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Überholprobelme: Regeln schlimmer als Aerodynamik?
Ex-Weltmeister Hill wünscht, dass weniger Strafen ausgesprochen werden - "Anti-Verstappen-Regel" nicht nachvollziehbar - "Dirty Air" laut Piloten nicht stärker
(Motorsport-Total.com) - Auf das neue Reglement angesprochen ließen die Formel-1-Piloten immer wieder eine Befürchtung laut werden: Dass durch den größeren Einfluss der Luftverwirbelungen eines vorausfahrenden Fahrzeugs auf die abtriebsstärkeren Boliden das Überholen schwieriger würde. Nach Beginn der Tests in Barcelona hat sich dieser Eindruck nur zum Teil bestätigt. Ex-Weltmeister Damon Hill hat sowieso einen anderen Übeltäter im Verdacht, wenn es um mangelnde Action geht: Strafen der Rennleitung.
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Müssen die Piloten wegen der neuen Aerodynamik Respektabstand halten? Zoom
Im Gespräch mit 'Newsweek' rümpft er die Nase darüber, dass die Piloten lieber Charlie Whiting anfunken als einem Konkurrenten nach dem Rennen die Meinung zu geigen: "Ich habe mal Ayrton Senna die Tür zugeworfen und er ist mir deftig aufs Dach gestiegen", erzählt Hill. "Heute hätte ich eine Strafversetzung in der Startaufstellung und 20.000 Pfund Strafe aufgebrummt bekommen."
Mehr Freiheiten für die Aktiven wünscht sich auch Johnny Herbert. "Man sollte es den Fahrern erlauben, ihr Können auszuspielen. Es gibt Regeln, wie man überholen darf - aber das ist doch eine Fähigkeit und keine Regel!", moniert der Brite und spielt auf die "Anti-Verstappen-Klausel" an. Heißt: Ein Spurwechsel in der Anbremszone ist als Verteidigungsmanöver ausdrücklich verboten. Dass so eine Aktion gefährlich sei, erschließe sich ihm nicht, schüttelt Herbert mit dem Kopf.
Doch kommt es 2017 überhaupt so weit? Renault-Pilot Nico Hülkenberg macht sich Sorgen: "Es war schwieriger, einem anderen Auto hinterherzufahren und ich habe gemerkt, dass ich mächtig Abtrieb verloren habe", schildert er Testeindrücke und meint nicht nur die schnellen, sondern auch die langsamen Passagen. Hinzu kommt, dass die Autos breiter geworden sind und auf engen Bahnen der Platz zum Überholen fehlen könnte. Haas-Kollege Kevin Magnussen ist weniger kritisch: "Es ist wie im vergangenen Jahr - an einigen Stellen sogar einfacher, weil es allgemein mehr Grip gibt."
Heißt: Die Autos werden zwar im gleichen Maße unruhiger wie 2016, bleiben aber beherrschbarer. Hill wünscht sich, dass dichtes Auffahren nicht zur Seltenheit wird - egal, ob es anschließend Positionswechsel gibt oder nicht: "Solange die Autos nahe beieinander liegen und um Positionen kämpfen, ist Überholen nicht zwangsläufig ein Maß für die Qualität des Rennens", behauptet er. "Wir haben mit DRS viele Überholmanöver und sie sind alle künstlich." Besser seien die Rennen deshalb nicht.