Verstellbare Flügel als Wundermittel?
Alles für Rad-an-Rad-Duelle: Max Mosley kann sich in Zukunft mehr verstellbare Aerodynamik-Elemente vorstellen
(Motorsport-Total.com) - Max Mosley hat zurzeit nicht nur die Kosten in der Formel 1 auf der Agenda, sondern er will auch endlich eine Verbesserung der Show sehen. Jahrelang waren verstellbare Aerodynamik-Elemente absolut tabu in der Formel 1, selbst die Tendenz zum Verbiegen einiger Frontflügel wurde aufmerksam beäugt. Nun scheint man eine Kehrwende zu machen. Schon in der kommenden Saison werden die Frontflügel mit justierbaren Elementen ausgestattet.

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Nur der Regen macht es möglich: Enge Rad-an-Rad-Duelle sind selten
Doch 2009 dürfen die Piloten nur eingeschränkt Gebrauch von den Möglichkeiten machen. Der Frontflügel darf pro Runde zwei Mal in einem Rahmen von maximal sechs Grad verstellt werden. Das neue variable Leitblech könnte jedoch nur der Vorläufer für eine Rückkehr zur Technik der 1960er Jahre werden. "Die Fans beklagen mangelnde Überholmanöver und wollen mehr Rad-an-Rad-Duelle sehen", schrieb FIA-Chef Mosley an den FOTA-Vorsitzenden Luca di Montezemolo.#w1#
Flügel sollen variabler sein
"Die neuen Aerodynamikregeln sind von einer Gruppe hochrangiger Experten erarbeitet worden und treten 2009 in Kraft. Ob die zusätzlichen rund 80 PS von KERS einen Überholvorgang erleichtern, bleibt zunächst abzuwarten", bilanzierte Mosley den aktuellen Stand der Suche nach mehr Action in der Formel 1. "Es gab auch diverse andere Vorschläge, die in den sportlichen Ablauf gehen. Es gab Ideen zu umgekehrten Startreihenfolgen, zum Auslosen der Startplätze und die Vergabe der WM-Krone an den Piloten mit den meisten Siegen."
"Kein einziger dieser Vorschläge ändert das Problem, dass ein schnelles Auto vorne davonziehen kann, wenn es erst einmal vorbei ist. Keine dieser Ideen sorgt also für ein enges Rennen mit Rad-an-Rad-Duellen", beklagte der FIA-Boss. Mosley hatte allerdings sofort einen Vorschlag parat. In Anlehnung an die Formel 1 vor rund 40 Jahren, könnten die Boliden der Zukunft mit mehr verstellbaren Aerodynamikteilen ausgestattet werden.
"Wir möchten die FOTA bei der Untersuchung solcher verstellenbarer Elemente um Hilfe bitten", schrieb Mosley an Di Montezemolo. "Wenn solche Justiermöglichkeiten radikal genug sind, dann wird ein Auto im Windschatten einen ordentlichen Vorteil haben. Bereits in den 60ern gab es so etwas in primitiver Form." Viele Fahrzeuge waren damals mit verstellbaren Frontflügeln ausgestattet. Was heute allerdings mit elektronischer Hilfe funktioniert, wurde damals vom Piloten per Seilzug und Pedal geregelt.
Mehr Action durch Technik aus den 60ern
"Ein Auto wurde damals vom Windschatten des Vordermanns regelrecht in Schlepptau genommen", schilderte Mosley. "Der Wagen im Windschatten wurde immer schneller. Das Ergebnis waren echte Rad-an-Rad-Duelle auf sogenannten Windschatten-Kursen wie zum Beispiel Monza. Mit moderner Technologie könnte ein Auto nach Bedarf auf mehr Anpressdruck oder höhere Windschlüpfrigkeit getrimmt werden. Das Ergebnis wären enge Rennen auf allen Strecken."
"Man bräuchte dafür auf jeden Fall Elemente, die deutlich verstellt werden könnten - vielleicht sogar automatisch", schilderte Mosley seine Vorstellung. Eine solche Technik müsste zunächst ausführlich erprobt werden. In den 1960er Jahren gab es reihenweise Unfälle mit den Autos samt variabler Flügel. Zum Teil gaben die fragilen Aufhängungen der justierbaren Teile einfach nach und brachen. 1970 wurden die verstellbaren Flügel aus Sicherheitsgründen verboten.

