• 10.01.2008 16:14

Glock hat ein klares Ziel: Regelmäßig in die Punkte

Timo Glock hat es endlich geschafft und erlebte heute in Köln seinen ersten Formel-1-Launch als Stammfahrer bei Toyota - hier seine Statements

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Timo, wie sind deine Gefühle, nun als ein Rennfahrer des Toyota-Teams vorgestellt worden zu sein?"
Timo Glock: "Es war für mich ein sehr spezieller Moment, denn ein Formel-1-Fahrer mit einem Vollzeitvertrag zu werden, war in den vergangenen Jahren mein Ziel und es fühlt sich toll an, dies nun erreicht zu haben. Ich habe in den vergangenen Jahren hart gearbeitet, um diese Gelegenheit zu bekommen und ich muss sagen, dass ich dem Team sehr dankbar dafür bin, dass sie Vertrauen in mich setzen. Ich bin zuversichtlich, dass wir gut zusammenarbeiten können."

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock blickt voller Zuversicht auf seine erste Saison bei Toyota

Frage: "Was waren deine ersten Eindrücke über das Team, als du im Dezember getestet hast?"
Glock: "Ich habe es genossen. Wir haben sehr gut zusammengearbeitet, seit ich zur Sitzanpassung in der Fabrik in Köln war. Alles war großartig. Es macht Spaß mit ihnen zusammenzuarbeiten, sie machen einen richtig guten Job. Alles ist ruhig, es gibt keine Panik und alle sind permanent sehr konzentriert. Das ist wichtig."#w1#

Frage: "Wann gab es die ersten Kontakte zu Toyota?"
Glock: "Den ersten Kontakt hatten wir Mitte des Jahres und von da an fing die Beziehung an zu wachsen, bis wir schließlich ein Paket gefunden hatten. Dann haben wir alles zusammengeschnürt und einen Vertrag aufgesetzt."

Frage: "Der Vertrag wanderte einmal zum Contract Recognition Board. Hattest du zu irgendeinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Dinge gegen dich laufen würden?"
Glock: "Das war schon ein etwas komisches Gefühl, denn ich erlebte in meiner Karriere in den vergangenen Jahren immer wieder ein Auf und Ab. Für mich stellte sich das Bild aus vergangenen Tagen dar, denn es sah so aus, als würden die Dinge für mich nie einfach laufen, sondern immer irgendwelche Ecken und Kanten haben. Es war zwar etwas komisch, aber ich war mir immer sicher, dass das Ganze gut für uns ausgehen würde."

Frage: "Deine Reise in die Formel 1 hatte also zu einem Zeitpunkt einen etwas komplizierten Weg, ähnlich zu deinem Einstieg in die GP2?"
Glock: "Gut, Toyota hatte ein klares Ziel, die Probleme kamen dann zustande, als das CRB angerufen wurde, aber am Ende nahm ja alles ein positives Ende."

Jarno Trulli Timo Glock

An Teamkollege Jarno Trulli will sich Timo Glock auch im Qualifing messen Zoom

Frage: "Auf deinem Overall kann man einen Sticker der 'Deutschen Post' erkennen. Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass ein Fahrer ein anderes Logo trägt. Was ist der Hintergrund dafür?"
Glock: "Die Deutsche Post unterstützt mich seit dem Beginn meiner Karriere. Sie haben mich bereits in der Formel BMW unterstützt und mich in meiner ganzen Karriere begleitet. Wir haben einen Weg gefunden, sie auf meinen Overall zu positionieren. Es ist ein etwas anderes Sponsoring, aber für mich ist das positiv."

Frage: "Hast du für sie auch einige Sponsoring-Aufgaben zu erledigen?"
Glock: "Ja, es gibt eine Menge Events mit der Deutschen Post. Mein Management arbeitet eng mit ihnen zusammen, und vielleicht gibt es auch einige Events direkt an den Rennstrecken."

Frage: "Wie wichtig war der GP2-Titel für dich?"
Glock: "Natürlich ist es eine große Ehre, als GP2-Champion in die Formel 1 zurückzukehren, denn wir alle haben ja gesehen, wie gut Nico Rosberg und Lewis Hamilton als Meister ausgesehen haben, insofern ist das sehr ermutigend. In Wirklichkeit hat es für meine Formel-1-Pläne zwar keinen Unterschied gemacht, ob ich in der GP2 Erster oder Zweiter geworden wäre, doch der Titel war ein großer Erfolg und ein spezieller Moment für mich."

