• 09.03.2010 17:57

  • von Stefan Ziegler

Vettel: "Motorsport ist mein Leben"

Sebastian Vettel über Sebastian Vettel: Der Red-Bull-Pilot spricht über seine Anfänge im Motorsport und das Leben als Formel-1-Superstar

(Motorsport-Total.com) - "Rennfahren ist das Wichtigste für mich" sagt Sebastian Vettel - und der 22-Jährige lebt seinen Traum: Seitdem der junge Deutsche vor knapp drei Jahren sein Renndebüt in der Formel 1 gegeben hat, ging es mit Vettels Karriere stetig bergauf. Zum Beginn der Saison 2010 gilt der Red-Bull-Pilot als feste Größe im Fahrerlager, wird aber vor allem wegen seiner smarten und frischen Art geschätzt.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Vom Rookie zum Titelanwärter: Sebastian Vettel ist stets seinen Weg gegangen

Vettel, der typische "Junge von nebenan", ist bei Fans und Vermarktern gleichermaßen beliebt - selbst Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat einen Narren am Heppenheimer gefressen, den der Brite für einen kommenden Weltmeister hält. Diese Erwartungshaltung gedenkt Vettel in den nächsten Jahren zu erfüllen, will aber möglichst schon in dieser Saison an der Spitze der Gesamtwertung stehen.#w1#

Dies bekräftigt der 22-Jährige im Gespräch mit der 'Sportwoche': "Ich habe klare Ziele in meinem Leben", sagt Vettel. "Gerade nach dem vergangenen Jahr weiß ich, dass ich Weltmeister werden will. Ich denke aber nicht, dass ich Motivationsprobleme hätte, öfter als einmal Weltmeister zu werden, wenn ich das geschafft habe", so der Formel-1-Pilot, der 2010 seine dritte Saison bestreitet.

Wie vieles andere auch, so ist das Erreichen eines solchen Ziels aber abhängig von unterschiedlichen Faktoren, wie Vettel zu erläutern weiß: "Im Leistungssport muss man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Neben dem Quäntchen Glück zählt aber auch die Bereitschaft, an sich zu arbeiten und ständig offen zu sein, dazu zu lernen", gibt der WM-Zweite des vergangenen Jahres zu Protokoll.

Wie "Schumi": Vettel lebt für den Erfolg

"Einen gewissen Teil kriegt man in die Wiege gelegt, das Meiste muss man sich ständig erarbeiten. Ich wollte nie nur dabei sein, sondern von Anfang an der Beste sein - man muss alles dem Erfolg unterordnen", meint Vettel und vernimmt sich dabei ähnlich wie sein künftiger Konkurrent Michael Schumacher, dem der Ruf als Perfektionist vorauseilt. Nicht jedem gelingt dieser Balanceakt.

"Wenn man nicht weiß, dass die Formel 1 ein knallhartes Geschäft ist, dann hat man dort nichts verloren." Sebastian Vettel

So ist Vettel bis heute der einzige Rennfahrer aus dem Nachwuchskader von Red Bull, der es in der Formel 1 auf das oberste Siegertreppchen geschafft hat. "Wenn man nicht weiß, dass die Formel 1 ein knallhartes Geschäft ist, in dem man sich in jeder Runde beweisen muss, dann hat man dort nichts verloren", sagt der 22-Jährige. Man werde schließlich immer an seiner jüngsten Leistung gemessen.

"Das ist wie bei einem Fußballspieler: Wenn man schon dreimal die Champions-League gewonnen hat und dann zwei Jahre lang nichts zusammenkriegt, dann will einen auch keiner mehr haben", hält Vettel fest. Doch beim jungen Deutschen erstrahlen die Vorzeichen freilich in einem ganz anderen Licht: Nach den Erfolgen von 2009 erwartet eine ganze Rennsportnation weitere Höhenflüge.


Fotos: Sebastian Vettel, Testfahrten in Barcelona


Vettel schätzt diesen positiven Druck, bleibt aber mit beiden Beinen auf dem Boden: "Jetzt rechnen die Leute damit, uns an der Spitze zu sehen", wird Vettel vom 'Guardian' zitiert. "Das gefällt mir, aber ich denke, es ist auch wichtig, dass ich alle Mechaniker der kleineren Teams grüße, die mir geholfen haben, als ich begonnen habe. Manchmal verliert sich das auf dem Weg", sagt der Formel-1-Fahrer.

