Valtteri Bottas: Bislang kein Gespräch über Nummer-2-Status

Valtteri Bottas betont, dass es bislang keine Diskussionen über einen möglichen Nummer-2-Status gegeben hat: Trotzdem würde er im Zweifel ein Teamplayer sein

(Motorsport-Total.com) - War das vergangene Rennen in Bahrain der Ausgangspunkt von Valtteri Bottas' Status als Nummer 2 bei Mercedes? Einen Tag zuvor sah es mit der Pole-Position noch so aus, als ob der Finne eine deftige Kampfansage an Teamkollege Lewis Hamilton geschickt hätte, doch umso schlimmer war der Sonntag: Bottas konnte seine gute Ausgangslage nicht verteidigen und wurde am Ende chancenloser Dritter.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Valtteri Bottas

Muss Valtteri Bottas bald die zweite Geige bei Mercedes spielen? Zoom

Hinzu kam, dass er dabei auch Teamkollege Hamilton auf Anweisung des Kommandostandes durchlassen musste - wie es eine brave Nummer 2 eben so macht. Doch als Nummer 1b, wie es andere Fahrer auch gerne betitelt haben, sieht sich Bottas nicht. Er sieht Bahrain als Ausnahme, weil es an seinem Auto vor dem Rennen ein Problem mit dem Generator gab, wodurch die Reifendrücke viel zu hoch und der erste Stint "wirklich schlecht" war, wie Bottas sagt.

Im zweiten Stint kam der Mercedes-Pilot dann auf Supersofts nicht in das Arbeitsfenster der Pneus hinein, während es bei Teamkollege Hamilton auf Soft besser war. "Da kam die große Diskrepanz her. Danach waren wir auf unterschiedlichen Strategien - und das hat mich wirklich schlecht und langsam aussehen lassen", hadert er noch mit dem Lauf vor gut zwei Wochen. "Aber mit einem normalen Rennen sollten die guten Resultate kommen."

Kaum Puffer: Bottas versteht Teamtaktik

Dass er Hamilton habe vorbeilassen müssen, sieht er der unterschiedlichen Strategie geschuldet. Die Konkurrenz um Ferrari ist in diesem Jahr näher dran an Mercedes, weswegen das Team auch einmal von außen eingreifen müsse, um die optimale Punktzahl zu holen - das war in den Vorsaisons mit Hamilton und Nico Rosberg nur selten nötig. "Wenn das eine Auto aus irgendeinem Grund nicht die Pace hat, dann muss das Team clever sein, um keine Punkte zu verlieren", weiß Bottas. "Das verstehe ich."

Daher würde er auch in Sotschi und den folgenden Rennen Platz machen, wenn er Probleme habe oder auf einer anderen Strategie sei - und er geht davon aus, dass auch Hamilton es umgekehrt genauso machen würde. "Wir werden auf gleiche Weise behandelt, von daher kann es auch vice versa aussehen", sagt er. "Wir machen das als Team, und unser Ziel ist es, so viele Punkte wie möglich für das Team zu holen."

Valtteri Bottas, Lewis Hamilton

In Bahrain musste Bottas seinen Teamkollegen vorbeilassen Zoom

Das bedeutet für Bottas aber nicht, dass er in jedem Rennen freiwillig die Nummer 2 spielt und Hamilton auf dem Weg zum Titel nur als schmückendes Beiwerk begleitet. Mit Motorsportchef Toto Wolff habe es auch noch kein Gespräch über das Thema gegeben, "weil es keinen Grund dafür gibt", wie Bottas betont. Außerdem rechnet er auch in Zukunft nicht damit: "Das Team hatte nie wirklich eine Nummer 1 und eine Nummer 2. Wir tragen es hart auf der Strecke aus."

"Werde immer Teamplayer sein"

Natürlich weiß der Finne aber auch, dass sich das Blatt irgendwann wenden kann, wenn Hamilton Mercedes' einzig verbliebenes Eisen im WM-Feuer sein sollte. Sich damit beschäftigt habe er allerdings noch nicht - und reden möchte er über das Thema auch nicht. Doch er sagt: "Als Fahrer gebe ich natürlich alles, um nicht in dieser Position zu sein. Ich jage eigene Ergebnisse, aber ich werde immer ein Teamplayer sein. Das wird einem langfristig zugutekommen."

Apropos gute Ergebnisse: Die braucht Bottas ab sofort dringend, will er seinen Ende des Jahres auslaufenden Vertrag bei den Silberpfeilen verlängern. Die ersten 100 Tage beim Team aus Brackley sind absolviert, so langsam läuft der Welpenschutz für den 27-Jährigen ab. Bislang lieferte Bottas drei Rennen ab, die als befriedigend einzustufen sind - mehr aber auch nicht. Mit 38 Zählern liegt er bereits deutlich hinter Sebastian Vettel (68) und Hamilton (61).


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Doch Bottas ist davon überzeugt, dass er sich mit der Zeit deutlich steigern kann. Mittlerweile habe er sich gut im Team eingelebt und spürt, dass er "mehr und mehr aus dem Auto herausholen" kann. Bislang ging es für ihn darum, sich nach seinem Wechsel von Williams auf das neue Arbeitsumfeld einzustimmen, jetzt geht es für ihn bereits um die letzten Details. "Jedes Stück hilft", sagt er.

Nach drei Problemrennen: Geht es jetzt richtig los?

Bei den Testfahrten in Bahrain konnte sich der Neuling mit zahlreichen Runden wieder ein Stück mehr an das Auto und die Arbeit im Team herantasten und verschiedene Dinge ausprobieren. "Wir haben kleine Dinge gefunden, und die können helfen", sagt er und hofft, dass er in Russland an diesem Wochenende endlich ein problemfreies Wochenende hinbekommen kann, denn das sei ihm bislang nicht vergönnt gewesen.

Einzig in Melbourne sei noch alles halbwegs im Reinen gewesen, doch da hatte er das Hindernis, dass es sein allererster Grand Prix für Mercedes war. In China kämpfte er mit einem mechanischen Problem, das die Balance seines Autos beeinflusste, und mit seinem bislang größten Fehler: dem Dreher hinter dem Safety-Car. In Bahrain sah es am Samstag besser aus, bevor die Reifen am Sonntag nicht mitspielten.


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Bottas wusste, dass der späte Wechsel von Williams und das Teamduell mit Hamilton eine Herausforderung werden, doch nach den Anlaufschwierigkeiten spürt er nun, dass das erste richtig gute Ergebnis nur um die Ecke lauert. "Mein Ziel war, alles aus dem Auto herauszuholen. Ich fühle nicht, dass mir das gelungen ist. Jetzt fühle ich mich aber wohl im Auto und im Team", betont er. "Ich spüre, dass ich mich gut entwickelt habe."