Frage: "Mit welchen Erwartungen gehst du nach dem Gewinn des GP2-Titels in deine erste Saison als Stammfahrer in der Formel 1?"
Glock: "Druck verspüre ich noch keinen, und wenn, dann nur positiven. Das ändert sich sicher, wenn ich in den Flieger für das erste Rennen in Australien steige. Aber ich bin optimistisch. Der GP2-Titel ist viel wert. Das haben Nico Rosberg und Lewis Hamilton nach dem Aufstieg in die Formel 1 bewiesen. Und das ist auch mein Ziel."

Frage: "Wie wird es sich in Australien anfühlen, wenn du zum ersten Mal als Stammpilot in einem Formel-1-Rennen in der Startaufstellung stehen wirst?"
Glock: "Das kann ich gar nicht mehr erwarten. Es wird ein stolzer und aufregender Moment für mich werden, aber gleichzeitig werde ich mich darauf konzentrieren, in diesem Rennen wie immer das bestmögliche Resultat zu holen. Die Formel 1 wird ein wenig anders zu den Serien sein, in denen ich bisher gefahren bin, denn ich fahre gegen die 21 besten Piloten der Welt. Aber mein Job ist immer derselbe - das bestmögliche Resultat aus meinem Auto herauszuholen."

"Ich auf den meisten Kursen bereits unterwegs gewesen." Timo Glock

Frage: "Wie viel Erfahrung hast du auf den unterschiedlichen Formel-1-Strecken?"
Glock: "Ich kenne fast alle Strecken im Kalender. Die europäischen Strecken kenne ich aus der GP2 sehr gut, aber auch aus dem Jahr 2004, als ich der Testfahrer bei Jordan war. In dieser Saison konnten einige Teams am Freitag mit drei Autos fahren, daher bin ich auf den meisten Kursen bereits unterwegs gewesen."

"Das gibt mir einen guten Start in die neue Saison. Aber es gibt auch zwei oder drei Strecken, die neu für mich sind, doch ich lerne schnell und die neuen Computerspiele sind sehr nützlich, wenn man neue Kurse lernen muss. Das sollte kein Problem sein."

Frage: "Was sind deine Ziele für 2008?"
Glock: "Ich möchte eine so erfolgreiche Saison, wie möglich erleben. Ich möchte konstant sein und dem Team weiterhelfen. Als erstes möchte ich regelmäßig um Punkte kämpfen können und ich glaube, dass wir das erreichen werden."

"Im Qualifying möchte ich nahe an Jarno dran sein, denn er ist in der Qualifikation einer der stärksten Fahrer. Für mich wird es auch ein wenig schwer werden, mich an das neue Qualifiyingformat zu gewöhnen. Jarno kennt das alles, er hat Erfahrung damit. Das wird mich vielleicht ein oder zwei Rennen kosten, aber mein großes Ziel sind Punkte."

Frage: "Lewis Hamilton wurde in seinem Premierenjahr WM-Zweiter und verpasste den Titel nur knapp. Ist das wirklich deine Messlatte?"
Glock: "Was Lewis geschafft hat, war sicher eine Ausnahme. Er hatte ein tolles Auto, ein gutes Team und hat sehr starke Leistungen gebracht. Ich weiß, dass er schnell ist, ich habe in der GP2 mit ihm gekämpft. Es ist sicher schwer, direkt im ersten Jahr das gleiche zu schaffen wie er. Man muss realistisch sein: In diesem Jahr kann ich sicher noch nicht um den Titel fahren. Aber irgendwann will ich um den WM-Titel fahren."

"Aber es wäre schön, wenn wir uns irgendwann wieder ein Rennen liefern können, wie 2006 in der Türkei. Wenn wir das tun können, dann haben wir eine Chance, auch um den Titel zu kämpfen, denn dann ist das Auto gut genug, dass wir mit Lewis und McLaren kämpfen können."

