• 03.11.2014 17:52

  • von Timo Pape

Verstappen: Die Lektion seines Lebens

Jos Verstappen erinnert sich an seine härteste Erziehungsmaßnahme, um seinem Sohn Max die Augen zu öffnen und ihn auf die Formel 1 bzw. das Leben vorzubereiten

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hält seit dem Japan-Wochenende den Rekord des jüngsten Formel-1-Fahrers der Geschichte, und in wenigen Monaten wird er als Stammpilot bei Toro Rosso auch zum jüngsten Grand-Prix-Teilnehmer. Der kometenhafte Aufstieg des 17-Jährigen, der gerade mal ein Jahr im Formelsport absolviert hat, kommt nicht von irgendwo her. Als Sohn des ehemaligen Formel-1-Fahrers Jos Verstappen hatte Max von jüngster Kindheit an mit Motorsport zu tun. Darüber hinaus scheint sein alter Herr in der Erziehung die eine oder andere Lektion parat gehabt zu haben.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, Jos Verstappen

Max Verstappen hat durch die Lektion seines Vaters Jos etwas gelernt... Zoom

Ein Kart-WM-Lauf im süditalienischen Sarno sollte sich als wichtiger Eckpunkt in der Entwicklung des Jünglings entpuppen. Verstappen jun. rief seinen gewohnt überwältigenden Speed ab und qualifizierte sich zunächst als Schnellster, bevor er das Vorfinale mit einigen Sekunden Vorsprung gewann. Im Finale selbst verlor er seine Führung am Start und setzte in Runde zwei zu einem Kamikaze-Manöver an, das sein akribisch vorbereitetes Kart sowie sein Rennen zerstörte.

Die meisten Väter hätten ihren am Boden zerstörten Filius in diesem Moment vermutlich in den Arm genommen und getröstet. Nicht so Jos Verstappen. Der Niederländer konnte und wollte seinen Ärger nicht verbergen entschied sich zu einer Lektion, die ihre Wirkung erzielen sollte. "Ich war so wütend auf ihn", erinnert er sich gegenüber 'Daily Telegraph'. "Ich habe den Park verlassen, bin zum Van gegangen und habe begonnen, das Zelt abzubauen."

Jos, der harte Hund

Der schwer enttäuschte Sohnemann suchte Trost bei seinem Vater, bekam ihm aber nicht: "Er hat geheult wie ein Baby. Er meinte: 'Daddy, wir müssen das Kart holen, es war das letzte Rennen des Tages.' Ich antwortete nur: 'Nein, ich werde es nicht holen. Wenn du dein Kart mitnehmen willst, musst du gehen und es dir selbst holen.' Er schaute mich an und wusste, wie wütend ich war." Der Junior fand schließlich jemanden, der das Kart mit ihm holte.

"Dann haben wir die Strecke verlassen, und er hat versucht, mit mir zu sprechen", denkt der Senior zurück. "Ich habe kein Wort zu ihm gesagt, außer: 'Sprich nicht mit mir, ich habe die Nase voll davon. Ich bin sehr enttäuscht, wie du heute gefahren bist, also sprich bitte nicht mit mir." Das Schweigegelübte des mittlerweile 42-Jährigen sollte aber nicht nur ein paar Stunden dauern: "Ich habe sieben Tage lang nicht mit ihm gesprochen", erklärt Verstappen.

"Ich habe sieben Tage lang nicht mit ihm gesprochen." Jos Verstappen

"Ich habe ihn vollkommen ignoriert, ich war wirklich sauer", erklärt er und erinnert sich daran, wie er das Kart wochenlang für seinen Sohn vorbereitet hatte. Ich wollte ihm wirklich eine Lektion erteilen, die ihm auch wehtat. Er war ebenfalls am Boden zerstört, aber erst nach einer Woche habe ich wieder mit ihm gesprochen." Jos Verstappen, der bis heute mehr als 640.000 Euro in die Karriere seines Sohnes gesteckt hat, bereut seine drakonische Strafe in keinster Weise, würde sie sogar heute noch wiederholen.

Max Verstappen

Max Verstappen durfte in dieser Saison bereits zweimal für Toro Rosso ran Zoom

Rückblickend eine gute Entscheidung

"Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass alles, was damals passiert ist, so gut war", erklärt der Ex-Rennfahrer. Dadurch habe Max plötzlich so viel mehr nachgedacht als noch zuvor. "Meiner Meinung nach war es der entscheidende Wendepunkt, seit dem er auch seinen Kopf einsetzt. Ich habe ihm sonst nie so etwas Schlimmes angetan, aber ich wollte ihm damit etwas klarmachen." Max' Sprung in die Formel 1 und seine Leistungen in Japan und den USA legen nahe, dass der Rookie aus seiner Lektion gelernt hat.

Heutzutage muss Verstappen sen. sich eher schützend vor seinen Sprössling stellen. "Ich bin sein Vater und denke, dass all die Leute, die gern über andere sprechen, erst maldiejenigen kennenlernen sollten, über die sie urteilen. Keiner kann behaupten, er sei zu jung, denn jeder Mensch ist anders." Seine Vaterschaft und der Rennsport gehen ihm nach schon immer einher: "Ich bin immer verantwortlich für ihn und ein Vater, der immer das Beste für sein Kind will. Da musst du auch mal hart sein, um ihn auf das echte Leben vorzubereiten", so der 107-fache Grand-Prix-Pilot.

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