Vettel bescheiden: Kein Vorbild, kein Held

Sebastian Vettel will kein Vorbild oder Held sein, gibt aber zu, dass ein Egoist in ihm steckt: "Aber das sind zwei verschiedene Rollen"

(Motorsport-Total.com) - Er ist Formel-1-Weltmeister, lebt steuergünstig in der Schweiz und verdient geschätzte zehn Millionen Euro pro Jahr, aber im Fahrerlager tritt Sebastian Vettel immer noch als der sympathische Junge von nebenan auf. Das hat wohl auch damit zu tun, dass er sich selbst ganz anders wahrnimmt als seine vielen Fans auf der ganzen Welt.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Nicht abgehoben: Auch als Weltmeister bleibt Sebastian Vettel bodenständig

Ein Vorbild will er nicht sein, sagt der 23-Jährige im Interview mit 'Welt online', "und ich weiß auch nicht, ob ich dazu tauge. Ich hoffe, dass mich die Leute so natürlich wahrnehmen, wie ich bin. Ich habe nicht vergessen, wo ich herkomme, wer meine wahren Freunde sind. Es gibt mir nichts, wenn ich Poster oder Plakate von mir auf der Straße sehe. Wenn mir die Leute zujubeln, macht es mich aber stolz."

Ein Held sei er "noch weniger", gesteht Vettel und ergänzt: "Helden haben etwas Großes geleistet für ihren Sport oder für eine andere wichtige Sache. Michael ist ein Held für mich. Er hat der Formel 1 viel gegeben, sie hat sich durch ihn weiterentwickelt. Ich bin erst einmal Weltmeister geworden." Allerdings ist der Heppenheimer immer noch jünger, als es der Kerpener Schumacher bei seinem ersten WM-Titel 1994 war...

¿pbvin|512|3551||0|1pb¿Formel-1-Weltmeister zu sein, bedeutet natürlich einen gewissen Ruhm. Das hat Vor-, aber auch Nachteile: "Man wird natürlich öfters erkannt oder es zeigen auch mal Leute mit dem Finger auf einen, weil sie vielleicht ein wenig aufgeregt sind", sagt Vettel im vorab veröffentlichten Interview mit 'RTL' und ergänzt: "Mit den Leuten, die man vorher auch schon gekannt hat, ist immer noch alles wie früher."

Diverse PR-Events, wie sie nach dem Triumph von Abu Dhabi auf dem Programm standen, gehen dem Red-Bull-Piloten noch nicht auf die Nerven: "Ich habe positiven Stress", betont er. "Wer kann schon behaupten, in seiner Heimatstadt von Zehntausenden empfangen zu werden oder vor Hunderttausenden vor dem Brandenburger Tor eine Ehrenrunde zu drehen? Aus diesen Erinnerungen schöpfe ich viel Energie."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Australien


Energie, mit der er sich im Cockpit zu einem ganz anderen Menschen verändern kann: "Man muss egoistisch sein. Im Auto zählt nur die eigene Karriere. Das muss so sein, denn anders wäre man nicht so gut, wie man sein könnte", erklärt Vettel. "Die meisten stellen sich dann vor: Okay, im Auto ein Drecksack, also muss er ja im echten Leben auch so sein. Aber das sind zwei verschiedene Rollen, die man hat."

Was den Umgang mit den Medien angeht, hat er sich einen Leitsatz zurechtgelegt: "Man ist nicht immer so gut, wie die Leute schreiben, und auch nicht so schlecht, wie sie es schreiben", relativiert Vettel. "Einiges schnappt man natürlich schon auf, aber ich versuche, nicht zu viel zu lesen. Und oftmals ist es ein bisschen unangenehm, wenn man Bilder von sich sieht und Sachen von sich liest. Es ist mir einfach ein wenig peinlich, wenn ein Bild nicht so gut getroffen ist."