Unterbrechungs-Festival in Barcelona

Sieben Rote Flaggen unterbrachen am Freitag-Vormittag den Rhythmus des zweiten Barcelona-Testtags - Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne führt zu Mittag

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Testsaison biegt in die Zielgerade und die Teams können derzeit jede Minute für die Vorbereitung auf den Auftakt in Melbourne dringend gebrauchen. Doch der zweite der vier letzten Testtage auf dem Circuit de Catalunya war von Unterbrechungen so richtig durchzogen. Insgesamt sieben Rote Flaggen sorgten dafür, dass die Piloten Mühe hatten, in einen Rhythmus zu kommen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher verursachte gleich zwei Rote Flaggen

Und so kam es, dass die Session bereits mit einer Unterbrechung begann: Dichter Nebel umhüllte den Kurs in Montmelo um neun Uhr. Da der Rettungshubschrauber nicht starten konnte, war auch an einen Beginn der Versuchsfahrten nicht zu denken. Erst nach einer halben Stunde wurde die Strecke freigegeben und Kamui Kobayashi eröffnete den Testtag, der übrigens vor zahlreichen Zuschauern über die Bühne ging, weil Fernando Alonso sein Comeback im Ferrari feierte.

Vergne-Bestzeit auf Soft-Reifen

Beinahe hätte der Spanier seine Landsleute auch mit der Bestzeit erfreut, doch schließlich setzte sich überraschenderweise Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne durch. Der Franzose brannte eine halbe Stunde vor Ende der Vormittags-Session eine Bestzeit von 1:23,126 Minuten in den Asphalt, der zu diesem Zeitpunkt schon an die 30 Grad Celsius aufgeheizt war, und unterbot damit Alonsos Bestmarke um 0,321 Sekunden.

Eine Zeit, die zwar schneller ist als der Spitzenwert des Vortages von Romain Grosjean (1:23,252 Minuten), aber hinter Kamui Kobayashis Bestzeit für 2012er-Autos (1:22,312 Minuten) immer noch deutlich zurückliegt. Zudem war der Toro-Rosso-Pilot zu diesem Zeitpunkt in einer Qualifying-Simulation auf Soft-Reifen unterwegs und kam in der Runde danach an die Box.

Durch den dichten Nebel am Morgen konnte der Hubschrauber nicht abheben Zoom

Unmittelbar darauf ging er übrigens sogar auf Supersoft-Reifen auf die Strecke und war im ersten Sektor schneller als in seiner besten Runde, blieb aber in Kurve 7 liegen, nachdem am Heck des STR7 Rauch aufgestiegen war - eine Rote Flagge war die Folge. Hinter Vergne reihten sich Alonso (1:23,447), Romain Grosjean im Lotus (1:23,528) und Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel (1:23,536) innerhalb von nur 0,089 Sekunden ein. Sie alle fuhren ihre schnellsten Runden mit der harten Reifenmischung.

Kovalainen überrascht

Während Vettel seine persönliche schnellste Runde in einem Fünf-Runden-Run fuhr, waren es bei Grosjean sieben und bei Alonso immerhin neun Umläufe. Der Ferrari scheint also langsam auf Touren zu kommen. Dahinter sorgte Caterham-Pilot Heikki Kovalainen für eine große Überraschung. Der Finne, der am Vortag Witali Petrow wegen einer Lebensmittel-Vergiftung Platz gemacht hatte, aber heute wieder fit ist, katapultierte sich mit einer Zeit von 1:23:828 Minuten auf den starken fünften Platz nach vorne.


Fotos: Testfahrten in Barcelona


Damit fehlten ihm bloß 0,702 Sekunden auf die Bestzeit - so wenig Rückstand auf die Spitze hatte die Truppe von Tony Fernandes noch nie. Es sei zwar erwähnt, dass der Finne die Zeit auf Supersoft-Reifen in einem Fünf-Runden-Run fuhr - für Caterham ist dies aber wirklich beachtlich. Hinter Kovalainen reihten sich am Vormittag Nico Hülkenberg (+767 Sekunden) und Lewis Hamilton (+0,985 Sekunden) ein.

Schumacher sorgt für zwei Unterbrechungen

Erst auf dem achten Platz tauchte Mercedes-Pilot Michael Schumacher auf. Mit einer persönlichen Bestzeit von 1:24,663 Minuten fehlten dem Rekord-Weltmeister 1,537 Sekunden auf die bisherige Bestmarke. Auch wenn Schumacher im Zwischenergebnis unauffällig blieb, stand er heute Vormittag einige Male im Mittelpunkt.

Der Deutsche verursache insgesamt zwei Rote Flaggen. Um 10:24 Uhr stand der W03 zum ersten Mal still - Schumacher testete dabei aber das Benzinsystem und blieb somit absichtlich ohne Sprit liegen. Um 11:20 Uhr war es aber ein Ausritt des Superstars in Kurve 5, der dafür sorgte, dass der Mercedes-Bolide mit dem Abschleppwagen zurück an die Box gebracht wurde.

Sebastian Vettel

Red-Bull-Ass Sebastian Vettel probierte zahlreiche Boxenstopps Zoom

"Schumi" war zu diesem Zeitpunkt auf harten Reifen unterwegs. Ob es sich bei der Unfallursache um einen technischen Defekt oder um einen Fahrfehler handelte, wurde von Team zwar untersucht, entzieht sich aber derzeit noch unserer Kenntnis. Insgesamt kam der 43-Jährige auf 19 Runden - die niedrigste Rundenanzahl des Vormittags.

Boxenstopp-Training bei McLaren und Red Bull

Pastor Maldonado - Verursacher der zweiten Roten Flagge - fuhr nur einen Umlauf mehr. Der Venezolaner wurde insgesamt Neunter, sein Rückstand betrug 2,675 Sekunden. Das Schlusslicht bildet derzeit Kamui Kobayashi im Sauber - ihm fehlen 2,985 Sekunden auf Vergne.

Für einen sogenannten Fuel-Run, bei dem das Auto absichtlich ohne Sprit ausrollt, sorgte übrigens auch Weltmeister Vettel. Der Heppenheimer timte diesen allerdings ganz am Ende der Session und sorgte damit für die letzte Rote Flagge - er fuhr mit 38 Umläufen auch am meisten von allen Piloten.

Am Morgen hatte er zahlreiche Boxenstopps geübt. Ein Schauspiel, das man auch an der McLaren-Box beobachten konnte. Hamilton fiel zudem mit einem ungewöhnlichen Run auf, als er heute Morgen mit stotterndem Motor um den Kurs fuhr. Gut möglich, dass die Truppe aus Woking Motorendaten sammelt.