Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Vettel: "Es kommen noch viele Rennen"
Sebastian Vettel blickt auf die ersten drei Saisonrennen zurück, auf den spanischen Grand Prix voraus und schätzt die Formel-1-Chancen von Frauen ein
(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Jahr war er der motorsportliche Goldjunge, der aus dem oftmals unterlegenen Toro Rosso maximale Leistung und einige Punkte herausholte. In diesem Jahr war Sebstian Vettel jedoch bisher vom Pech verfolgt. In den ersten drei Rennen der Saison brachte es der 20-Jährige auf gerade einmal 39 komplette Rennrunden. Im Rahmen einer Interviewrunde in Barcelona blickte der junge Nachwuchspilot auf den verkorksten Saisonstart zurück.

© xpb.cc
Sebastian Vettel hofft auf seine erste Zielankunft der neuen Saison
Frage: "Sebastian, du hattest bisher keinen so wunderbaren Saisonstart. Wie denkst du darüber?"
Sebastian Vettel: "Ich bin ja mal gerade wenige Kilometer weit gekommen. Natürlich ist das kein Auftakt, den man sich als Fahrer wünschen würde. Aber wir haben erkannt, was falsch gelaufen ist. Wir haben alles analysiert und müssen schauen, dass wir uns verbessern. Wir werden hier nicht stark genug sein, um in die Punkte zu fahren. Aber unser erstes Ziel ist es immer, unser eigenes Potenzial voll auszuschöpfen. Das bringt uns dann zumindest in eine starke Position, falls vorne mal etwas passiert."#w1#
Neue Kräfteverhältnisse in der Formel 1?
Frage: "Wie schätzt du die Kräfteverhältnisse vor diesem Grand Prix ein?"
Vettel: "Das ist ganz schwer. Wir hatten diesen viertägigen Test, aber da gab es Leute, die haben Slicks drauf gehabt, andere aber nicht. Dann konnte man nie wissen, wie viel Benzin bei denen allen an Bord ist. Viele haben dann einige Entwicklungen am Auto gehabt, von welchen man nie weiß, wie gut sie wirklich sind. Das wahre Potenzial sieht man erst am Samstag. Vielleicht ansatzweise auch morgen schon."
Frage: "Habt ihr als Team etwas den Schwung des vergangenen Jahres verloren?"
Vettel: "Nein, das würde ich nicht sagen. Wir hatten im Winter ein ausgiebiges Testprogramm. So viele Kilometer hatte das Team im Winter noch nie. Das war gut. Der Saisonstart war natürlich jetzt weniger gut. Wenn man sich mit vielen Kilometern über den Winter die Zuverlässigkeit aufbaut und dann in Australien in guter Position ausfällt und in Malaysia nicht zu Ende fahren kann, ist das natürlich blöd. Aber manche Sachen passieren eben immer genau dann, wenn man sie gerade nicht gebrauchen kann. Es gibt überhaupt keinen Grund jetzt aufzugeben. Es sind erst drei Rennen gefahren und es bleiben ja noch viele weitere. Es gibt noch genügend Zeit, sich zu verbessern."
Frage: "Was ist denn in den ersten drei Rennen schief gelaufen?"
Vettel: "Jedes Rennen hat seine eigene Geschichte. Wenn du hinten startest, hast du immer das Risiko, in irgendwelche Zwischenfälle verwickelt zu werden. Wenn du von der Pole-Position startest, dann kämpfst du vielleicht mit dem Zweiten, aber ab der ersten Kurve hast du dann eigentlich freie Bahn. Ich hatte zwei Kollisionen, in Australien und in Bahrain. In Melbourne hatte ich ein Problem beim Start und war in einer schlechten Position für die erste Kurve und dann war es eben sehr eng. Ich habe dann Jenson (Button; Anm. d. Red.) berührt. Wir haben nach dem Rennen ausgiebig darüber gesprochen und die Sache ist aus der Welt. In Bahrain hatte ich wieder eine Kollision. Ich weiß bis heute nicht ganz genau, mit wem eigentlich. Aber auf jeden Fall war dabei mein Ölkühler beschädigt worden, ich verlor Öl und deswegen gab es in den ersten Runden in Bahrain auch ein bisschen Spektakel, dank mir. Ich musste dann letztlich aufgeben."
Mit neuem Auto zum Erfolg?
Frage: "Was prägt deinen Rückblick auf die bisherige Saison mehr: die Top-Ten-Qualifikation in Melbourne, oder die vielen Ausfälle?"
Vettel: "Für die gute Qualifikation gibt es ja leider keine Punkte, also wäre es schon wichtiger gewesen, mal ein Rennen durchzufahren. Das wäre die Chance auf Punkte eben größer gewesen. Letztlich ist das alles aber jetzt passé und ist daher auch Wurst. Das hilft uns jetzt nicht weiter. Wichtig war, dass wir jetzt ein bisschen mehr Zeit hatten, um all das zu analysieren, damit uns die Fehler hier nicht mehr unterlaufen. Klar, die ersten drei Rennen waren schlecht. Wir sind bei keinem Rennen ins Ziel gekommen."
Frage: "Warum habt ihr denn so lange an eurem Vorjahresfahrzeug festgehalten?"
Vettel: "Das war immer schon so geplant, dass wir es bis zum Barcelona-Rennen benutzen werden. Leider hat Sébastien in der vergangenen Woche unser neues Auto recht heftig beschädigt. Es sind viele Teile kaputtgegangen. Leider ist man mit einem neuen Auto zu Anfang mit den Teilen etwas begrenzt. Also war das sicherlich alles nicht so gut. Aber das Ziel ist immer noch, mit dem neuen Auto erstmals in der Türkei zu starten. Man wird sehen. Aber zurück zur Frage: wir bekommen hier jetzt keine weiterentwickelten Teile an unser Auto. Wenn wir überhaupt mal einen Vorteil hatten, dann höchstens in den allerersten Rennen der Saison."