Frage: "Was sind deine kurzfristigen Ziele?"
Glock: "Mein Ziel ist es, regelmäßig in die Punkte zu fahren und das Team unter die Top 10 zurückzubringen - und vor allem auf den Weg, auf dem es 2005 schon mal war, als Podiumsplätze eingefahren wurden."

Frage: "Im Vorjahr erlebte Toyota trotz eines Rekordetats ein katastrophales Jahr. Wie war dein Eindruck bisher vom Team?"
Glock: "Es ist schon beeindruckend, welches Potenzial hier schlummert. Bei BMW waren das Rennteam und das Werk getrennt, hier ist alles unter einem Dach, was meiner Meinung nach ein Vorteil ist. Aber wichtig ist nicht, wie groß das Gebäude ist oder wie viele Mitarbeiter man hat, sondern dass sich alle in dieselbe Richtung bewegen. Daran müssen wir noch arbeiten."

Frage: "Du bist der direkte Nachfolger von Ralf Schumacher. Ist das eine besondere Situation für dich?"
Glock: "Ralf ist Ralf. Er ist die letzten drei Jahre hier gefahren, jetzt fahre ich. Ich vergleiche mich nicht mit ihm, und auch nicht mit meinem Teamkollegen Jarno Trulli oder sonst irgendwem. Woran es lag, dass es bei Ralf zuletzt nicht so lief, kann ich nicht beantworten, dafür habe ich zu wenig Informationen. Aber ich bin guter Dinge, dass ich mit meinem Weg erfolgreich sein werde."

Timo Glock

Timo Glock hat die ersten Erfahrungen im Toyota bereits hinter sich Zoom

Frage: "Bist du für deine Zukunft bei Toyota optimistisch?"
Glock: "Sehr. Die Fabrik in Köln und die dort zur Verfügung stehenden Ressourcen sind im Moment perfekt. Toyota hat ein enormes Potenzial, alles ist sehr professionell und es ist klar, dass das Team fest entschlossen ist, nach vorne zu streben. Unsere Herausforderung besteht darin, alles zusammenzusetzen und die Ergebnisse zu holen, die wir wollen. Ich bin da sehr zuversichtlich."

Frage: "Fühlst du irgendeinen Druck der neue Rennfahrer für ein Werksteam wie Toyota zu sein?"
Glock: "Wenn man als Rennfahrer Erfolg haben will, dann wird es immer Druck geben. Als ich zu den ChampCars und in die GP2 gewechselt bin, gab es den Druck, weil ich beweisen musste, dass ich eine weitere Chance in der Formel 1 verdient habe. Das habe ich bewiesen und nun besteht der Druck darin, dass ich in die Formel 1 gehöre. Ich glaube, dass ich das dieses Jahr beweisen kann. Als Rennfahrer akzeptiert man diesen Druck und das beeinflusst dich nicht."

Frage: "Wie einfach wird es sein, sich wieder an die Formel-1-Rennen zu gewöhnen?"
Glock: "Obwohl ich seit 2004 kein Formel-1-Rennen bestritten habe, habe ich doch regelmäßig getestet, von daher erwarte ich, dass es nur eine ganz kurze Zeit benötigt, bis ich wieder im Rhythmus bin. Ich bin in der glücklichen Position, in meiner Karriere in verschiedenen Meisterschaften mit Erfolg Rennen gefahren zu haben, aber mein Ziel war immer ein Stammcockpit in der Formel 1. Ich glaube, diese Erfahrungen haben mich als Fahrer und Person stärker gemacht."

Frage: "Wie ist es für dich, ohne Traktionskontrolle zu fahren?"
Glock: "Ich bin in Jerez im Dezember ohne Traktionskontrolle gefahren, aber ich kenne das aus der GP2, von daher war das kein großes Problem, obwohl in einem Formel-1-Auto natürlich alles ein wenig anders ist. Ich persönlich freue mich darauf, ohne Fahrhilfen unterwegs zu sein, denn ich denke, dass die neuen Regeln mir gut passen werden."

Frage: "Wenn ich mich recht erinnere, dann bist du bei Jordan ein V10-Triebwerk mit 3 Litern gefahren. Nun fährst du einen V8-Motor mit 2,4 Litern. Kannst du da Unterschiede bemerken?"
Glock: "Ja, da gibt es schon einen Unterschied. Aber man hat die Motoren sehr schnell entwickelt. Man spürt noch einen Unterschied, aber ich habe nicht erwartet, dass der neue Motor so stark werden wird."

