US-Team: Auf den Spuren der Skunk works

Peter Windsor erinnert sich an seine ersten gemeinsamen Visionen mit Ken Anderson und erklärt, warum diese heute aufgehen könnten

(Motorsport-Total.com) - Wer glaubt, dass die Pläne für das US-Team von Ken Anderson und Peter Windsor erst in den vergangenen Wochen und Monaten entstanden sind, der irrt gewaltig. 'Motorsport-Total.com' liegt schon seit vergangenem Jahr ein detailliertes Geheimkonzept vor - und die allererste Vision des Projekts reicht sogar noch viel weiter zurück...

Titel-Bild zur News: Peter Windsor

Für Peter Windsor ist das US-Team schon seit Jahren eine Herzensangelegenheit

Fast ein Vierteljahrhundert ist es her, dass sich die beiden Projektinitiatoren erstmals getroffen haben: "Ich kenne Ken jetzt schon seit 1985", erinnert sich Windsor. "Damals war er noch bei Penske und ich war bei Williams. Wir wurden Freunde. Wir haben oft darüber gesprochen, wie ein Team geleitet werden sollte. Es ging dabei nicht darum, andere Leute zu kritisieren, sonder eher darum, wie wir es selbst machen würden."#w1#

Illustre Lebensläufe

Die beiden Lebensläufe zeugen von viel Motorsporterfahrung: Windsor arbeitete ab 1985 als Teammanager für Frank Williams und saß bei jenem schicksalhaften Verkehrsunfall am Steuer, wegen dem Williams heute an den Rollstuhl gefesselt ist. Ab 1991 kehrte Windsor zu Williams zurück. Zwischendurch war er in Diensten von Ferrari gestanden - nicht direkt in Maranello, sondern als Mitarbeiter von John Barnards externem Büro in Großbritannien.

Auch Anderson ist in Fachkreisen kein unbeschriebenes Blatt: Zuletzt als Technischer Direktor beim NASCAR-Team Haas/CNC aktiv, kann er auch Formel-1-Erfahrung vorweisen - 1989 und 1990 war er als einer der leitenden Ingenieure bei Ligier beziehungsweise Onyx aktiv. Seine größten Erfolge feierte er als Designer in der IndyCar-Serie - nicht weniger als fünf Indy-500-Triumphe und vier IRL-Titel gehen auf sein Konto.

USF1 - pardon, Bernie: US Grand Prix Engineering - ist also die Kulminierung einer 24 Jahre alten Vision zweier Motorsportenthusiasten. Und es ist eine Vision, wie es sie in dieser Form in der jüngeren Vergangenheit nicht gegeben hat: "Unser Konzept für ein Formel-1-Team lehnt ich an die legendären Skunk works an. Sie hatten so wenig Angestellte wie möglich, haben aber hocheffektiv gearbeitet", erklärt Windsor.

Kleines Projekt ganz groß?

Skunk works? Als Skunk works bezeichnet man vor allem im Technologiebereich Gruppen innerhalb von Unternehmen, die ein hohes Maß an Autonomie genießen und oftmals an Geheimprojekten arbeiten. Salonfähig wurde der Begriff durch den Luftfahrtkonzern Lockheed Martin. Windsor legt Skunk works so aus, dass eine kleine Gruppe an qualifizierten Leuten mit wenig Geld die hochfinanzierten Topteams ärgern möchte.

"Als die Millionen in der Formel 1 noch vom Himmel gefallen sind und das Geld noch im Überfluss vorhanden war", philosophiert er, "wären wir wahrscheinlich ausgelacht worden, wenn wir gesagt hätten: 'Schaut her, wir können ein Team auch anders leiten.' Die Rezession lässt uns allerdings in einem etwas akzeptableren Licht erscheinen. Die Formel-1-Verantwortlichen denken nun: 'Das Projekt könnte durchaus interessant sein.'"

Und weiter: "Einige der Topdesigner haben uns zu einem 'fantastischen Konzept' gratuliert", klopft sich Windsor selbst auf die Schultern. Ob darunter auch Mike Gascoyne war? Der exzentrische Brite arbeitet seit kurzem nicht mehr für Force India und möchte sich eigenen Angaben nach "in Übersee" einen neuen Job suchen. Vielleicht sollte er seiner Freundin einmal North Carolina schmackhaft machen. Dort will sich nämlich das US-Formel-1-Projekt ansiedeln...