Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Vettel: "Ich entdeckte Spa ganz neu"
Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel schwärmt nach seiner Fahrt zur Pole-Position vom belgischen Kurs in den Ardennen - Was macht das Wetter am Sonntag?
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel kehrte mit einer Topleistung aus der Formel-1-Sommerpause zurück. Der junge Deutsche knallte in 1:48.298 Minuten die schnellste Qualifikations-Zeit auf den knapp sieben Kilometer langen Kurs von Spa-Francorchamps und sicherte sich damit die Pole-Position - vier Zehntel vor Lewis Hamilton (McLaren) und eine Sekunde vor Mark Webber (Red Bull). In seiner Medienrunde nimmt der amtierende Weltmeister ausführlich Stellung zu seinem Abschneiden.

© Red Bull/Getty
Sebastian Vettel hat Grund zur Freude: Er fährt am Sonntag von der Pole-Position los
Frage: "Sebastian, es war ein spannendes Qualifying. Die wechselhaften Bedingungen machten es nicht einfach. Du hattest aber ein perfektes Timing und schnapptest Mark Webber und Lewis Hamilton noch die Pole-Position weg..."
Sebastian Vettel: "Ja, es war eine schwierige Session. Alles in allem hatten wir in Q1 und Q2 wirklich knifflige Bedingungen. Die Strecke trocknete überraschenderweise sehr rasch ab, was auf Intermediates sehr schwierig ist."
"Unser Hauptziel lautete daher, einfach nur in die nächste Einheit zu gelangen. Ich fühlte mich ganz zu Beginn nicht besonders wohl, doch in Q2 machten wir einen großen Schritt nach vorne. Ich entdeckte Spa in gewisser Weise ganz neu und fand bessere Linien als am gesamten Wochenende zuvor. Das war ein wichtiger Schritt. In Q3 waren wir uns sicher, dass Slicks angesagt sein würden."
"Andererseits wussten wir: Falls kein neuer Regenschauer mehr käme, würde alles auf die letzte Runde ankommen, weil sich die Strecke weiter verbessern würde. In den beiden ersten Umläufen fuhr ich einfach nur, um Temperatur in die Reifen zu bekommen. In den beiden Schlussrunden und speziell bei meinem letzten Versuch machte ich maximal Druck."
"Ich kam in die letzte Kurve... Lewis war direkt vor mir, wenn ich mich nicht irre. Es lagen nur ein paar Sekunden zwischen uns und ich sah, wie er sich verbremste. In einer solchen Situation willst du auf keinen Fall ebenso einen Verbremser hinlegen, doch bei mir ging alles glatt. Ich hatte eine sehr gute Runde. Zum Schluss, im Trockenen, war ich sehr zufrieden mit dem Auto."
"Es schien mit jeder Runde immer noch schneller zu werden. Insgesamt bin ich daher sehr zufrieden. Es war keine einfache Session, das stimmt. Die Verhältnisse veränderten sich ständig. Direkt nach dem Ende der Qualifikation begann es ja auch schon wieder zu regnen. Am Sonntag soll es trocken sein, doch wie wir am Samstag sahen, ist hier einfach alles möglich."
Frage: "In Belgien stehst du zum 24. Mal auf der Pole-Position. Damit hast du Niki Lauda eingeholt. Was sagst du dazu?"
Vettel: "Das ist ja nicht schlecht. Niki Lauda ist ja jedem ein Begriff. Das freut mich."
Vettel vier Zehntel vor dem Rest
Frage: "Du hattest vier Zehntel Vorsprung. Überrascht?"
Vettel: "Das stellte ich am Ende fest, doch ich muss mir erst noch einmal genau anschauen, wie es dazu kam. Ich denke, ich hatte im letzten Abschnitt einen guten Lauf."
"Jede Runde war entscheidend, denn wenn sich jemand dreht oder von der Strecke abkommt, gibt es gelbe Flaggen. Dann kannst du deine Zeit nicht mehr verbessern. Deshalb ist jede Runde wichtig. Ich wusste, wenn es trocken bleibt - diese Information holte ich mir während der Session noch einmal -, dann wird die letzte Runde die wichtigste werden, weil die Strecke immer mehr abtrocknet und schneller wird."
"Zum Glück passte alles. Ganz zum Schluss hatten wir ein paar gute Runden. Warum der Abstand größer war wie vielleicht sonst, muss man schauen. Ich denke, das liegt größtenteils an den Bedingungen. Ein kleiner Fehler kann schon sehr viel Zeit ausmachen."
Frage: "Welchen Stellenwert hätte ein Sieg in Spa für dich?"
Vettel: "Naja, es ist eine besondere Strecke und jeder Fahrer reist gerne hierher. Nicht nur die Piloten, sondern auch alles, was dazugehört, glaube ich. Jeder Fahrer genießt die Strecke, aber auch jeder Fotograf, Journalist und natürlich auch die Fans. Spa ist etwas ganz Besonderes, auch wenn das Wetter meist miserabel ist."