Timo Glock

2004 machte Timo Glock seine ersten Schritte in der Formel 1 in einem Jordan Zoom

Frage: "Was ist der Unterschied zwischen Jordan damals und Toyota?"
Glock: "Der Unterschied ist gewaltig. Der Jordan von damals war kein schlechtes Auto, aber das Problem bestand darin, dass es keine Möglichkeiten gab, das Auto zu entwickeln. Den Unterschied habe ich bereits bemerkt, als ich den BMW und auch den Toyota gefahren bin. In Sachen Stabilität, Kurvengeschwindigkeiten und Bremsstabilität war da ein ganz großer Unterschied."

Frage: "Nach deiner Jordan-Zeit, als du in Richtung ChampCar und GP2 abwandern musstest, hattest du jemals daran geglaubt, dass du wieder in der Formel 1 fahren wirst?"
Glock: "Eine Menge Leute haben gesagt, dass es unmöglich sei, eines Tages wieder zurückzukommen. Es gab Momente, wo ich das auch geglaubt habe. Die ChampCar-Saison war zum Beispiel sehr positiv für mich, denn es lief alles ganz gut, aber sie war auch schwierig, denn ich konnte nicht um Siege kämpfen. Ich stand zwar kurz davor das Montreal-Rennen zu gewinnen, musste aber am Ende noch Oriol Servia vorbeilassen."

"Auch die GP2 war anfangs mit BCN nicht leicht. Ich habe immer noch das Bild von Monaco im Kopf, als ich auf Platz 17 in der Startaufstellung lag. Wir hatten eine gute Strategie und kamen bis auf Platz vier nach vorne. Aber dann fielen wir mit einem Getriebeproblem aus und ich dachte damals, dass meine Karriere vorbei sei und ich wieder in den Betrieb meines Vaters zurückgehen würde."

"Aber genau von diesem Moment an, begannen sich die Dinge zu drehen, auch meine private Situation hat sich ein wenig verändert. Alles geschah zwischen Monaco und Silverstone, und von Silverstone an wurde ein positiver Weg eingeschlagen und ich war sehr glücklich, dass ich wieder angreifen konnte. Das war auch sehr wichtig für mein Management, denn sie haben nie aufgegeben und hart darum gekämpft, dass ich nun wieder in vorderster Front stehe."

Frage: "In welcher Branche ist dein Vater tätig?"
Glock: "Gerüstbau."

Frage: "Hat er die Gerüste für den Launch hier gemacht?"
Glock: "Nein, wir arbeiten mehr für andere Firmen, zum Beispiel Pirelli. Es ist keine große Firma, wir haben acht oder zehn Leute, die alle schon lange bei uns arbeiten. Vor einigen Jahren war das mein Ziel, dass ich eines Tages die Firma meines Vaters übernehmen werde. Aber dann kam alles anders."

Frage: "Welchen Effekt wird die Formel 1 auf dein Privatleben haben?"
Glock: "Für mich persönlich sollte sich da ganz wenig ändern, denn ich habe nicht vor mein Privatleben nur deswegen zu ändern, weil ich jetzt in der Formel 1 fahre. Natürlich werde ich nun sehr beschäftigt sein, mit all den Tests und den ganzen Rennen. Der Zeitplan ist sehr vollgepackt, aber ich werde in Deutschland bleiben und werde meine wenige Freizeit hier genießen. Ich werde eine kleine Wohnung in Köln haben, nahe an der Fabrik, aber das ist das Einzige, was sich ändern wird."

Frage: "Welches Auto fährst du?"
Glock: "Im Moment fahre ich den großen Lexus LS. Ein schönes Auto, aber leider gehört er mir nicht. Es ist auch nicht der Stil von Timo Glock, so ein großes Auto zu fahren. Ab und zu ist es schon etwas beängstigend, wenn ich nach Hause zu meinen Eltern in meine Heimatstadt fahre und alle Leute mich ansehen und sich fragen, warum ich so ein großes Auto fahre. Es ist wunderschön zu fahren, aber eigentlich brauche ich kein so großes Auto und ich werde es am Ende des Monats gegen einen kleineren Lexus IS tauschen."