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  • 21.11.2014 21:30

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

V6-Biturbo: Kein Preissturz zu erwarten?

Laut Red-Bull-Berater Helmut Marko könnte der Umschwung zu einem V6-Biturbo ohne Hybrid erheblich Kosten sparen: Renault-Motorenchef widerspricht

(Motorsport-Total.com) - Der Vorschlag von Red-Bull-Berater Helmut Marko, die Kosten für die Formel-1-Antriebe zu senken und gleichzeitig die Show zu verbessern, indem man ab 2016 auf einen V6-Biturbo-Motor mit Einheits-KERS setzt, wird derzeit heftig diskutiert. Der Österreicher argumentiert, dass man auf solchem Wege die Kosten für Kunden von derzeit 20 Millionen Euro pro Jahr auf "nur" noch acht Millionen herabsenken könnte. Doch woher hat Marko diese Zahl? Vom aktuellen Red-Bull-Partner Renault jedenfalls nicht.

Titel-Bild zur News: Remi Taffin

Remi Taffin sieht in einem V6-Biturbo-Antrieb kaum Sparpotenzial Zoom

"Es wird sicherlich nicht auf den halben Preis hinauslaufen", stellt Renault-Motorenchef Remi Taffin klar. "Ich kenne den Vorschlag noch gar nicht", schmunzelt der Franzose und macht damit deutlich, dass dieses Thema noch nie in Diskussionen mit Red Bull wirklich konkret angesprochen wurde. "Einheitsbauteile könnten eventuell die Kosten senken. Das stimmt aber nur, wenn man sie kostengünstig irgendwo beziehen kann", meint Taffin.

"Natürlich ist der Hybridbereich jener, wo die Entwicklungskosten am höchsten waren. Wir haben nicht so viel für Kolben, Wellen oder Motorblöcke investieren müssen, weil wir uns damit schon auskannten. Der Motor ist nicht großartig anders als jeder andere V6", sagt der Renault-Ingenieur. Er fügt jedoch an: "Ein zweiter Turbolader würde zunächst einmal mehr kosten. Allerdings würde der Wegfall des ERS-H-Systems einiges an Kosten sparen. Auf den halben Preis kommen wir aber dennoch längst nicht."

In einem sind sich Marko und Taffin allerdings einig: Mit einem V6-Biturbo würde die Soundkulisse der Formel 1 wieder besser. "Bei einem V6-Biturbo würde ich nicht die Abgase aller Zylinder in ein Rohr zusammenführen, sondern ich hätte zwei. Man bekommt dann einen Sound, der erheblich lauter ist. Es wäre sicherlich einfacher, einen vernünftigen Sound herauszubekommen. Wenn man einen solchen Motor 15.000 Touren mit offenem Turbo-Wastegate drehen lässt, dann klingt er ähnlich wie ein V8 bei dieser Drehzahl."

Rein technisch wären ein solcher Wechsel zu einem vereinfachten V6-Aggregat machbar - auch ohne lange Vorlaufzeit. "Ein Jahr würde reichen", meint Taffin. Auch eine Rückkehr zu den alten V8-Saugmotoren würde für Renault kein allzu großes Hindernis darstellen. "Wir müssten halt Teile bestellen und dann noch einmal auf den Prüfstand", sagt er. Denn im Sinne günstiger Kosten wären die alten Triebwerke sehr wohl, so Taffin: "Jeder weiß, was ein günstigerer Motor wäre..."