• 24.03.2010 11:16

  • von Lennart Schmid

Vettel: "Ferrari ist sehr, sehr stark"

Vor dem Rennen in Australien schätzt Sebastian Vettel die Konkurrenz von Ferrari sehr hoch ein, sagt aber auch: "Wir haben ein sehr schnelles Auto"

(Motorsport-Total.com) - Beim Saisonauftakt in Bahrain sah Sebastian Vettel lange wie der sichere Sieger aus. 30 Runden lang führte der Red-Bull-Pilot das Feld souverän an, die auf den Plätzen zwei und drei liegenden Ferraris schienen Vettel lediglich mal mehr und mal weniger dicht folgen zu können. Doch dann ging eine Zündkerze an Vettels Renault-Motor kaputt und damit waren plötzlich "zwischen 50 und 100 PS" weg, so der Vizeweltmeister gegenüber Reportern in Melbourne.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel ist vor dem Rennen in Melbourne recht entspannt

"Zunächst hatten wir gedacht, dass der Auspuff gebrochen war", so Vettel. "Aber dann hat es sich als ein Problem mit einer Zündkerze herausgestellt. Sie ging kaputt und ich fuhr mit einem Zylinder weniger. Man braucht jedes bisschen Leistung, um seine Position zu halten, und wir haben in den letzten paar Runden zwischen 50 und 100 PS verloren. Das war recht viel - und ich konnte den ersten Platz nicht halten. Glücklicherweise konnte ich das Auto nach Hause bringen und wurde Vierter."#w1#

Der Red Bull galt bereits in der vergangenen Saison nicht gerade als das zuverlässigste Auto des Feldes. Die im Vergleich zu Brawn höhere Defektanfälligkeit des RB5 kostete Vettel womöglich den WM-Titel. Nach den technischen Problemen in Bahrain, zunächst im Freien Training am Freitag, dann im Rennen am Sonntag, scheint die neue Saison für Red Bull diesbezüglich noch keine Verbesserung zu bringen.

"Die Probleme, die wir am Freitag hatten, waren ganz andere", so Vettel. "So ein Defekt wie am Sonntag passiert nur ganz selten, vielleicht alle zehn Jahre mal. Es sollte nicht noch einmal passieren. Es ist sehr selten, dass Zündkerzen ausfallen." Umso ärgerlicher ist es für Vettel, dass es in Bahrain trotzdem passiert ist. Die ohnehin sehr starken Ferraris profitierten davon und landeten einen Doppelsieg.

"So ein Defekt passiert ganz selten, vielleicht alle zehn Jahre mal." Sebastian Vettel

"In Bahrain sahen sie extrem konkurrenzfähig aus. Ganz bestimmt schneller als jeder andere, wie auch schon bei den Wintertests. Die ganze Zeit über waren sie sehr, sehr stark. Aber das wird von Strecke zu Strecke unterschiedlich sein. Manche Strecke mag man mehr, manche weniger. Manchmal aus der Perspektive des Fahrers, und manchmal verhält sich das Auto auf einer bestimmten Art Kurs einfach besser."

Deshalb fällt es Vettel auch schwer, das derzeitige Kräfteverhältnis eindeutig zu benennen. "Es gibt auf jeden Fall vier Teams, die sehr stark sind. Aber das Mittelfeld ist ebenfalls sehr stark, wie Force India. Wir sind in Bahrain erst ein Rennen gefahren. Das ist der einzige Erfahrungswert, den wir haben, abgesehen von den Testfahrten. Wir müssen also noch etwas warten."

¿pbvin|512|2566||0|1pb¿Vettel konzentriert sich lieber auf die eigene Stärke. "Die wichtigste Erkenntnis, die wir aus Bahrain mitgenommen haben, obwohl wir nicht gewonnen haben, war, dass wir ein sehr schnelles Auto haben. Am Freitag hatten wir zu kämpfen und waren nicht schnell. Aber am Samstag und Sonntag waren wir in guter Form. Also sollten wir auch hier stark sein."

"Es gibt keinen Grund, warum wir hier nicht auch wettbewerbsfähig sein sollten", so Vettel weiter. "Ich mag den Albert Park, es ist eine schöne Strecke. Sie ist für gewöhnlich am Anfang recht rutschig, aber wir hatten hier im vergangenen Jahr ein tolles Rennen. Das Resultat war natürlich nicht gut, aber das Auto war schnell und sollte auch diesmal wieder gut sein."

Sebastian Vettel, Melbourne, Albert Park Melbourne

Im vergangenen Jahr schied Sebastian Vettel nach einer Kollision aus Zoom

Viele Fans in Australien hoffen, dass Vettels Teamkollege Mark Webber das Rennen in Melbourne gewinnen wird. Webber genieße die zusätzliche Aufmerksamkeit, die ihm in Australien zuteil wird. "Er ist der einzige Australier im Starterfeld, also ist es für ihn ganz sicher etwas Besonderes. Wenn wir nach Deutschland kommen, sind da neben mit noch fünf andere, also ist es nicht ganz das Gleiche. Aber klar, es ist immer etwas Besonderes, zu Hause Rennen zu fahren."

Da Webber in der vergangenen Saison bei Vettels Heimrennen am Nürburgring gewonnen hat, würde der Deutsche nun gerne in Australien siegen. "Normalerweise bekommt man hier einen Pokal mit einem Känguru darauf. Ich hätte so einen schon im vergangenen Jahr wirklich gerne bekommen, also werde ich es in diesem Jahr wieder versuchen."

Für Webber war der erwähnte Sieg in der Eifel der erste Grand-Prix-Sieg seiner Karriere. "Der erste Sieg ist immer etwas Besonderes", findet Vettel. Webber haben 2009 gute Rennen gehabt. "Er hat auch in Brasilien gewonnen. Er ist also definitiv ein starker Fahrer. Er weiß, was er kann. Offensichtlich hat er in der Vergangenheit nicht immer die besten Autos gehabt. Aber er ist nach wie vor dabei. Viele andere sind dagegen irgendwann vom Weg abgekommen."

"Was McLaren hat, kann man nicht einfach kopieren." Sebastian Vettel

Da der Saisonauftakt erst zwei Wochen her ist, reist Red Bull in Australien mit den selben Autos an wie in Bahrain. "Wir haben nichts wirklich neues am Auto. Es ist ein ziemlicher Aufwand die Autos hierher zu bringen. Neue Teile zu liefern ist also sehr schwer. Aber im Verlauf der Saison muss man natürlich ständig neue Sachen bringen, um das Auto zu verbessern."

Sehen wir also früher oder später auch das so genannte "F-Schacht-Konzept" am Red Bull, mit dem McLaren beim Saisonauftakt für reichlich Diskussionsstoff sorgte? "Was McLaren hat, kann man nicht einfach kopieren. Man muss einen Weg dazu finden. Es ist recht raffiniert, aber jeder denkt darüber nach, es zu kopieren. Inzwischen versteht wohl jeder mehr oder weniger, wie es funktioniert. Aber wir müssen es ins Auto einbauen - und das ist der schwierigere Teil."

Schwierig mit anzusehen war übrigens auch das Auftaktrennen in Bahrain. Kaum Überholmanöver, keine wesentlich unterschiedlichen Strategien, dafür aber viele Fahrer, die auf Abwarten fuhren. Das Verbot der Tankstopps hat die Formel 1 offenbar nicht spannender gemacht. "Wir hatten zwar jetzt erst ein Rennen, und ich erinnere mich an ein paar Rennen im vergangenen Jahr, die auch nicht besonders aufregend waren, aber mit den neuen Regeln ist es bestimmt nicht einfacher geworden."