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Vettel im Pech: Ferrari feiert Doppelsieg!

Sebastian Vettel rettet mit einem Motorenproblem Platz vier, aber Ferrari erbt den Doppelsieg in Bahrain - Michael Schumacher beim Comeback Sechster

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hat schon als Kind davon geträumt, einmal einen Grand Prix auf Ferrari zu gewinnen - und heute ist ihm dieses Kunststück gleich im ersten Versuch gelungen: Der Spanier feierte in Bahrain seinen ersten Sieg seit Japan 2008 und bescherte dem Traditionsrennstall Ferrari nach einer miserablen Saison 2009 einen Auftakt nach Maß.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa und Fernando Alonso

Besser geht's nicht: Ferrari startet mit einem Doppelsieg in die neue Saison

Offenbar muss er sich noch an seinen neuen Arbeitgeber gewöhnen, denn als auf dem Podium nach der spanischen auch die italienische Hymne angestimmt wurde, hatte Alonso seine Kappe schon wieder aufgesetzt. Die Tifosi werden ihm das aber verzeihen, denn nach dem schlechtesten Saisonauftakt aller Zeiten im Vorjahr ist Ferrari heute perfekt gestartet - allerdings auch dank ein bisschen Schützenhilfe von der Glücksgöttin Fortuna!#w1#

Riesenpech für Polesetter Vettel

Denn nach gut 30 von 49 Runden wurde Spitzenreiter Sebastian Vettel, der das Rennen bis dahin kontrolliert hatte, plötzlich langsamer: "Könnt ihr irgendwas tun, um das zu reparieren?", fragte der enttäuschte Red-Bull-Pilot in der 36. Runde, als beide Ferraris schon durch waren, aber sein Renningenieur hatte keine guten Nachrichten: "Negativ, negativ. Es ist mechanisch, wahrscheinlich ein gebrochener Auspuff." Später stellte sich heraus: Eine Zündkerze war defekt.

Dabei hatte alles so gut begonnen: Der Polesetter erwischte einen perfekten Start und bog als Erster in die erste Kurve ein, blieb somit von den Gerangeln verschont, die sich etwas weiter hinten abspielten. So schob sich Alonso an seinem Teamkollegen Felipe Massa vorbei, was sich später als rennentscheidend herausstellen sollte, und der Renault-Motor in Mark Webbers Red Bull warf eine riesige Rauchwolke, die zu Chaos führte.

Gleich auf den ersten Metern kam es zwischen Adrian Sutil (Force India) und Robert Kubica (Renault) zu einer Berührung, die die beiden weit zurückwarf. In Kurve vier schlüpfte Nico Rosberg (Mercedes) an Lewis Hamilton (McLaren) durch und eroberte den vierten Platz; Michael Schumacher (Mercedes) kam als Sechster aus der ersten Runde zurück. Dahinter rundeten Jenson Button (McLaren) und Webber die Top 8 ab.

Sebastian Vettel

Bis in die 34. Runde lag Sebastian Vettel vor den beiden Ferraris in Führung Zoom

Vettel hatte gleich nach der ersten Runde zwei Sekunden Vorsprung, konnte sich dann aber nicht weiter absetzen. Zwischenzeitlich fuhr er fünf Sekunden vor Verfolger Alonso, der aber ab der 30. Runde den Druck erhöhte und näher herankam. Und dann der große Schock: Vettels Red Bull klang überaus merkwürdig und wurde langsamer - und am Ende der 34. Runde übernahm Alonso vor der letzten Kurve fast mühelos die Führung!

Schadensbegrenzung bei Vettel

Auch Massa und Hamilton profitierten vom angeschlagenen Motor beim Topfavoriten, wohingegen Rosberg zwar aufschließen, aber nicht mehr überholen konnte. Vettel wurde nämlich nach einigen katastrophal langsamen Runden immer schneller und fuhr auf den letzten zwölf Kilometern sogar wieder schneller als Rosberg, sodass er nach neuem Punktesystem zwölf wertvolle Zähler über die Ziellinie retten konnte.

