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  • 28.02.2013 14:15

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Vertrag für 2014: Pirelli erhöht den Druck

Auf dem Weg zu einem neuen Formel-1-Vertrag für Pirelli hat es Verzögerungen gegeben - Motorsportchef Paul Hembery: "Müssen bald Gewissheit haben"

(Motorsport-Total.com) - Pirelli wird in der Formel-1-Saison 2013 seinen 250. Grand-Prix-Einsatz erleben. Der italienische Hersteller liegt derzeit mit 244 Nennungen zu Formel-1-Wochenenden gleichauf mit Bridgestone. Ausgerechnet beim ohnehin schon glamourösen Monaco-Grand-Prix wird man das Jubiläum feiern dürfen. Ob den Machern Ende Mai allerdings nach Party zumute ist, steht derzeit in den Sternen. Pirelli ringt noch um einen Folgevertrag als Alleinausrüster der Königsklasse ab 2014.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Motorsport-Direktor Paul Hembery

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery verhandelt mit den Teams

"Es müssen noch ein paar Details geklärt werden. Es ist noch ein Stückchen bis zu einem neuen Vertrag. Wir sind vorangekommen, aber nicht so sehr wie erhofft", erklärt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Der Brite war fest davon ausgegangen, dass man Ende Februar alle offenen Fragen ausgeräumt habe. Dies ist nicht der Fall. Es hakt offenbar an den Kosten für die Pneus. Einige Teams sind mit den Konditionen nicht einverstanden.

"Alle müssen in eine gemeinsame Richtung arbeiten. Nur dann kann man auch eine Lösung finden, die allen gerecht wird. Genau dies benötigt einige Zeit, eben alle unter einen Hut zu bringen", sagt Hembery. "Wir müssen uns mit den Teams einigen. Einige haben schon fest zugesichert, dass sie mit uns weitermachen möchten, mit anderen gibt es noch weiteren Gesprächsbedarf. So etwas ist ganz normal. Wir müssen jetzt schnell eine Basis finden, mit der alle leben können."

Pirelli-Bosse wollen Klarheit

Die Verhandlungen auf dem Weg zu einer neuen Vereinbarung sind komplizierter als vor der Saison 2011, als Pirelli als Alleinausrüster auf die große Bühne zurückkehrte. Vor zweieinhalb Jahren vertrat die FOTA die Interessen aller Teams, nun muss mit jeder Mannschaft einzeln verhandelt werden. "Es war sicherlich weniger kompliziert, als es einen Ansprechpartner gab, der die Interessen aller Teams vertreten hat. Auf der anderen Seite haben wir die einzelnen Teams in den gemeinsamen Jahren gut kennengelernt. Es gibt dort viel engere Beziehungen als zum Zeitpunkt unserer Formel-1-Rückkehr", ist Hembery um Diplomatie bemüht.

"Je länger die Verhandlungen dauern, umso mehr wächst der Druck", stellt der Pirelli-Motorsportchef klar. Der Druck kommt nicht von außen, sondern von den Industriebossen bei Pirelli. Die Chefetage muss einen Fahrplan festlegen. Die PR- und Marketingstrategie basiert derzeit auf dem Engagement in der Formel 1. Dort braucht man allerdings wegen des enormen Aufwands dringend Planungssicherheit. "Wenn wir nicht bald zu einer Einigung kommen, dann wird der Vorstand immer mehr Fragen stellen und die Investitionen in dieses Motorsportprogramm mehr auf den Prüfstein stellen", sagt Hembery.

Angesichts der aktuellen Schwierigkeiten von Pirelli und anderen Reifenherstellern auf dem europäischen Markt ist eine stringente PR-Arbeit umso wichtiger, um sich in stürmischen Zeiten zu behaupten. Wenn sich Pirelli endlich mit allen Teams verständigt hat, dann ist das Ziel noch nicht erreicht. Der FIA-Weltrat muss Pirelli in einer offiziellen Sitzung für die Zeit nach 2013 bestätigen und den Status als exklusiver Ausrüster in den Regularien festschreiben.


Fotos: Testfahrten in Barcelona


FIA-Weltrat muss absegnen

Die nächste Sitzung des Weltrates findet am 8. März statt. "Dass es bis dorthin klappt, halte ich für sehr unwahrscheinlich", meint Hembery. Ohnehin muss noch der passende Weg auf die Tagesordnung eingeschlagen werden. Normalerweise konnte Pirelli als Mitglied der Formel-1-Kommission ein solches Thema selbst in den Weltrat bringen. Nun gibt es diese Kommission nicht mehr. "Es sitzen Teamvertreter und auch der Inhaber der kommerziellen Rechte im FIA-Weltrat. Die können das dort dann zur Abstimmung einbringen", winkt Hembery beruhigend ab. Keine Probleme also?

Doch! Die folgende Sitzung des Motorsportgremiums, das die Regeln für die Formel 1 absegnet, findet erst im Juni statt. "Das wäre sehr spät, vielleicht zu spät für uns", gibt Hambery offen zu. Solange würden die Pirelli-Bosse nicht warten wollen. "Wir wollen keinen Schnellschuss, aber wir müssen bald Gewissheit haben. Das sind wir auch den bei uns involvierten Mitarbeitern schuldig. Dies wird von anderen oft übersehen. Wir brauchen Klarheit."

Das Formel-1-Team von Pirelli

Nicht nur an der Strecke: 400 Menschen arbeiten im Pirelli-Formel-1-Programm Zoom

Am Formel-1-Programm von Pirelli hängen rund 400 Jobs. Hembery beruhigt jedoch. Selbst ohne die Königsklasse werde man keine Leute vor die Tür setzen. "Wir haben große Projekte in Russland, Mexiko und Asien. Sicherlich hätten wir innerhalb des Unternehmens einen hohen Bedarf an Fachkräften. Die Leute würden also nicht auf der Straße stehen", sagt er. "Aber man kann natürlich nicht von Mitarbeitern kurzfristig verlangen, dass sie sich innerhalb von zwei Monaten komplett umorientieren müssen. Das geht nicht."