• 24.07.2002 19:20

  • von Fabian Hust

Ungarn von Schumachers Titelgewinn wenig begeistert

In Ungarn kämpft man mit einem geringeren Interesse am Rennen ? aber nicht nur wegen Schumachers frühem Titelgewinn

(Motorsport-Total.com) - Alleine 60.000 Formel-1-Fans aus Deutschland reisten im letzten Jahr nach Ungarn zum 13. Formel-1-Lauf. Zwischen 100 und 360 Euro bezahlten die Fans für eine Eintrittskarte (Erwachsene). Im Laufe des Wochenendes zählten die Veranstalter damals insgesamt 200.000 Fans, die an der Strecke für einen Umsatz von rund 14 Millionen Euro sorgten. Kurz vor dem Rennen herrschte rund um Budapest eine chronische Hotelzimmerknappheit, im Umkreis von 100 Kilometern war alles ausgebucht.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

2001 wurde Schumacher in Ungarn Champion, nun ist er es bereits schon

Nicht so jedoch in diesem Jahr, wie ein Mitglied des ungarischen Hotelverbandes der Nachrichtenagentur 'Reuters' mitteilte: "Im letzten Jahr waren um diese Zeit alle Hotels komplett für das Rennwochenende ausgebucht." Dass es in diesem Jahr noch genügend Zimmer gibt, hat laut dem Sprecher zwei Hauptgründe: "Zunächst einmal hat Schumacher den Titel gewonnen und die Leistung der finnischen Fahrer liegt weit hinter jener von Häkkinens in letzter Saison."

Fakt ist, dass es vor allem die Finnen waren, die zahlreich in Ungarn anzutreffen waren und die in diesem Jahr keinen Mika Häkkinen mehr haben, dem sie zujubeln können. Kimi Räikkönen und Mika Salo wirken (noch) nicht als Publikumsmagnet im hohen Norden. 200.000 Fans, so legte man sich bereits jetzt fest, werden in diesem Jahr nicht mehr nach Ungarn reisen. Für das schöne Budapest mit seinen durchaus günstigen Preisen ein finanzieller Rückschlag.

Doch die sinkenden Zuschauerzahlen haben noch einen anderen Grund: Eine "Attraktion" hat der Hungaroring nicht mehr zu bieten, die gerade bei den deutschen Fans beliebt war. Noch im August 2000 machte die ungarische Regierung mit einer Sondergenehmigung legalen Sextourismus am Streckenrand möglich. Abseits der Rennstrecke von Budapest gibt es schon seit Jahren käuflichen Sex und Jahr für Jahr besorgen sich die männlichen Formel-1-Fans neben dem Rennen noch den ganz anderen Kick.

Im Schnitt sollen sich Jahr für Jahr rund 100 Mädchen den überwiegend deutschen Freiern anbieten. Die Polizei - in Ungarn traditionell völlig überfordert und zum größten Teil auch bestechlich - bekam das Treiben abseits der Strecke nicht mehr in den Griff. Daraufhin legitimierte man kurz vor dem Rennen mit einem schnellen Beschluss die Prostitution in einem bestimmten Gebiet während drei Tagen des Rennens. In diesem Jahr wird Prostitution jedoch offiziell verboten sein.

Die von der Stadt im Jahr 2000 eingerichtete "Rotlicht-Stadt" mit Betten und Duschen, die sogar von einem privaten Geschäftsmann unterstützt wurde, sorgte für zu viele Negativschlagzeilen, weswegen sich der Bürgermeister der Stadt dazu entschied, kein zweites Jahr den käuflichen Sex derart zu unterstützen. Die Stadt Mogyorod, die unweit der Strecke liegt, hatte im letzten Jahr Prostitution in der Stadt und um die Strecke herum untersagt, was einschlägige "Fans" eine Reise nach Ungarn wenig schmackhaft machen wird.