• 01.03.2014 14:13

  • von Roman Wittemeier

V6-Turbos bleiben bis mindestens 2020

FIA-Präsident Jean Todt verteidigt den Schritt zu den V6-Turbomotoren in der Formel 1 - Aber: "Vier Zylinder wären vielleicht zeitgemäßer gewesen"

(Motorsport-Total.com) - Die neuen Antriebe in der Formel 1 bereiten mindestens einem Hersteller (Renault) und dessen vier Partnerteams Red Bull, Lotus, Toro Rosso und Caterham noch viel Kopfzerbrechen. So mancher Fan eines jener Teams dürfte sich aktuell wohl wünschen, die Königsklasse sei weiterhin bei den V8-Saugmotoren geblieben. Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone hatte diesen Weg immer wieder befürwortet. Der Brite konnte sich jedoch mit diesem Ansinnen nicht gegen die FIA durchsetzen.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt hätte in der Formel 1 offenbar lieber kleine Vierzylinder gesehen Zoom

"Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die Formel 1 als Spitzenkategorie im Motorsport nicht im goldenen Käfig einschließen und die Trends in der Welt außen herum ignorieren darf", erklärt FIA-Präsident Jean Todt im Gespräch mit 'Autosport'. Der Franzose verteidigt den Wechsel zu den kleineren Turbos vehement. "Man muss nur in der kommenden Woche nach Genf schauen. Auf dem dortigen Auto Salon wird Hybrid ein Thema sein, Elektroantriebe ebenso und auch Wasserstoff-Antriebe. Das ist die Zukunft. Wir als Regelmacher sind da in der Pflicht und Verantwortung."

Gerade die Formel 1 müsse auf dem allgemein beschrittenen Weg zu alternativen Antriebskonzepten eine Vorreiterrolle übernehmen. "Deshalb haben wir uns so entschieden", meint Todt. Der ehemalige Ferrari-Teamchef fügt jedoch an: "Nach Anhörung vieler Experten waren wir ursprünglich eigentlich der Ansicht, dass ein Vierzylinder-Motor noch besser zur Zukunft der Formel 1 gepasst hätte." Das Ziel zur Einführung von 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbos hatte man anfangs verfolgt, war aber aufgrund der Forderungen einiger Seiten wieder davon abgewichen. So kam der V6.

Porsche-LMP1-Motor als Wegweiser?

"Ich war in der vergangenen Woche bei Porsche", sagt Todt, der sich in Weissach die Entwicklung des neuen 919 Hybrid für die neue Saison in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) und den Angriff in Le Mans anschaute. Der neue Porsche-LMP1-Bolide wird von einem Vierzylinder-Turbo und zwei Energierückgewinnungs-Systemen angetrieben. Er trägt also jenes Konzept in sich, das Todt gern für die Formel 1 gehabt hätte.

Das, was er bei Porsche erleben durfte, sei beeindruckend gewesen. "Ich konnte es kaum glauben", meint der Franzose. "Die fahren in der Langstrecken-WM mit einem Vierzylinder. Es ist faszinierend", sagt Todt etwas wehmütig. Der bekennende Fan der Le-Mans-Szene ist bereits jetzt auf die Ergebnisse der Porsche-Mannschaft gespannt. Sollten die Zuffenhausener mit ihrem Konzept Erfolg haben, so beweise dies zwar die Konkurrenzfähigkeit eines solchen Antriebes, aber es werde dennoch nicht zum Schnellschuss in der Formel 1 kommen.

"Es war schließlich so gewollt, weil die meisten Leute aus der Formel-1-Szene mit dem jetzigen Ansatz glücklicher waren. Selbst wenn der Porsche absolut spektakulär ist, so werden wir dennoch nichts ändern. Stabilität ist aus meiner Sicht sehr wichtig", sagt Todt. "Vor dem Jahr 2020 werden wir die Motorenformel sicher nicht verändern. Die neuen Regeln haben immerhin Honda zurück in die Formel 1 gebracht. Ich hoffe, dass noch andere Hersteller hinzukommen werden."