• 05.01.2009 11:07

  • von Stefan Ziegler

Stewart kritisiert Formel-1-Fundament

Der ehemalige Formel-1-Rennfahrer Jackie Stewart sieht die Regentschaft von Bernie Ecclestone und Max Mosley kritisch und fordert eine Ablösung

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 setzt laut Jackie Stewart schon viel zu lange auf zwei Personen, die nach der Meinung des ehemaligen Weltmeisters schon längst das Ruder an ihre Nachfolger hätten übergeben müssen. Bernie Ecclestone und Max Mosley seien schon viel zu lange am Drücker in der Formel 1 und hätten den Sport über die Jahre auf falsche Bahnen gelenkt, gab Stewart im Gespräch mit der 'Times' zu Protokoll. Der Schotte sieht Ecclestone und Mosley als Mitschuldige an der gegenwärtigen Krise.

Titel-Bild zur News: Jackie Stewart

Dauerfehde: Jackie Stewart erneuert seine Kritik an FIA-Präsident Max Mosley

"Die Zeit der großen Veränderungen ist nun bitter nötig, denn der Sport ist größer geworden als seine Leiter und die Rechteinhaber. Das sind die Fakten", wetterte Stewart und warf den beiden großen Protagonisten der Formel-1-Szene vor, entscheidende Entwicklungen nicht rechtzeitig erkannt zu haben: "Es hat viel zu lange gedauert, die Dinge zu erreichen, die man schon vor Jahren hätte erzielen können und die andere Sportarten schon längst eingeführt haben."#w1#

Ecclestone unersetzbar?

Dies liege, so Stewart, vor allem daran, dass mit Bernie Ecclestone und Max Mosley noch immer zwei Männer im Alleingang über die Geschicke der Formel 1 bestimmen würden. Vor allem Ecclestone habe sich dabei in der Vergangenheit in eine unantastbare Position gebracht: "Er hat das alles geschaffen, sitzt jetzt am Drücker und niemand möchte sich ihm entgegenstellen. Bernie hat so viel Power und Einfluss, dass er jeden Protest für Veränderungen sofort im Keim ersticken kann."

Dementsprechend ist Stewart nicht der Ansicht, dass eine Nachfolgeregelung für den britischen Formel-1-Zampano fruchten würde. "Ich glaube kaum, dass Bernie einige Leute daherbringen kann, die ihm in einer Übergangsphase unterstützend zur Seite stehen würden. Er hat sich doch an die totale Kontrolle gewöhnt, sodass man kaum glauben kann, dass es überhaupt einen Nachfolger für ihn geben kann", meinte Stewart.

Doch nicht nur Ecclestone allein zeichnet laut Stewart für diese Situation verantwortlich - auch Mosley habe seinen Beitrag zu diesen Entwicklungen geleistet: "Sie haben sich nicht wirklich gut um das Gebäude gekümmert, denn die Fundamente ruhen einzig und alleine auf den Beziehungen dieser beiden Männer", erläuterte der ehemalige britische Rennfahrer. "Das hat bei den am Sport Beteiligten Besorgnis hervorgerufen."

Formel 1 als Ecclestone-Mosley-Konstrukt

Doch die meisten Funktionäre würden aus Angst vor Bestrafung mit ihrer Meinung hinter dem Berg halten, meinte Stewart: "Als sich der Skandal um Max Mosley entwickelte - wie viele Teamchefs haben da ihre Meinung abgegeben? Keiner! Warum war das so? Sie hatten Angst vor möglichen Konsequenzen. Ich war einer der wenigen Leute, die zu diesem Thema ihre Meinung vertreten haben", stellte der 69-Jährige heraus.

"Die Finanzen der Formel 1 scheinen von zwei Personen festgelegt worden zu sein." Jackie Stewart

Und eine glasklare Position vertritt Stewart auch im Hinblick auf die aktuellen Diskussionen bezüglich der weltweiten Finanzkrise: "Die Finanzen der Formel 1 scheinen von zwei Personen festgelegt worden zu sein, welche darüber entscheiden, in welche Bereiche die jeweiligen Gelder zu fließen haben", kam der ehemalige Weltmeister erneut auf das Regime von Ecclestone und Mosley zu sprechen.

"Auch wenn der Sport dadurch auf verschiedenen Wegen profitiert haben mag, so hat es dem Sport zugleich auch geschadet, denn die finanzielle Balance innerhalb der Formel 1 ist keinesfalls tragbar. Die Teams tragen das komplette Investitionsvermögen, erhalten aber nicht mehr als 50 Prozent der Einnahmen. Die nächsten in dieser Reihe sind die Rennstrecken, die aktuell wenig bis nichts von den Einnahmen bekommen."

Stewart fordert: Mosley soll zurücktreten

"Von den TV-Geldern, der Streckenwerbung oder den Titelsponsoren kriegen die Strecken kaum etwas ab. Wie können sie also wieder investieren, wenn sie außer den Eintrittsgeldern kein Einkommen aufweisen können?", warf Stewart in den Raum, ehe er einmal mehr den Rücktritt Mosleys forderte: "Meiner Meinung nach sollte Max komplett aus der FIA, dem Motorsport und der Automobilindustrie ausscheiden."

"Die FIA sollte ihn mit jemandem ersetzen, der nicht aus der Organisation und vielleicht nicht einmal aus dem Motorsport stammt. Sie sollte sich um einen Geschäftsführer bemühen, der die Strukturen mit modernen Methoden wieder auf Vordermann bringt, um die Investoren zu besänftigen und der FIA eine komplette Transparenz zu verleihen. Der Skandal hat die Türe für eine neue Struktur weit aufgestoßen."

"Diese Möglichkeit wurde allerdings durch einen einzigen Mann zunichte gemacht, der darauf bestanden hat, weiterzumachen. In einem Olympischen Komitee, einem Fußballverband oder einem Unternehmen wäre dies undenkbar gewesen", meinte Stewart abschließend. "Wie kann man das in einem Sport akzeptieren, der in Bezug auf seine Einnahmen so von internationalen Firmen und Regierungen abhängt?"

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