powered by Motorsport.com

Allison: Wie in der Formel 1 kopiert wird

Lotus-Technikchef James Allison erklärt, wie die Teams den Designkniffen der Konkurrenz auf die Schliche kommen und warum Kopieren keine Lösung ist

(Motorsport-Total.com) - Boliden verschwinden hinter Stellwenden. Flügel werden verdeckt. Mechaniker stellen sich schützend vor ihr Auto, um Kiebitze abzuwimmeln. Nirgends ist die Paranoia in der Formel 1 größer als bei den ersten Testfahrten vor der neuen Saison. Kein Wunder, denn im Februar wird die Ausgangsbasis für die gesamte Saison gelegt - die Teams erhalten eine Standortbestimmung, ob sie ihre Hausaufgaben im Winter gemacht oder entscheidende Trends versäumt haben.

Titel-Bild zur News: fotograf

Fotografen machen Detailfotos der Boliden und geben sie an die Konkurrenz weiter Zoom

Gehört man zu zweiterer Gruppe, dann hilft oft nur noch eines: die Konkurrenz mustern, deren Konzepte verstehen und den eigenen Boliden mit fremden Federn schmücken. Force India gilt zum Beispiel als Team, das bei den Testfahrten meist bewusst ein sehr einfaches Auto einsetzt, die Konkurrenz dann genau beobachtet und die gelungensten Elemente dann in das eigene Konzept integriert - das spart Geld bei der Entwicklung.

"In der Boxengasse gibt es beim Testen und bei den Rennen viele Fotografen", weiß auch Lotus-Technikchef James Allison. "Sie verdienen einen Teil ihres Lebensunterhalts durch das Fotografieren von Designdetails aller Autos, die sie dann an die technischen Abteilungen jedes Teams weitergeben. Die Teams vergleichen diese Bilder dann Rennen für Rennen und Team für Team, damit sie bei der Entwicklung auf dem richtigen Weg bleiben."

Wenn ein neues Teil bei einem anderen Team funktioniert, heißt das aber noch lange nicht, dass es auch mit dem eigenen Konzept übereinstimmt - simples Kopieren zahlt sich also nicht aus, man muss schon eine eigene Lösung finden. "Wenn es bekannt wird, dass ein Team eine ziemlich clevere Lösung gefunden hat, dann ist man gut beraten, so schnell wie möglich mit der Arbeit an einer eigenen Variante zu beginnen", erklärt der Brite.

Für ein Topteam kommt es aber nicht in Frage, auf eigene Ideen zu verzichten, sonst wird man immer im Hintertreffen sein. "Jedes Team, das auf so eine Strategie als Haupt-Inspirationsquelle setzt, würde rasch versagen", sagt Allison. "Der Großteil deines Konzeptes und der Designdetails muss die eigene Handschrift tragen, will man konkurrenzfähig sein."