Von der Kartbahn in die weite Welt

Nicht so bei Vettel: Der Jungprofi ist sich seiner sportlichen Wurzeln und der Verantwortung gegenüber den Fans wohlbewusst, wie er in der 'Sportwoche' erläutert: "Wir Formel-1-Piloten sind natürlich schon in einer besonderen Situation", meint der Deutsche und berichtet von seinen Erfahrungen: "Man fährt viel durch die Welt, sieht viel, was man normalerweise nicht sehen würde."

"Man darf nicht vergessen, woher man kommt und dass man von der Begeisterung der Menschen lebt." Sebastian Vettel

"Die Leute rennen einem zum Teil hinterher, man muss sich manchmal davon abkapseln. Man darf aber auch nicht vergessen, woher man kommt und dass man von der Begeisterung der Menschen lebt. Jeder, der um ein Autogramm fragt, fragt vielleicht zum ersten Mal und möchte eben sein Foto oder sein Autogramm", sagt Vettel und gesteht: "Manchmal erkenne ich mich darin auch selbst."

"Auf der Kartbahn in Kerpen habe ich als kleiner Bub Michael Schumacher gleich um mehrere Autogramme gefragt. Die habe ich alle noch. Damals habe ich mehrere Fotos vorbereitet und man traut sich ja dann fast nicht zu fragen", gibt Vettel rückblickend zu Protokoll. Heute bewegt der 22-Jährige eines der Rennautos, in denen Schumacher schon vor Jahren zu Weltruhm gelangt ist.

Und genau wie "Schumi", so entstammt auch Vettel gutbürgerlichen Verhältnissen. "Ich komme aus einer normalen Familie. Mein Vater ist Zimmermann, ein Dachdecker. Wir haben es immer geliebt, zusammen Rennen zu bestreiten. Wir sind niemals in Urlaub gefahren. Wir sind stets nur Kartfahren gewesen und sogar meine große Schwester hatte Spaß daran", erzählt Vettel im 'Guardian'.

Vettel ist Fahrer und Manager in Personalunion

Schon damals agierten die Vettels selbstständig und verzichteten auf einen Manager für den Filius - und diese Situation hat sich bis heute nicht verändert. Vettel: "Es erschien nur normal, dass ich diesen Weg einschlug, als ich in die Formel 1 kam und mich selbst managte. Gleichwohl nehme ich Ratschläge meiner Familie und engen Freunden an", hält der deutsche Formel-1-Pilot fest.

"Ich bin zufrieden. Ich bereue keinen Schritt, den ich bisher gegangen bin." Sebastian Vettel

"Du kannst Manager haben, die dir sagen, wie großartig du bist. Deine Familie ist aber viel ehrlicher und wir fahren gut damit. Die Leuten sagen: 'Junge, du brauchst einen Manager, der dich in die Werbung bringt und dir dabei hilft, Geld zu machen.' Ich bin aber zufrieden. Ich möchte meine eigenen Entscheidungen treffen", meint Vettel. "Ich bereue keinen Schritt, den ich bisher gegangen bin."

"Das Problem bei Formel 1 und Fußball ist halt, dass so viel Geld im Spiel ist. Die Formel 1 ist ein großes Business und leider ist jeder viel zu sehr mit seinen eigenen Interessen beschäftigt und mit der Summe, die in seiner eigenen Tasche landet. Für manche Leute ist die Formel 1 sogar nur Business. Das ist ein Problem", findet Vettel. "Du kannst nicht immer das sagen, was du gerne sagen würdest."

Dabei geht es dem aus Heppenheim stammenden Formel-1-Rennfahrer eigentlich nur um zwei Dinge: "Rennfahren ist das Wichtigste für mich - und auch, dieselbe Person zu bleiben, die ich schon immer war", sagt Vettel und fügt abschließend an: "Man darf nicht vergessen - und das ist vielleicht nicht jedermanns Sache: Auch als Fahrer bin ich immer noch Fan. Motorsport ist eben mein Leben."