• 10.01.2008 17:42

Vasselon: Wollen Best of the Rest sein

Toyotas Technischer Direktor Pascal Vasselon erklärt die Designphilosophie hinter dem TF108 und erwartet schon 2008 Podestplätze

(Motorsport-Total.com) - Im Jahr 2006 hat Pascal Vasselon, ein ehemaliger Reifeningenieur von Michelin, Mike Gascoyne an der Spitze der Toyota-Technikabteilung in Köln abgelöst. Sein erstes Auto, der TF107 aus dem Vorjahr, war ein echter Flop; der heute vorgestellte TF108 ist der erste Bolide, der komplett auf seinem Mist gewachsen ist. Im Interview erklärt er die Philosophie, die dahinter steckt.

Titel-Bild zur News: Pascal Vasselon

Pascal Vasselon ist stolz auf sein neues Baby, den Toyota TF108

Frage: "Pascal, wann habt ihr mit der Entwicklung des TF108 begonnen?"
Pascal Vasselon: "Schon Ende 2006 haben wir entschieden, welche Entwicklungsrichtung wir mit dem TF108 einschlagen wollen. Seitdem haben wir die Arbeit am TF108 parallel zu der Entwicklung des TF107 stufenweise intensiviert. Nach dem Japan-Grand-Prix im September haben wir unsere Bemühungen dann zu 100 Prozent auf den TF108 umgestellt."#w1#

Komplett neue Aerodynamik

Frage: "Gibt es am TF108 massive Änderungen?"
Vasselon: "Das aerodynamische Konzept des Autos hat sich verändert. Der TF107 war eine Evolution des TF106, aber diesmal ist das neue Paket klar von den letzten Toyotas abgetrennt. Die primäre aerodynamische Designphilosophie zielt darauf ab, das gesamte Paket zu optimieren, um Balance- und Downforceänderungen während einer Runde zu minimieren. Damit sollte das Auto fahrbarer und aerodynamisch robuster sein."

"Zusätzlich zu der aerodynamischen Philosophie ist auch der Radstand fundamental neu." Pascal Vasselon

"Zusätzlich zu der aerodynamischen Philosophie ist auch der Radstand fundamental neu, den wir verlängert haben. Mechanisch gesehen hatten wir das Gefühl, mit dem TF107 eine starke Basis zu haben, daher haben wir uns in diesem Bereich auf Feintuning konzentriert. Außerdem haben wir uns bemüht, das Verhältnis zwischen Gewicht und Steifigkeit durch eine bessere strukturelle Effizienz zu verbessern, um die gleiche Steifigkeit mit weniger Gewicht zu erreichen."

Frage: "Warum habt ihr den Radstand verändert?"
Vasselon: "Das war eine Entscheidung, die wir zu Beginn des TF108-Projekts treffen mussten, offensichtlich, denn diese Entscheidung hat riesige Auswirkungen. Der Hauptgrund war, dass wir mehr Stabilität erreichen wollten, aber zweitens versprechen wir uns davon auch ein größeres aerodynamisches Entwicklungspotenzial, weil die Aerodynamiker größere Oberflächen haben, mit denen sie spielen können."

Frage: "Hat der TF108 im Windkanal und in anderen Simulationen die Zielsetzungen erfüllt?"
Vasselon: "Ich kann zufrieden sagen, dass der TF108 auf Kurs ist, die aerodynamische Effizienz und die zusammenhängende Performancematrix rapide zu verbessern, aber der erste echte Test steht bevor, wenn wir auf die Strecke gehen. Der TF108 sieht großartig aus und wir sind schon gespannt darauf, ob er unsere hohen Erwartungen erfüllen kann."

Lieber vor- als kleinlaut

Frage: "Wie ambitioniert sind eure Ziele?"
Vasselon: "Bei Toyota glauben wir, dass man sich herausfordernde Ziele setzen muss, daher streben wir nach dem Höchsten. Als wir uns mit anderen Teams verglichen und wir analysiert haben, welche aerodynamischen Ziele wir erreichen müssen, war es eine ziemlich geradlinige Sache, die notwendigen aerodynamischen Zahlen festzulegen. Wir wussten, was wir mit dem TF108 erreichen wollten, aber es ist einfach, sich ein Ziel zu setzen - die Herausforderung ist, dieses auch zu erreichen."

"Die Hauptziele für den TF108 waren aerodynamische Effizienz und Fahrbarkeit." Pascal Vasselon

Frage: "Welche Bereiche habt ihr als verbesserungswürdig identifiziert?"
Vasselon: "2007 war die Performance insgesamt nicht so, wie sie hätte sein sollen, also gab es offensichtlich einige Schwächen. Die Hauptziele für den TF108 waren aerodynamische Effizienz und Fahrbarkeit. Wir wollen für 2008 ein Auto mit einem breiteren Operationsfenster. Dies haben wir durch ein besseres Verständnis der wichtigsten aerodynamischen Maßstäbe, durch vernünftige Flussdynamik und durch ein ausgeklügeltes Temperaturmanagement erreicht."

