Wenn der Teamkollege zum Feindbild wird
Duell Nr. 1: Alain Prost & Ayrton Senna (McLaren, 1988 bis 1989)
Die Mutter aller Teamduelle: Auf der einen Seite der berechnende Prost, auf der anderen der impulsive Senna. Beide redeten schon lange kein Wort mehr miteinander, als ihr Streit 1989 beim Grand Prix von Japan in Suzuka eskalierte. Es ging um nicht weniger als die Vorentscheidung um die WM-Krone: Senna musste gewinnen, um seine Chancen zu wahren, und attackierte den in Führung liegenden Prost. Doch der machte die Lücke zu, es kam zur Kollision. Prost stieg aus, Senna fuhr weiter, gewann und wurde hinterher disqualifiziert. Prost sicherte sich seinen dritten Weltmeistertitel und flüchtete zu Ferrari. Ein Jahr später dann Sennas Revanchefoul in Suzuka - mit voller Absicht.
Duell Nr. 2: Nelson Piquet & Nigel Mansell (Williams, 1986 bis 1987)
Auf der Strecke gingen sich der Brasilianer und der Brite meistens aus dem Weg, aber in der Öffentlichkeit konservierten sie ihre gegenseitige Abneigung und versuchten gar nicht erst, ihre private Fehde zu verheimlichen. Besonders Schlitzohr Piquet ging in die Vollen und bezeichnete Mansells Frau als "hässlich". Außerdem klaute er einmal sämtliches Klopapier aus der Teamtoilette, als Mansell Durchfall hatte. Heute reden die beiden einstigen Streithähne aber wieder miteinander.
Duell Nr. 3: Gilles Villeneuve & Didier Pironi (Ferrari, 1981 bis 1982)
Sie lieferten sich 1982 in Imola ein legendäres Rennen mit zahlreichen Überholmanövern, die die Teamleitung ins Schwitzen brachten und dazu veranlassten, ein Schild mit der Aufschrift "SLOW" an die Boxenmauer zu hängen. Pironi war es egal, er brach den Nichtangriffspakt und zog kurz vor Schluss an dem Kanadier vorbei. Villeneuve sprach hinterher von einem gebrochenen Versprechen. Pironi hielt dagegen, er sei Rennfahrer und habe nichts zu verschenken. Sein Gegner schwor: "Mit dem rede ich kein Wort mehr." Zwei Wochen später verunglückte Villeneuve im Abschlusstraining von Zolder tödlich.
Duell Nr. 4: Fernando Alonso & Lewis Hamilton (McLaren, 2007)
2007 kam Alonso als amtierender Weltmeister zu den Briten - im Glauben, die Nummer 1 zu sein. Doch Neuling Hamilton steckte zur Überraschung nicht zurück und trieb den Spanier zur Weißglut. Ihre bereits in Monaco begonnene Fehde eskalierte während des Qualifyings in Ungarn, als Alonso Hamilton böse blockierte, obwohl er längst hätte weiterfahren können. Die "spanische Blockade" brachte das Fass zum Überlaufen, Alonso ging zurück zu Renault.
Duell Nr. 5: Alain Prost & Nigel Mansell (Ferrari, 1990)
Gestählt vom Duell mit Senna, suchte Prost auch bei Ferrari seine Vorteile. Konkurrent Mansell hatte ihn 1990 in Portugal nach einem missglückten Manöver fast in die Boxenmauer gerammt, danach betrieb der schlaue Franzose geschickt Politik gegen den Briten. Mansell behauptete danach, Prost hätte das Team gegen ihn aufgebracht. Resultat: absolute Funkstille zwischen den Rivalen.
Duell Nr. 6: Michael Schumacher & Eddie Irvine (Ferrari, 1996 bis 1999)
Zwischen 1996 und 1999 waren Schumacher und Irvine "Kollegen" und stichelten bei jeder Gelegenheit gegeneinander. Irvine machte dabei die schlechtere Figur, weil ihn "Schumi" in Grund und Boden fuhr. Die Rolle als Wasserträger schmeckte dem Iren nicht, er hat sie noch immer nicht überwunden. Nach Schumachers Comeback stichelte er: "Michael ist wie eine Cola ohne Kohlensäure."
Duell Nr. 7: Sebastian Vettel & Mark Webber (Red Bull, 2009 bis 2013)
Seit 2010 gerieten die "Bullen" immer wieder aneinander. In der Türkei 2010 musste Vettel seinen Wagen nach einem Angriff auf den führenden Webber und dem anschließenden Crash abstellen. Damals zeigte Vettel Webber den Vogel. Es folgten weitere Zickereien. Beim Saisonfinale 2012 krachte es in Sao Paulo, als, wie es später hieß, "alle für Vettel gefahren sind, außer Webber". In diesem Fall hatte der Australier die Teamorder ignoriert und Vettels dritten Titel unnötig gefährdet. In Malaysia 2013 zeigte Webber Vettel den Mittelfinger, um seinem Ärger nach dessen Missachtung der Stallregie Luft zu verschaffen. Wenig später kündigte der Australier an, die Formel 1 für immer zu verlassen.
Duell Nr. 8: Nico Rosberg & Lewis Hamilton (Mercedes, seit 2013)
Die beiden kennen sich seit Teenagertagen im Kart und wurden oft als Freunde bezeichnet. Damit war es schnell vorbei, als Hamilton 2013 zu Mercedes kam und Rosberg sich bereits im zweiten Rennen in Malaysia per Stallorder hinter dem Ex-Weltmeister einreihen musste. In dieser Saison stellt Mercedes das überlegene Auto, der Titel wird wohl nur zwischen Rosberg und Hamilton entschieden. Der Brite gewann bereits vier von sechs Rennen der Saison gegen den "netten Herrn Rosberg" und startete Psychospielchen. Rosberg "revanchierte" sich mit der "geparkten Pole" in Monaco, worauf Hamilton nach dem Sieg des Deutschen demonstrativ die Gratulation verweigerte.
Wenn der Teamkollege zum Feindbild wird