"Das war so gut wie erledigt, wir hatten das Rennen locker im Griff. Es hat nicht geklappt", ärgerte sich Vettel. "Ich hatte auf den Geraden einfach keinen Zug mehr, habe enorm Leistung verloren. Zum Schluss wurde es ein bisschen besser, aber alles in allem ist der vierte Platz kein gutes Ergebnis. Das war aber noch das Beste, was wir daraus machen konnten. Mit Platz vier haben wir dem Herrn Haug einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber wenn man vorne ist, will man natürlich gewinnen."

Die Entscheidung um den Sieg war damit gefallen, denn Alonso setzte sich nach der Übernahme der Führung locker von Massa ab und gewann mit 16 Sekunden Vorsprung. Für den Ex-Champion ging damit ein Traum in Erfüllung: "Das ist ein besonderer Tag für mich. Nach so langer Zeit wieder zu gewinnen, ist wunderschön, aber noch dazu ist es mir mit Ferrari gelungen. Besser kann eine solche Beziehung nicht beginnen! Ferrari ist das beste Team der Welt."


Fotos: Großer Preis von Bahrain, Sonntag


Auch Massa konnte trotz der teaminternen Niederlage lächeln, schließlich war es sein erster Grand Prix seit dem bizarren Stahlfeder-Unfall in Ungarn 2009, der ihm beinahe das Leben gekostet hätte: "Es ist fantastisch, heute hier zu sitzen - ich danke Gott dafür", sagte er. "Ich bin sehr glücklich und möchte die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen zu bedanken, die mich unterstützt haben. Ich habe viele Briefe aus der ganzen Welt bekommen, die mir Mut zugesprochen haben."

Rosberg Verlierer beim Boxenstopp

Das Renngeschehen war vom neuen Reglement geprägt, denn ab der 15. Runde begannen die Boxenstopps - und von da an fuhren alle durch! Zu großen Verschiebungen kam es durch die Strategie nicht, nur Rosberg verlor seinen vierten Platz an Hamilton, weil er wegen eines anderen Fahrzeugs in der Boxengasse beim eigenen Stopp nicht sofort vom Standplatz wegfahren konnte. Aber über weite Strecken erinnerte Bahrain 2010 an ein Langstreckenrennen.

"Es war nicht das spannendste Rennen aller Zeiten", hielt Mercedes-Sportchef Norbert Haug fest. Sein Schützling Rosberg wurde Fünfter und war damit erneut Sieger im Stallduell mit Schumacher, der heute unauffällig unterwegs war. Nach der Zieldurchfahrt wirkte der junge Deutsche zufrieden: "Wenn uns vor diesem Wochenende jemand gesagt hätte, dass wir nachher Dritter in der Konstrukteurs-WM sein würden, hätten wir eingeschlagen!"

Auch Schumacher schreibt die Saison noch keineswegs ab, obwohl er heute mit einer Dreiviertelminute Verspätung ins Ziel kam: "Ich weiß, wie schnell sich das Blatt wenden kann - sowohl in die eine wie auch in die andere Richtung. Zu sagen, es geht nichts mehr, wäre verfrüht. Es geht immer was", meinte der 41-Jährige, der im Finish dem Druck von Titelverteidiger Button und Webber recht mühelos standhielt und acht Punkte sammelte.

Michael Schumacher

Michael Schumacher fuhr ein unauffälliges Rennen ohne große Fehler Zoom

"Es hat Spaß gemacht, speziell der Anfang. Dann wollte ich einfach keine Fehler machen und das Auto nach Hause bringen, vielleicht auf eine Möglichkeit warten, wenn jemand einen Fehler macht", so Schumacher. Mit der Rennpace zeigte er sich zufrieden: "Das hat gut funktioniert. Nico und ich waren drei oder vier Sekunden auseinander. Überholt hätte ich ihn sowieso nicht, also wollte ich den Abstand gar nicht zufahren, um nach hinten nichts zu riskieren."

Reifen diktierten das Renngeschehen

Auffällig war, dass durch die Schwankungen der Reifen verschiedene Fahrer in verschiedenen Rennphasen am schnellsten waren: Vettel dominierte die Startphase, dann wirkte Massa eine Zeit lang sehr stark, am Ende war Alonso souverän. Doch als Vettel seine Probleme hatte, zeigte auch Hamilton, dass er vielleicht mitmischen hätte können, wenn ihn nicht Rosberg bis zum ersten Boxenstopp aufgehalten hätte.