Frage: "Gibt es augenscheinliche Unterschiede zum TF107?"
Vasselon: "Natürlich. Eine der am deutlichsten erkennbaren Änderungen ist die kombinierte Nutzung der Turning-Vanes der Radaufhängung, der Barge-Boards und des Unterbaus der Seitenkästen."

Frage: "Wie viel Arbeit habt ihr in den TF108 gesteckt?"
Vasselon: "Alle Beteiligten an diesem Projekt haben enorm viel Arbeit in den TF108 investiert. Wir haben mit diesem Auto sehr, sehr früh begonnen, haben bereits Ende 2006 die ersten Entscheidungen getroffen, um ein Gesamtkonzept entwickeln zu können. Seither haben wir hart gearbeitet, um den Zeitplan einzuhalten und die Ziele im Windkanal und in den Simulationen zu erreichen."

Rennen gegen die Zeit

"Der TF108 ist das Resultat großer Mühen aller Mitarbeiter vom Designteam bis zum Windkanal, vom Prüfstand bis zu den Kollegen, die ihn schlussendlich zusammengebaut haben. Das Auto für den ersten Test fertig zu bekommen, ist unweigerlich ein Rennen gegen die Zeit, aber alle haben einen fantastischen Job gemacht."

"Alle haben bisher hart gearbeitet, aber die Arbeit ist noch lange nicht erledigt." Pascal Vasselon

Frage: "Was steht nun als nächstes für den TF108 auf dem Programm?"
Vasselon: "Alle haben bisher hart gearbeitet, aber die Arbeit ist noch lange nicht erledigt. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, die Charakteristik des Autos auf der Strecke zu verstehen, um das Setup und die Entwicklungsrichtung zu steuern. Das beginnt am 13. Januar in Jerez. Um bis zum Saisonbeginn das Maximum aus dem Auto holen zu können, müssen wir noch hart arbeiten, also können wir nicht nachlassen."

Frage: "Wird es eine B-Version des TF108 geben?"
Vasselon: "Wir planen keine B-Version dieses Autos, aber sobald die Saison beginnt, werden wir ein signifikantes Entwicklungspaket einführen. Das erste neue Paket wird zum ersten Rennen in Australien am Auto sein."

Frage: "Wie wurde der Toyota-Way in die Entstehung des TF108 implementiert?"
Vasselon: "Der Toyota-Way liegt uns im Blut, daher beeinflusst er unsere Methoden, wie wir unsere Ressourcen managen und mit Problemen umgehen. Der Toyota-Way gehört zu unserer Philosophie."

Zweites Jahr mit Einheitsreifen

Frage: "Dies ist das zweite Jahr des neuen Reifenreglements. Wie hat sich das Team mit dem TF108 darauf eingestellt?"
Vasselon: "In den meisten Fällen reagiert man auf eine neue Reifensituation, indem man einige wichtige Konzeptparameter am neuen Auto anpasst. Es gibt signifikante Faktoren, die stimmen müssen, damit die Reifen richtig funktionieren, zum Beispiel die Gewichtsverteilung oder der Sturz."

"Die Änderungen werden kaum einen Einfluss auf das Auto haben." Pascal Vasselon

"Wir wissen vom TF107, dass wir mit diesen Eigenschaften im richtigen Fenster liegen, daher erwarten wir, mit dem TF108 in einer Position zu sein, in der wir die entscheidenden Parameter mit dem Setup optimieren können. Natürlich lernen wir noch jeden Tag dazu, wie man das Maximum aus den Reifen holen kann, denn es gibt immer noch mögliche Verbesserungen. Die Reifen für diese Saison werden jenen von 2007 sehr ähnlich sein. Die Änderungen werden kaum einen Einfluss auf das Auto haben."

Frage: "Habt ihr aus eurer enttäuschenden Saison 2007 etwas gelernt?"
Vasselon: "In der Formel 1 lernt man immer dazu - und das trifft besonders auf uns zu. Unsere Lernkurve ist wahrscheinlich steiler als die der meisten anderen Teams, denn wir sind noch ein relativ junges Team. In Sachen Performance, Rennmanagement und Startmanagement haben wir unsere Lektionen gelernt. Das Positive an Fehlern ist, dass sie einen stärker machen, wenn man effizient und konstruktiv mit ihnen umgeht. Wir haben immer noch eine Menge Arbeit vor uns, wenn wir mit den besten Teams konkurrieren wollen, aber wir lernen laufend dazu und wir verbessern uns auch laufend."

Frage: "Was sind deine Ziele für 2008?"
Vasselon: "Ich persönlich glaube, dass das Ziel sein muss, 2008 systematisch um Podestplätze zu kämpfen. Nächstes Jahr sollten wir das anvisieren, was BMW 2007 erreicht hat: Best of the Rest zu sein. Es wäre nicht realistisch, dieses Jahr schon vom Titel zu reden, aber wir erwarten eine signifikante Steigerung."

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