Ecclestone kritisiert Mercedes: "Sie hätten nein sagen sollen"
Warum Formel-1-Boss Bernie Ecclestone Mercedes die Schuld am umstrittenen Pirelli-Test gibt und die Italiener seiner Meinung nach alles richtig gemacht haben
(Motorsport-Total.com) - Bislang hat sich Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mit Aussagen zur Test-Affäre rund um Mercedes und Pirelli zurückgehalten. Doch jetzt bricht der 82-Jährige sein Schweigen. Seiner Ansicht nach hat das "Silberpfeil"-Team mit Sitz in Brackley selbst zu verantworten, dass man sich mit Vorwürfen konfrontiert sieht, das Reglement missachtet zu haben. Reifenhersteller Pirelli spricht er frei.

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Formel-1-Boss Bernie Ecclestone stellt sich in der Test-Affäre gegen Mercedes Zoom
"Wenn man mir gestohlene Güter anbietet, dann liegt es an mir, zu entscheiden, ob ich sie annehme oder nicht", erklärt er seinen Standpunkt gegenüber dem Blog von Formel-1-Reporter Adam Cooper mit einem Vergleich. "Es liegt nicht in der Verantwortung von jemand anderem, mir zu sagen, was ich zu tun habe. Ich sollte das selber wissen."
Rückendeckung für Pirelli
Was er damit sagen will: Mercedes müsse in Reglement-Fragen soweit selbst im Bilde sein, um zu wissen, ob man mit einem 2013er-Boliden trotz Testverbots drei Tage lang mit Pirelli-Reifen testen darf. Dass der italienische Reifenhersteller bei der Truppe aus Brackley um einen Reifentest mit einem "repräsentativen" Auto angefragt hat, sieht er nicht als Problem - Mercedes hätte nicht zusagen müssen.
"Pirelli hat offensichtlich richtig gehandelt", gibt er Motorsportchef Paul Hembery Rückendeckung. "Sie sahen keinen Ausweg aus dem Reifenproblem. Würde es ordentliche Testfahrten geben, was der Fall sein sollte, würden sie nicht in diesen Problemen stecken. Und da sich alle beschwert haben, war ein Test der logische Schritt, um da herauszukommen. Und dann haben sie eben angefragt."
Ecclestone: Brawn im Visier?
Die Aussagen des Briten sind insofern interessant, als dass Ecclestone ein Naheverhältnis zum Aufsichtsrats-Vorsitzenden von Mercedes, Niki Lauda, pflegt, die Beziehung zu Teamchef Ross Brawn, der die Verantwortung für den umstrittenen Test auf sich nimmt, allerdings seit dessen Übernahme des Honda-Rennstalls angeschlagen sein soll. In der Branche heißt es, dass Ecclestone beim Besitzerwechsel nach Ende der Saison 2008 mitverdienen wollte, Brawn dies aber verhinderte.
Im Fall Pirelli ist die Position des Formel-1-Bosses klar: Während sich FIA-Präsident Jean Todt nach Auslaufen des Bridgestone-Deals 2010 für ein Michelin-Comeback starkmachte, setzte sich Ecclestone mit Erfolg für Pirelli ein. Ende 2013 läuft der Vertrag mit den Italienern aus, der Deal über die Rennstrecken-Werbung wurde aber von Ecclestone bereits vorzeitig verlängert, wodurch er einen möglichen weiteren Versuch Todts, Michelin zum Comeback zu verhelfen, deutlich verkompliziert.
Ansichten laut Ecclestone nicht politisch motiviert
Ecclestone verneint aber, dass das Verhältnis zu Brawn einen Einfluss auf seine Meinung haben: "Das ist mir egal, das macht für mich keinen Unterschied. Was richtig ist, ist richtig. Ein unverheiratetes Mädchen hat das Recht, nein zu sagen. Man muss davon ausgehen, dass sich Mercedes in dieser Position befunden hat."
Auch die unklare Situation, wer in Zukunft Reifenausrüster der Formel 1 sein wird und der Machtkampf mit Todt, haben laut Ecclestone nichts mit der Sache zu tun. "Ich habe keine Ahnung", gibt er sich unwissend. "Wir haben einen langfristigen Vertrag mit Pirelli, wie auch die FIA. Das gilt glaube ich auch für die meisten Teams - sie haben glaube ich einen Vertrag mit allen Teams, mit denen sie einen Vertrag machen wollten."

