• 09.03.2010 11:40

  • von Stefan Ziegler

Horner über Vettel: "Der Erfolg hat ihn nicht verändert"

Red-Bull-Teamchef Christian Horner spricht über Sebastian Vettel, den auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone längst in sein Herz geschlossen hat

(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Jahr mauserte sich Sebastian Vettel mit Red Bull zum Titelkandidaten, in diesem Jahr will der 22-Jährige noch einmal nachlegen und den nächsten Schritt machen. Teamchef Christian Horner, selbst ein ehemaliger Rennfahrer, traut seinem jungen Stammpiloten 2010 einiges zu. Der Brite schätzt die Arbeitshaltung Vettels und auch die fröhliche Natur des deutschen Renntalentes.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Christian Horner (Teamchef)

Christian Horner und Sebastian Vettel wollen in dieser Rennsaison hoch hinaus

"Sebastian hat alles, was einen Champion ausmacht", sagt Horner wenige Tage vor dem Saisonauftakt der Formel 1 in Bahrain. "Er ist ein sehr intelligenter Fahrer, überaus talentiert und besitzt eine tolle Arbeitsethik. Er ist mit großer Leidenschaft dabei und kann sich individuell konzentrieren. Am wichtigsten ist aber, dass er auch ein netter Bursche ist", findet der Red-Bull-Teamchef.#w1#

"Er ist ein sehr populäres Mitglied unseres Teams, weil er so bodenständig ist. Der Erfolg hat ihn nicht verändert. Sein Aufstieg verlief bislang kometenhaft und er verbessert sich noch immer, entwickelt sich und wächst", beschreibt Horner seine Eindrücke und fügt an: "Sebastians Charakter ist bemerkenswert. Ich sehe einen hungrigen und entschlossenen jungen Mann vor mir", so Horner.


Fotos: Sebastian Vettel, Testfahrten in Barcelona


"Er hat jetzt die Erfahrung von zwei volle Saisons und einem Titelkampf auf dem Buckel. Die neue Saison geht er somit als recht kompletter Fahrer an", erläutert der 36-Jährige. Aus diesem Grund steht Vettel auch bei Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hoch im Kurs, wie Horner zu berichten weiß: "Bernie findet seine freche Art klasse, denn Sebastian ist genau so schlagfertig wie er selbst."

Der britische Humor liegt ihm im Blut...

"Für einen Deutschen ist das nicht unbedingt normal. Er ist diesbezüglich sehr undeutsch", findet Horner und fügt an: "Er versteht den britischen Humor sehr gut. Er sieht sich regelmäßig Monty Python, Little Britain und die Sketche von Harry Enfield an. Zudem ist er ein guter Imitator", gibt Horner zu Protokoll. Vettel bestätigt dies im 'Guardian': "Ich mag die britische Kultur."

"Vielleicht kommt das daher, dass ich einen Sinn für Humor habe, der nicht immer politisch korrekt ist." Sebastian Vettel

"Vielleicht kommt das daher, dass ich einen Sinn für Humor habe, der nicht immer politisch korrekt ist. Das hilft aber", so der Nachwuchspilot aus Heppenheim. "Ich mag England, obwohl es dort immer regnet und obwohl es dort in der Gegend von Milton Keynes sehr viele Kreisverkehre gibt. Man sollte aber nicht vergessen, dass ich ein deutscher Fahrer in einem britischen Team bin."

"Ich erwarte also nicht, die populärste Person zu sein. In England höre ich diesen Satz sehr oft: 'Oh, er ist ein typischer Deutscher.' Das ist normal. In Deutschland haben wir ähnliche Redewendungen über 'typische Engländer'. Ich halte das für recht witzig. Es gibt nun einmal gewisse nationenbasierte Vorurteile, doch nicht jede Person passt in das jeweilige Schema", hält Youngster Vettel fest.

Vettel als Botschafter für die Formel 1

"Ich habe gesehen, wie die Briten reagiert haben, als ich im vergangenen Jahr in Silverstone gewonnen habe. Für sie war das nicht unbedingt das Tollste, aber anschließend waren sie überaus fröhlich. Fast so, als wäre ich Lewis oder Jenson. Ich ging auf die Bühne und tausende britischer Leute schienen regelrecht verrückt zu werden. Das war unglaublich und hat mich überrascht."

"Was Bernie so an Sebastian gefällt, ist natürlich seine Fahrweise und die Art." Christian Horner

Mindestens ebenso große Stücke wie die Formel-1-Fans hält Ecclestone auf seinen neuen Superstar. Horner erklärt: "Was Bernie so an Sebastian gefällt, ist natürlich seine Fahrweise und die Art, wie er sich gibt. Er ist immer dazu bereit, Autogramme zu schreiben. Damit ist er ein Botschafter für die Formel 1. Sebastian ist einfach fantastisch", so Horner - auch im Vergleich zu Michael Schumacher?

"Als Michael sein Grand-Prix-Debüt gab, saß Sebastian noch in den Windeln. Sie sind unterschiedliche Charaktere. Sebastian ist Sebastian. Er ist eine eigenständige Persönlichkeit und wird sich noch weiterentwickeln. Er ist kein 'Mini-Schumi'", sagt Horner. "Er hat großen Respekt vor Michael, aber auf der Strecke wird er ihm aber einen heißen Tanz bieten - wie jedem anderen Fahrer auch."