Kann Vettel Schumachers Titelrekord brechen?

Niki Lauda sieht Michael Schumachers Bestmarke von sieben WM-Titeln in Gefahr, Damon Hill zweifelt und will noch mehr von Sebastian Vettel sehen

(Motorsport-Total.com) - Als Michael Schumacher in Sebastian Vettels Alter war, hatte er noch keinen WM-Titel zu Buche stehen. Der Heppenheimer ist aber seit zwei Tagen Doppel-Weltmeister - eine unglaubliche Bilanz. Da liegt der Gedanke nahe, dass auch die sieben WM-Erfolge des nunmehrigen Mercedes-Stars für Vettel durchaus in Reichweite liegen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Sebastian Vettel

Muss Schumacher wegen Vettel um seinen Rekord fürchten?

"Michael hat in seiner Zeit sieben Weltmeisterschaften errungen und Sebastian ist jetzt als 24-Jähriger Doppel-Weltmeister", analysiert der dreifache Formel-1-Champion Niki Lauda gegenüber 'ServusTV'. "Wenn man das jetzt isoliert miteinander vergleicht, dann könnte Sebastian angesichts seiner Jugend und seiner Bilanz schneller zu acht WM-Titeln fahren. Michael ist für mich immer noch der Hero der Nachkriegszeit, aber Sebastian hat die besten Möglichkeiten, das einzustellen."

Manche interpretierten Schumachers Gratulation an Vettel in der Auslaufrunde in Suzuka gar als eine Art öffentliche Wachablöse - doch Lauda meint: "Ich glaube nicht, dass Michael dabei daran gedacht hat. Natürlich freut man sich, weil ja jeder wusste, dass er Weltmeister ist, wenn er ins Ziel kommt. Aber Michael will auch gewinnen."

Hill: Warum Schumachers Rekord hält

Während Lauda Vettel durchaus das Potenzial zuschreibt, Schumachers Rekordmarke zu erreichen, hält dies Damon Hill - Ex-Rivale des nunmehrigen Mercedes-Piloten - gegenüber der 'BBC' für unrealistisch: "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Michaels Rekord jemals gebrochen wird".¿pbvin|512|4167||0|1pb¿

Der Grund: "Sie haben die Regeln geändert, weil er zu viel gewann. Heute ist der Konkurrenzkampf viel größer als jemals zuvor. Damit muss Vettel leben." Doch was traut er dem Red-Bull-Piloten noch zu? "Er hat bereits zwei Titel im Sack", überlegt Hill. "Ich würde sagen, dass weitere vier Titel in den kommenden zehn Saisons nicht ausgeschlossen wären. Aber es läuft nie so glatt, wie damals. So viele Faktoren halfen Michael damals, um auf diesen Wert zu kommen."

"Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Michaels Rekord jemals gebrochen wird." Damon Hill

Fehlt Vettel der Herausforderer?

Der Brite ist der Ansicht, dass Vettel die ultimative Herausforderung noch nicht bestanden hat. "Man würde ihn vielleicht gerne in einem etwas härteren Test sehen - etwas Druck von einem anderen Team, einem Herausforderer", meint er, dass es Vettel diese Saison etwas zu leicht hatte, um ihn mit den ganz Großen vergleichen zu können. "Das wird aber passieren, weil er noch so jung ist. Er wird noch einige Jahre lang fahren und viel schwierigere Zeiten werden kommen."

Dennoch möchte er die Leistung des jüngsten Doppel-Weltmeisters der Formel-1-Geschichte nicht schmälern: "Er ist definitiv erstklassig. In der Formel 1 benötigt es aber immer einen persönlichen Konkurrenzkampf, um herauszufinden, was in jedem Fahrer vorgeht. Scheinbar gibt es immer noch einen anderen Fahrer und die Frage lautet: Welcher der beiden ist besser? Das spornt sie an, einander in enorme Höhen zu treiben."

"Sebastian wird noch einige Jahre lang fahren und viel schwierigere Zeiten werden kommen." Damon Hill

Mark Webber hält Hill für nicht stark genug, er denkt eher an einen Briten als Herausforderer: "Ich würde keine Prognose wagen, was passieren würde, wenn er gegen Hamilton fahren müsste. Das würde Hamilton anstacheln. Er benötigt vielleicht etwas Rivalität." Doch Hill hat auch andere Piloten auf der Rechnung: "Button hat gezeigt, dass er besser ist als wir jemals dachten. Alonso ist eine Art feuriger Charakter, bei dem man sich vorstellen könnte, dass ein Aufeinandertreffen interessant sein könnte."

Hill: Lob und Tadel für Vettel

Hill hält Vettel für nicht hundertprozentig druckresistent, was aber angesichts seines Alters kein Wunder ist. "Er ist diese Saison einmal am Druck zerbrochen - als Jenson in Montreal auf ihn aufholte", gibt der Weltmeister 1996 ein Beispiel. Er hält es aber für "außergewöhnlich, wie eine Person seines Alters mit all den Dingen recht mühelos zurecht kommt, mit denen einen die Formel 1 konfrontiert."¿pbvin|512|4161||0|1pb¿

Der Sieg in Monza 2008 im Toro Rosso war laut Hill das erste Anzeichen, wozu Vettel fähig ist: "Das war ein Schumacher-Moment. Und diese Saison ist er darüber hinausgegangen, einfach das Beste aus seinem Auto zu machen. Stattdessen nimmt er das Auto und bringt es in eine andere Dimension."

"Sebastian ist diese Saison einmal am Druck zerbrochen - als Jenson in Montreal auf ihn aufholte." Damon Hill