Vergne: Montreal-Wochenende nahm wundersame Wendung

Bis zu Q2 lief für Jean-Eric Vergne in Kanada überhaupt nichts nach Wunsch - Was schließlich den Unterschied machte und wieso er trotz Platz sechs cool bleibt

(Motorsport-Total.com) - Bei Toro Rosso ist diese Saison keine klare Tendenz zu erkennen, welcher der beiden Piloten stärker ist. Zu Saisonbeginn hatte Jean-Eric Vergne die Oberhand, dann schlug Daniel Ricciardo mit einem tollen Rennen in China zurück, wo er als Siebter sechs WM-Punkte ergatterte. Doch sein französischer Teamrivale gab sich nicht geschlagen und erwies sich bei den vergangenen zwei Rennen als der schnellere Mann. Das Ergebnis: ein achter und ein sechster Platz in Monaco und Kanada. Und die klare Führung nach WM-Punkten mit 13:7 für den jüngeren Toro-Rosso-Piloten im internen Duell.

Titel-Bild zur News: Jean-Eric Vergne

Jean-Eric Vergne raste in Montreal zum besten Karriere-Ergebnis Zoom

Vergne befindet sich derzeit auf einem Höhenflug - seit der Toro-Rosso-Bolide durch den Einfluss von Technikchef James Key konkurrenzfähiger ist, kommt der 23-Jährige im Qualifying, eigentlich seine große Schwäche, besser zurecht. In Monaco qualifizierte er sich als Zehnter für das Rennen, in Montreal sogar als starker Siebter - beide Male vor Ricciardo.

Schon im Vorfeld des Kanada-Wochenendes war er zuversichtlich: "Ich habe mich aus drei Gründen wirklich gefreut: Ich hatte hier vergangenes Jahr eine tolle Zeit und einen kleinen Urlaub davor, ich mag die Strecke, obwohl sie mir im Vorjahr kein Glück gebracht hat, und nach einem ordentlichen Ergebnis in Monaco - in einem Auto, das sich gut angefühlt hat - gab es genügend Gründe, zuversichtlich zu sein."

Harziger Beginn eines erfolgreichen Wochenendes

Doch das Wochenende begann für Vergne nicht nach Wunsch. Im Freien Training hatte er "wirkliche Probleme" mit dem Auto - es sprang über die Randsteine und produzierte kaum Grip. Auch am Samstag kam er im Training nicht über sieben Runden hinaus, weshalb das Qualifying zum Schuss ins Blaue wurde.

Valtteri Bottas, Jean-Eric Vergne

Schlüsselmanöver: Vergne kämpft den Williams-Piloten Bottas nieder Zoom

"Ich hatte keine Ahnung, was für eine Art von Auto ich fahren würde", schildert er im Nachhinein die schwierige Lage. Doch nach weiteren Problemen mit dem ersten Reifensatz nahm das Wochenende für Vergne eine plötzliche Wendung: "Wir haben die Reifen gewechselt und - bum! Alles lief perfekt, ich war vorne dabei." Und das trotz Trockenabstimmung bei nasser Piste.

Im Rennen überholte er von Startplatz sieben in der Anfangsphase rasch Williams-Überraschungsmann Valtteri Bottas. "Ich wusste, dass das entscheidend sein würde, da man hinter ihm viel Zeit verlieren konnte", sieht er das Manöver als Schlüsselsituation. Da der Finne die Piloten hinter ihm aufhielt, konnte der Toro-Rosso-Pilot ein Sicherheits-Polster herausfahren, wovon er bis zum Rennende profitierte.

Silverstone: neues Spiel, neues Glück

Mit Platz sechs konnte Vergne das beste Ergebnis seiner Karriere einfahren - der Toro-Rosso-Pilot ist nun motiviert wie selten zuvor: "Dieses Ergebnis war wichtig und gibt allen in der Fabrik - mich eingeschlossen - zusätzliches Selbstvertrauen. So viel, dass ich am Sonntagabend noch ein langes Gespräch mit meinem Ingenieur über das nächste Rennen in Silverstone geführt habe. Wir müssen jetzt die Dynamik aufrecht erhalten, und ich freue mich schon auf das Rennen."

Er will das Ergebnis von Montreal aber nicht überbewerten: "Die Punkte sind nicht das Wichtigste, sondern eher die Tatsache, dass die Performance gut war. Der sechste Platz ist ein gutes Ergebnis, aber wir müssen das jetzt vergessen und nach vorne schauen."