Vettel hat den Spitzenplatz nur verliehen

Nach seinem zweiten Platz in Melbourne will sich Weltmeister Sebastian Vettel schon am nächsten Wochenende in Malaysia die WM-Führung zurückholen

(Motorsport-Total.com) - Schon am Montag stieg Sebastian Vettel in den Flieger nach Kuala Lumpur, voller Tatendrang und Zuversicht - aber auch ein wenig gereizt: "Es gefällt uns nicht, wenn uns McLaren auf der Nase herumtanzt", so der zweimalige Formel-1-Weltmeister vor dem Abflug aus Melbourne. Deshalb will der Champion bereits am kommenden Sonntag beim Grand Prix von Malaysia Jenson Button die WM-Führung wieder abjagen. Den Spitzenplatz in der WM-Wertung, den Vettel von seinem Last-Minute-Titeltriumph im November 2010 bis zum Sonntag ununterbrochen einnahm, hat er an den McLaren-Pilot nur verliehen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Sebastian Vettel

Sebastian Vettel möchte die Hackordnung schon in Malaysia umdrehen

"Schauen wir einmal, wie es am nächsten Wochenende aussieht. Wir müssen uns nicht verstecken", so Vettel nach der Aufholjagd beim Saisonauftakt in Australien von Platz sechs bis auf Rang zwei. Der Grund für seine Zuversicht: Sein Red-Bull-Team hat den Grund für Vettels verhältnismäßig schwaches Qualifying bereits gefunden. "Ja, wir selbst wissen es schon", bestätigt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko.

Es war wohl lediglich ein Fehlgriff, durch den Vettels Auto nicht optimal abgestimmt war. "Aber man hat trotz aller Schwierigkeiten gesehen, dass wir absolut vorne mitfahren können. Ich hoffe schon, dass wir in Malaysia besser sortiert sein werden", kündigt Marko an.

Red Bull sei weit davon entfernt, weg vom Fenster zu sein, wie schon einige Experten gemutmaßt hätten, meint der Österreicher. Vettel selbst formuliert es drastischer: "Es war kein Desaster", meint er über Startplatz sechs, seinen schlechtesten seit dem Monza-Rennen im September 2010. "Wenn man sagt, dass wir scheiße waren, dann waren die Leute hinter uns ganz am Ende der Scheiße."

Auch Vettels Teamchef Christian Horner versprühte Zuversicht: "Wir wussten von den Wintertests, dass McLaren stark ist, und wir haben es auch hier gesehen", erklärt er. "Aber unser Renntempo war eigentlich gleichauf mit ihnen - und das, obwohl keiner unserer Fahrer absolut zufrieden mit seinem Auto war."


Experten-Diskussion nach dem Australien-Grand-Prix

Das lag bei Vettel vor allem daran, dass ihm viel Zeit zur richtigen Abstimmung verloren gegangen war, meint Marko. Zuerst hatte Vettel fast den kompletten letzten Testtag in Barcelona verpasst, dann regnete es in Melbourne am Freitag, am Samstag rutschte der Weltmeister im letzten Freien Training ins Kiesbett. "So tappten die Ingenieure im Dunklen und wussten nicht genau, in welche Richtung sie mit den vielen neuen Teilen gehen sollen", so Marko. "Aber wir haben jetzt viel mehr Erkenntnisse und schauen positiv nach Malaysia."

Horner erwartet in diesem Jahr ein ähnliches Auf und Ab zwischen den Spitzenteams wie 2011: "Wir haben gesehen, dass es von Wochenende zu Wochenende wechselte. Einige Strecken bevorteilten andere Autos." In Melbourne, ohnehin als Stadtkurs wenig repräsentativ für den Großteil der Saison, sei McLaren schon immer stark gewesen, stellt der Brite fest: "Wenn man sich erinnert, Lewis Hamilton hat Seb im vergangenen Jahr den größten Teil des Rennens gejagt."


Experten-Diskussion nach dem Australien-Grand-Prix

Horner erwartet wie sein McLaren-Kollege Martin Whitmarsh ab jetzt einen Entwicklungswettlauf zwischen den Topteams "bis zum Ende der Saison. Wer auch immer am schnellsten das Maximum aus seinem Auto herausholt, wird davon profitieren", sagt Horner und kündigt an: "Wir wissen, dass wir uns verbessern müssen. Aber wir haben viele Dinge in der Pipeline und wir ziehen ganz viel Positives aus dem ersten Wochenende."