.

Vettel-Fan mit Finger: Wenn er ordentlich isst, wird er auch mal ein Großer Zoom

"Nach dieser langen Nacht ist es wichtig, das Ganze ein bisschen einsinken zu lassen, es zu genießen, viel zu schlafen, um dann wieder bereit für Korea zu sein", sagt er am Dienstag. "Es ist eine schöne Situation, den Titel schon zu haben. Das erlaubt es uns aber nicht, in Urlaub zu gehen." Die verbliebenen vier Rennen wolle er gewinnen: "Wir dürfen nichts als selbstverständlich hinnehmen. Es könnte morgen vorbei sein. Wir müssen den Hunger bewahren."

Den hat Vettel immer noch, vielleicht mehr denn je. Auch den zweiten Titel sieht er nicht als Höhepunkt, sondern nur als Etappenziel. "Ich fände es traurig, wenn man jetzt sagt: Alles ist vorbei, besser geht's nicht mehr. Ich denke, dass mein schönster Tag im Leben noch kommt", sagt er der 'Bild'. "Man spricht ja oft davon, dass ein Zenit überschritten ist, aber bei mir ist das ganz und gar nicht so. Ich hab' eben eine Leidenschaft gefunden in meinem Leben, und die kann ich hier ausleben. Das ist etwas sehr Wertvolles für mich. Das Beste an der Saison ist, dass sie noch nicht zu Ende ist."

¿pbvin|512|4175||0|1pb¿Doch ein Weltmeister hat auch andere Verpflichtungen. In den ersten Stunden nach dem entscheidenden Rennen in Japan habe er "mehr gesprochen als in den ersten vier Jahren meines Lebens", berichtet er. Dennoch hat er es nicht geschafft, alle Gratulanten zurückzurufen.

Am meisten gefreut hat ihn übrigens eine Nachricht von Rekordweltmeister Michael Schumacher, auf deren Inhalt er aber nicht näher eingehen wollte. Schumacher hatte sich am Sonntagabend auch kurz bei Vettels WM-Party sehen lassen. "Als kleiner Junge auf der Kartbahn war er mein Held. Mit ihm anzustoßen, war etwas Besonderes", so Vettel. Demut hat er auch als zweimaliger Weltmeister nicht verlernt.