"Es hat keine 26 Grad Celsius und kein Meer um die Ecke, doch es macht meiner Meinung nach allen Spaß. Die Leute sind gut drauf und trinken abends bei sommerlichen und knackigen elf Grad Celsius mitten auf der Straße ihr Bier. Alle haben hier ihren Spaß und es ist ein schönes Rennen - auch für die Fahrer."
"Deswegen ist es ein wichtiges Rennen. Hier ganz oben zu stehen, wäre etwas Besonderes. Vor zwei Jahren stand ich auf dem Podest. Schauen wir einmal, ob es dieses Jahr wieder klappt. Ich glaube, das Rennen am Sonntag wird lang. Jetzt habe ich viel um den heißen Brei herumgeredet: Natürlich würde es mich freuen."
Der Rennausgang hängt auch vom Wetter ab...
Frage: "Dein Teamkollege Mark Webber spricht bislang von einem einfachen Wochenende. Niemand konnte bisher aber wirklich viel fahren. Wie zuversichtlich bist du vor einem Rennen, in dem die Bedingungen erneut wechselhaft sein könnten?"
Vettel: "Nun ja, ich denke, es wird eines dieser Rennen, in denen vom Start bis ins Ziel einfach alles Mögliche passieren kann. Wir werden sehen. Die beste Vorhersage ist in Spa, den Kopf in den Nacken zu legen und in den Himmel zu blicken. Es soll wohl trocken sein."
"Ich denke, am Ende hatten wir im Trockenen eine recht gute Balance. Damit war ich zufrieden, denn zu Beginn der Qualifikation hatte ich mich noch nicht sehr wohl gefühlt. Im Nassen fühlte ich mich später langsam besser. Ich denke, wir fanden eine gute Richtung und sollten bereit sein für Sonntag. Es ist ein langes Rennen, doch darauf freue ich mich schon sehr."
Frage: "Dein Team spricht von einem der schwierigsten Rennen für Red Bull, doch du stehst hier auf der Pole-Position. Kannst du das erklären?"
Vettel: "Das Rennen ist erst morgen, also schauen wir einmal. Auf dieser Strecke gibt es viele Kurven, die uns liegen sollten, aber auch Geraden, die uns nicht so sehr entgegenkommen sollten. Warten wir ab."
"Wir konnten am gesamten Wochenende nicht allzu viel fahren. Wir waren aber stets zufrieden und bei allen Verhältnissen konkurrenzfähig - Mark etwas mehr als ich. Am Freitag war ich nicht sehr zufrieden, doch am Samstagmorgen unternahmen wir die richtigen Schritte, um zurückzukehren. Speziell, als es abtrocknete, fühlte ich mich besser und besser."
"Ich weiß nicht genau, wie die Wettervorhersage für Sonntag aussieht. Es heißt, es soll trocken sein - nur: wie sehr? Wie stehen die Chancen? Ich weiß nicht, ob man sein Geld auf dieses Rennen setzen sollte. Wir hatten halt in der letzten Qualifikations-Einheit ein gutes Timing und ich fühlte mich gut. Insgesamt brachten wir es auf den Punkt."¿pbvin|512|4006||0|1pb¿
Mehr Freude am Fahren im Trockenen?
Frage: "Es macht den Anschein, als wärst du im Trockenen zufriedener mit dem Auto. Hast du dein Fahrzeug auf trockene Bedingungen abgestimmt? Ist dein Rennwagen eher auf trockene als auf nasse Verhältnisse gepolt?"
Vettel: "Eigentlich nicht. Um ehrlich zu sein: Es gibt kein reines Regensetup mehr. Es ist halt schwierig, denn von Samstag auf Sonntag darfst du nichts mehr verändern."
"Wenn man ein zu einhundert Prozent nasses Rennen vor sich hat, dann kannst du dich für eine solche Möglichkeit entscheiden. Eine große Veränderung ist das aber nicht. Wie ich schon am Freitag und heute früh sagte: Ich war nicht sehr zufrieden, doch in der Qualifikation - speziell in Q2 - nahmen wir an Fahrt auf."
"Das war im Nassen. Ja, es trocknete ab, doch an manchen Stellen war es noch immer feucht. Zum ersten Mal an diesem Wochenende waren wir da sehr konkurrenzfähig. Alles ein bisschen in letzter Minute, könnte man sagen. Es ist halt nicht einfach, wenn man nicht so viel fahren kann, doch wir haben die Kurve ja noch einmal gekriegt."
Frage: "Das gesamte Feld scheint dieser Tage fast nur auf Intermediates unterwegs gewesen zu sein. Habt ihr noch Reifen übrig und werdet ihr diese auf eBay einstellen, um zu schauen, wie hoch sie im Kurs stehen?"
Vettel: "Wir sollten noch welche haben, denke ich. Wir sitzen da aber alle im selben Boot."