"Leider kam ich in Kurve vier ein bisschen von der Linie ab, dadurch kam an mir Nico vorbei. Hinter ihm habe ich einiges an Zeit verloren, aber ich konnte ihn auch nicht überholen", erklärte der Weltmeister von 2008, fügte aber mit einem selbstbewussten Lächeln an: "Trotzdem bin ich zufrieden, denn das war ein gutes Ergebnis für das Team, eine gute Basis. Jetzt müssen wir pushen, um in der Weltmeisterschaft dranzubleiben!"

Erstmals in der Geschichte der Formel 1 bekamen heute zehn Fahrer Punkte, sodass auch die soliden Leistungen von Vitantonio Liuzzi (9./Force India) und Rubens Barrichello (10./Williams) belohnt wurden. Barrichellos Teamkollege Nico Hülkenberg hatte hingegen einen schlechten Start und lieferte wenig später einen Highspeed-Dreher ab, spielte in der Folge keine Rolle mehr - der Emmericher wurde bei seinem Debüt mit einer Runde Rückstand 14.

Adrian Sutil

Keine WM-Punkte: Pechvogel Adrian Sutil fiel gleich am Start weit zurück Zoom

Von den neuen Teams sah nur Lotus die Zielflagge: Heikki Kovalainen wurde 15., Jarno Trulli mit massiven Hydraulikproblemen 17. und Letzter, noch hinter Sébastien Buemi (Toro Rosso), der schon zuvor ausgerollt war. Bei HRT fiel Karun Chandhok mit Fahrfehler und Bruno Senna mit Motorschaden aus, bei Virgin erwischte es Lucas di Grassi wegen der Hydraulik und Timo Glock wegen des Getriebes - schon wieder, wie man nach den Wintertests sagen muss.

Glock mit Getriebeproblemen

"Mir ist der dritte Gang kaputt gegangen, also musste ich den immer überspringen. Irgendwann konnte ich nur noch bis zum vierten Gang runterschalten, aber dann war der fünfte auch noch weg und dann hat es keinen Sinn mehr gemacht", berichtete Glock, der zuvor mit einem Überholmanöver gegen Kovalainen für Aufsehen gesorgt hatte. Ein weiterer Pechvogel war Vitaly Petrov: Der Renault-Russe lag lange an elfter Stelle, bis er mit lädierter Radaufhängung aufgeben musste.

Katzenjammer auch in der Schweiz: Pedro de la Rosa sorgte mit einem Überholmanöver gegen Kamui Kobayashi für ein bisschen Action, aber am Ende sah keiner der beiden Sauber-Piloten die Zielflagge. Bei de la Rosa streikte die Hydraulik, Kobayashis Problem ist noch nicht bekannt. Insgesamt sahen 16 von 24 gestarteten Autos die Zielflagge und 17 wurden gewertet - eine unerwartet hohe Quote beim Saisonauftakt.

Was dem Grand Prix ein bisschen fehlte, war der große Nervenkitzel. Da waren die Manöver von Alonso gegen Massa und von Rosberg gegen Hamilton am Start, da gab es ein paar weitere nette Zweikämpfe, aber nur wenig Berauschendes. Wirklich vom Hocker gerissen wurde das TV-Publikum lediglich bei der unfassbaren Attacke von Kubica gegen de la Rosa vor der ersten Kurve: Aus dem Nichts bremste sich der Pole am Sauber-Piloten vorbei!

Kamui Kobayashi

Kamui Kobayashi schied in seinem ersten Rennen für das Sauber-Team aus Zoom

Der große Sieger des ersten Rennwochenendes ist also Ferrari und nicht Schumacher - wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass das einmal zwei getrennte Wettbewerber sein würden? Die Roten aus Maranello führen in der Konstrukteurs-WM mit dem neuen Punktemaximum von 43 Zählern vor Mclaren (21) und Mercedes (18). Aber Red-Bull-Teamchef Christian Horner (16) weiß: "Das ist noch lange nicht vorbei, vor uns liegt eine lange Saison!"

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