• 07.07.2006 17:29

Vasselon: "Ich mag die Ruhe"

Toyotas Chassis-Chef über sein Heimrennen in Magny-Cours die Besonderheiten des Frankreich-Grand-Prix - auf und neben der Piste

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was ist dein Eindruck von Magny-Cours?"
Pascal Vasselon: "Es ist eines der besten Rennen im Kalender, denn wenn man dorthin reist, kennt man die Gelassenheit. Man sieht die Kühe auf der Weide und jeder ist entspannt. Die Leute sind anders und es ist ein schöner Ort. Es sind nicht sehr viele Leute vor Ort und die gesamte Atmosphäre sorgt einfach für ein nettes Gefühl."

Titel-Bild zur News: Pascal Vasselon

Pascal Vasselon ist ein großer Fan der ländlichen Abgeschiedenheit

Frage: "Meinst du das ernst?"
Vasselon: "Absolut. Und das nicht nur, weil ich Franzose bin. Im Vorjahr wurde in der Rennvorschau von Red Bull darüber gescherzt, dass die Strecke mitten im Nirgendwo liegt. Mir wurde sogar erzählt, dass es diese Beschreibung auf die Titelseite der Zeitung 'Le Monde' geschafft hat. Sie schrieben wohl auch, dass der nächste Nachtklub in Paris sei. Aber das ist genau das, was ich daran mag, der Frieden und die Ruhe. Man kann sich auf den Rennsport konzentrieren und wird nicht gestört. Es ist ein Ort für Rennsportenthusiasten. Im Paddock ist auch spät am Abend noch etwas los, weil es nicht viel anderes zu tun gibt."#w1#

Frage: "Wirst du gleich in der Nähe der Strecke wohnen?"
Vasselon: "Hotels zu finden kann schwierig sein und wir sind oft weit weg vom Kurs untergebracht. Aber wir sind auf dem Land und das macht auch den Charme dieses Ortes aus."

Ausgewogene Strecke in Magny-Cours

Frage: "Gibt es auch Besonderheiten auf der Strecke?"
Vasselon: "Nicht wirklich. Insgesamt ist Magny-Cours ein ausgewogener Kurs. Für die Bremsen ist es nichts Spezielles, der Abtrieb liegt im mittleren Bereich und die Reifenbelastung teilt sich gut zwischen Vorder- und Hinterreifen auf, man muss also auf beide Achsen aufpassen. Das einzige, was das Finden eines Setups etwas schwierig gestaltet, ist der hohe Randstein in der letzten Schikane. Dort kann man manchmal auch Autos sehen, die mit allen vier Rädern in der Luft sind. Das sticht heraus, ansonsten treten keine Extreme auf."

Frage: "In Magny-Cours ist es häufig der Fall, dass die zwei Autos eines Teams nebeneinander in der Startaufstellung stehen. Ist dies ein Hinweis darauf, dass das Auto hier eine besonders große Rolle spielt?"
Vasselon: "Ich weiß nicht, ob die Statistiken die These untermauern, aber es mag sein, dass es für die Qualitäten eines Fahrers nichts Herausforderndes gibt und deswegen die Leistung der Autos dominiert. In Monaco würde so etwas nicht passieren, aber ich schätze, in Magny-Cours dominiert schon das Material."

Frage: "Ist die Strecke besonders anfällig für Veränderungen der Bedingungen?"
Vasselon: "In Magny-Cours ist die Streckentemperatur besonders. Der Asphalt ist fast schwarz und sobald auch nur etwas Sonne scheint, steigt die Temperatur an. Wenn die Sonne scheint, erreicht die Strecke in Magny-Cours sofort 40°C, wenn man dazu noch einen warmen Tag hat, sind es 55°C. Wir erleben also oft extreme Temperaturen hier, nicht nur was die Luft betrifft, sondern wegen der Farbe der Streckenoberfläche auch auf der Piste."

Kaum Überholchancen

Frage: "Warum ist Magny-Cours eine Strecke, auf der das Fahren nicht einfach ist?"
Vasselon: "Es gibt einige Dinge, von denen man denken könnte, die würde das Überholen fördern, wie eine lange Gerade, der eine Haarnadel folgt. Aber vor dieser Geraden kommt die lange und schnelle 'Estoril'-Kurve, in der sich die Autos nicht nah genug folgen können, ohne Abtrieb zu verlieren. In Indianapolis beispielsweise können die Autos dicht aufeinander folgend durch Kurve 13 auf die Gerade fahren, denn sie sind nicht am Limit der Reifen und verlieren keinen Abtrieb. Aber in der 'Estoril' ist man am Limit des Autos und der Reifen. Das vordere Auto kann so eine Lücke auffahren und es ist sehr schwierig, auf der Geraden dann nah genug für einen Angriff zu sein. Daher sehen wir häufig Prozessionsrennen."

Frage: "Wie steht deiner Meinung nach Magny-Cours gegenüber anderen Austragungsorten des Frankreich-Grand-Prix, wie Paul Ricard oder Dijon, da?"
Vasselon: "Dijon braucht man heute gar nicht mehr erwähnen, die Anlagen dort sind völlig veraltet. Aber natürlich erinnert sich jeder an den Kampf zwischen René Arnoux und Gilles Villeneuve 1979. Paul Ricard ist auf dem neuesten Stand, hat aber den Nachteil, dass es nicht für Zuschauer erdacht wurde."

Frage: "Also bist du insgesamt ein großer Fan von Magny-Cours?"
Vasselon: "Ja, definitiv."