"Es ist schon sehr schade, dass wir heutzutage am Freitag nur einen Satz Intermediates zur Verfügung haben, denn dieser Satz ist gewissermaßen gratis. An die anderen Reifen trauen wir uns fast nicht heran, wenn die Wettervorhersage auf Regen hindeutet. Das war heute der Fall und das könnte auch am Sonntag der Fall sein. Du musst halt deine Reifen sparen."
"Das ist aber für alle das Gleiche. Es ist langweilig, denn du sitzt in deiner Garage herum und wartest ab, ohne etwas zu tun, statt zu trainieren. Es ist ja nicht so, dass wir nicht fahren wollten. Wir möchten einfach nur unsere Pneus aufsparen. Die Gründe dafür sahen wir in der Qualifikation. Am Sonntag braucht man vielleicht noch einmal einen weiteren frischen Satz. Es ist für alle so."
Welche Reifen sind die richtigen?
Frage: "Bleiben wir bei den Reifen: Niemand konnte im Freien Training sehr viel fahren. Habt ihr eine Ahnung davon, wie sich der Reifenverschleiß darstellen wird? Ist es angesichts dieser Unsicherheit schwierig, einen Rennplan zu erstellen?"
Vettel: "Ja. Das wird am Sonntag ein wichtiges Thema sein, denn wir kennen den Verschleiß nicht. Nach ein paar Runden bekommt man natürlich einen Eindruck."
"Am Freitag fuhr ich zum Beispiel nicht mit der weichen Mischung. Dafür war ich etwas länger mit der härteren Variante unterwegs. Am Samstag konnte ich einige Runden mit den weichen Reifen zurücklegen. Es ist wichtig, Rückschlüsse zu ziehen. Am Sonntag werden wir mehr darüber herausfinden."
"Es ist ja kein Geheimnis. Deshalb wählen die meisten Fahrer weiche Reifen in der Qualifikation, weil das nun einmal die schnellere Variante ist. Wir werden also versuchen, die weichen Pneus möglichst ausgiebig zu nutzen - wie schon in den vergangenen Rennen."
Frage: "Wie schwierig ist es eigentlich, die Reifen bei diesen kühlen und regnerischen Bedingungen auf Temperatur zu bringen?"
Vettel: "Um ehrlich zu sein: Heute war es ziemlich kühl, vielleicht sogar ähnlich kühl wie am Nürburgring. Möglicherweise war es nicht gar so schlimm, aber ähnlich. Wir hatten weniger damit zu kämpfen, also dürfen wir mit unserem Setup zufrieden sein."
"Im Vergleich zu McLaren scheinen wir in diesen Verhältnissen etwas auf McLaren zu verlieren. Wären wir in der gleichen Form wie am Nürburgring, würden wir heute wahrscheinlich nicht die gleiche Position einnehmen. Es ist schwer zu sagen. Es ist eine andere Strecke, doch insgesamt betraf uns diese Thematik am Samstag weniger intensiv als in den zurückliegenden Grands Prix."
Die Wetterlage ist unklar
Frage: "Sprechen wir noch einmal über das Wetter: Wie kann man sich auf etwas vorbereiten, was hier in Spa eigentlich nie sicher ist?"
Vettel: "Es ist schwierig. Wichtig ist vor allem, zum richtigen Zeitpunkt auf der Strecke zu sein. Das kriegt man nicht immer so einfach hin."
"Eine gewisse Lotterie ist dabei und es gelingt nicht immer. Wir haben sehr viel aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Im vergangenen Jahr waren wir einmal ein bisschen zu spät dran. Heute passte alles. Im ersten und zweiten Abschnitt der Qualifikation ging es nur darum, durchzukommen. Im dritten Teil konnten wir dann voll aufdrehen."
Frage: "Was braucht es am Sonntag, um den Jackpot dieser Lotterie zu knacken?"
Vettel: "Wortspiele hier... (lacht; Anm. d. Red.). Schauen wir einmal. Die richtige Kombination, würde ich sagen. Es ist ein bisschen ungewiss, was das Wetter am Sonntag macht. Sollte es trocken sein, wird natürlich auf Slicks gefahren."
"Dann stellt sich die Frage: Wie lange halten die Reifen? Das ist im Moment noch nicht klar, weil hier noch keiner die Möglichkeit hatte, es auszuprobieren - auch was die Bedingungen und Temperaturen anbelangt. Alles in allem waren wir aber doch recht glücklich mit den Runden, die wir hatten. In der Qualifikation wurde es ja auch immer besser. Ich denke, wir sind so gut vorbereitet, wie man vielleicht sein kann."
Frage: "Wie viel Spaß macht es selbst bei diesem Wetter, auf der 'Ardennen-Achterbahn' zu fahren?"
Vettel: "Extrem viel. Es ist einerseits eine Herausforderung, die Strecke zu meistern. Andererseits bei diesen Bedingungen, wenn nur eine Spur trocken ist, alles herauszuquetschen. Ein kleiner Quersteher, ein kleiner Fehler, ein kleiner Verbremser und man ist auf der nassen Spur. Dann ist die Zeit dahin. Es war ein schwieriges Qualifying, doch wir brachten es gut hin."