Frage: "War die Entscheidung, mit dem alten Auto in die Saison zu gehen, im Nachhinein betrachtet die richtige?"
Vettel: "Ja, absolut. Was vielleicht häufig vergessen wird ist, dass das neue Auto so knapp fertig geworden wäre, dass wir einfach nicht genügend Zeit gehabt hätten, es ausreichend vorzubereiten. Wir hätten das Setup nicht gekannt, hätten vielleicht an der Standfestigkeit etwas machen müssen. Es gibt immer Dinge, die man nicht weiß, wenn man ein neues Auto bekommt. Von daher war das die absolut richtige Entscheidung. Das wir jetzt drei Mal ausgefallen sind, hat doch nichts damit zu tun. Das waren mehrere Faktoren, aber nicht direkt verbunden mit dem Auto, oder der Leistung des Autos. Wir hatten einen technischen Ausfall in Malaysia, der war nicht gut und nicht planmäßig. Aber das kommt eben manchmal vor."
Frauenpower auch in der Formel 1?
Frage: "Wie groß ist der Fortschritt mit dem neuen Auto?"
Vettel: "Keine Ahnung, ich bin es leider noch nicht gefahren. Ich kann nur das glauben, was mein Teamkollege gesagt hat, weil ich es nach seinem Crash nicht mehr probieren konnte."
Frage: "Am Wochenende hat Danica Patrick mit ihrem IndyCar-Sieg in Motegi Geschichte geschrieben. Die Amerikaner sprechen von einem endgültigen Durchbruch der Frauen im Motorsport. In Europa sieht man das bisher anders. Viele denken, eine Frau könnte wegen der physischen Anforderungen ein Formel-1-Rennen nicht durchstehen. Wie siehst du das?"
Vettel: "Da bin ich jetzt vielleicht der Falsche. Ich sehe ja nun auch nicht gerade aus wie ein Bär (lacht). Ich schaffe es ja auch irgendwie. Zunächst einmal muss man den Hut ziehen. Ich habe das im Internet gelesen und das hat mich wirklich überrascht. Sie war ja schon ein paar mal sehr gut dabei. Bei der Art von Rennen dort ist es vielleicht immer noch etwas anderes als hier, aber sie hat trotzdem die Leistung gebracht und alle Kerle geschlagen. Ich bin generell nicht der Meinung, dass Frauen das nicht können. Vielleicht fängt dieses Bild einfach schon zu früh an. Man sieht das ja im Kartsport, dort sind es eben mehrheitlich Jungen, die dort fahren. Ich denke, es hängt einfach auch mit der Zahl von Mädchen zusammen, die anfangen Motorsport zu betreiben. So ungefähr von fünf Mädchen bleibt am Ende keine übrig und von eintausend Jungen sind es am Ende vielleicht drei. Vielleicht sollten es einfach mehr Mädchen probieren, dann bin ich der Überzeugung, dass es hier und da ein paar Frauen schaffen. Noch einmal kurz zur körperlichen Seite. So ein Rennen durchzustehen ist sicherlich kein Zuckerschlecken, aber es gibt auch fitte Frauen."
Frage: "Bist du in deiner Karriere mal gegen Mädchen gefahren?"
Vettel: "Ja, oft sogar. Im Kartsport gab es immer ein, zwei oder drei Mädchen. Auch später in der Formel BMW und auch in der Formel 3."
Frage: "Ist dir da irgendetwas aufgefallen? Ein anderer Fahrstil, oder so etwas?"
Vettel: "Ja, den Mechanikern hat es immer besonders viel Spaß gemacht, die Fahrerinnen anzuschnallen. Das ist mir aufgefallen (lacht). Allgemein gelten Frauen ja als feinfühliger. Es gab ja auch schon ein paar Frauen, die im Motorsport sehr erfolgreich waren und auch auf sehr hohem Level. Ich sehe da kein Problem."
Neue Talente auf dem Sprung?
Frage: "Es startet hier auch die Formel BMW in die Saison. Du bist selbst dort gefahren. Wie wichtig ist eine solche Nachwuchsserie?"
Vettel: "Das ist das Wichtigste. Das ist nach dem Kartsport die erste Formelklasse, in die man geht und man sitzt dann in diesem Auto und denkt: oh Gott. Das kriege ich nie auf die Reihe und das hat nichts mehr mit Kartfahren zu tun und so weiter. Dann braucht man wirklich fünf, sechs, oder besser sogar zehn Testtage, um erst einmal ein Gefühl für solch ein Auto zu bekommen. Du wirst angeschnallt, das Sichtfeld ist anders und es gibt mehr Masse, mit der man umgehen muss. Es gibt außerdem mehr Leistung, die Strecken sind größer. Es ist einfach alles anders. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Da hatte ich gut zwei Jahre Zeit dafür und das war der wichtigste Schritt, denke ich."
Frage: "Ist gerade die Formel BMW da der perfekte Einstieg?"
Vettel: "Ja, das ist die erste Serie. Gerade für die, die gerade aus dem Kart kommen, also alle zwischen 15 und 18 Jahre in etwa. Die Autos haben nicht zu viel und nicht zu wenig Leistung. Es gibt genügend Spielraum mit dem Setup, um das alles mal kennen zu lernen. Die Flügel sind nicht besonders effizient, aber man bekommt schon mal ein Gespür dafür. Später dann, wenn man das gut geschafft hat, ist die Formel 3 ein ganz wichtiger Schritt. Da kommt dann erstmals das Stichwort Aerodynamik mit ins Spiel. Ich würde sagen, die beiden Kategorien sind am wichtigsten."

