• 27.06.2010 02:19

  • von Dieter Rencken

Trulli: "Es ist definitiv ein Schritt nach vorne"

Lotus-Fahrer Jarno Trulli über seine Leistung in der Qualifikation von Valencia, das neue T127-Chassis und die Aussichten an der Reifenfront

(Motorsport-Total.com) - Im Zeittraining zum Großen Preis von Valencia setzte Jarno Trulli seinen Fahrplan einmal mehr perfekt um. Der Lotus-Fahrer klassierte sich auf dem 19. Rang und war damit der schnellste Vertreter der drei neuen Rennställe. Diese Leistung kommt nicht von ungefähr, denn der Italiener kann an diesem Wochenende auf ein neues Lotus-Chassis zurückgreifen, das ihm viel Ärger erspart. In seiner Medienrunde spricht Trulli über dieses Update und was er sich vom Valencia-Rennen erwartet.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli ist zufrieden: Das neue Chassis stellt einen Fortschritt bei Lotus dar

Frage: "Jarno, wie verlief der Samstag für dich?"
Jarno Trulli: "Sehr gut, denn ich habe an diesem Wochenende ein neues Chassis zur Verfügung. Ich habe nun einfach weniger Probleme und Schwierigkeiten mit dem Auto und bei der Abstimmung. Wir haben allerdings noch eine kleine Baustelle bei den Bremsen. Damit bin ich noch nicht zufrieden."#w1#

"Noch sind die Einstellungen da nicht, wie ich sie gerne haben möchte. Ich liege gewissermaßen noch mit den Bremsen im Clinch. In Bezug auf die Balance und das Setup des Autos ist es aber deutlich besser geworden. Ich habe viel mehr Vertrauen ins Auto. Es ist definitiv ein Schritt nach vorne. Nun geht es darum, weiter voran zu kommen und das Gefühl für die Bremse zu verbessern."

"Die Lücke zu unseren Hintermännern ist recht ordentlich." Jarno Trulli

Frage: "Wie wir hören, bringt dein Team in Silverstone ein umfangreiches Paket an Neuerungen an den Start. Freust du dich schon darauf?"
Trulli: "Ja. Schauen wir einmal, was wir damit leisten können. Hier lagen wir in der Qualifikation etwa 1,2 Sekunden hinter unserem nächsten Vordermann, wohingegen der Abstand in Kanada nur zwei Zehntel betrug."


Fotos: Jarno Trulli, Großer Preis von Europa


"Sollten wir also eine halbe Sekunde finden, dann dürfen wir wohl darüber nachdenken, gewisse Kandidaten bei bestimmten Gelegenheiten im Zeittraining hinter uns zu lassen. Die Lücke zu unseren Hintermännern ist meiner Meinung nach recht ordentlich. Wir müssen aber bis zum Saisonende kämpfen, denn wir wollen das Jahr ja schließlich als bestes der neuen Teams beschließen. Zurücklehnen ist also nicht drin."

Trulli: Keine Chance gegen Sauber

Frage: "Du hast es angesprochen: Die Lücke zum BMW Sauber F1 Team ist recht gering. Wird es euch im Rennen gelingen, dieses Team herauszufordern?"
Trulli: "Nein. Im Augenblick können wir keines der arrivierten Teams angreifen, denn der Abstand beträgt eine Sekunde oder mehr. Wir bleiben realistisch. Wir werden einfach wieder unser Bestes geben und vielleicht bekommen die anderen ja Schwierigkeiten."

"Wir können da mitmischen. Wir müssen uns mit jedem messen." Jarno Trulli

"Dann könnten wir möglicherweise einen Angriff auf sie wagen. In einem normalen Rennen ist das allerdings nicht drin. Wir können da mitmischen. Wir müssen uns mit jedem messen. Unser Ziel bleibt aber auf einem realistischen Niveau. Wir wollen die anderen neuen Teams schlagen."

Frage: "An diesem Wochenende begeht der Name Lotus sein 500. Rennen in der Formel 1. Wie fühlt es sich an, ein Teil davon zu sein?"
Trulli: "Das ist eine schöne Sache - speziell für Clive Champman, der ebenfalls hier ist. Für ihn ist das alles überaus aufregend und er sieht sehr glücklich aus. Das kann ich sehr gut verstehen."

"Lotus war lange Zeit nicht ein Teil der Formel 1 und nun sind wir wieder da. Wir müssen der Geschichte, die Colin Champman vor vielen Jahren geschrieben hat, ein paar neue Kapitel hinzufügen - in seinem Stil. Das ist eine große Aufgabe für uns alle."

Pirelli: Etwas mehr Italien in der Formel 1

Frage: "2011 wird Pirelli die Formel 1 mit Reifen ausstatten. Was erwartest du dir vom neuen Pneulieferanten? Welche Wünsche hast du an Pirelli? Was würdest du auf Seiten der Reifen gerne umgesetzt wissen?"
Trulli: "Es ist schwierig für mich, im Augenblick eine Einschätzung oder eine Beurteilung darüber abzugeben, was das Beste wäre für die Formel 1. Die Formel 1 braucht eine bessere Show, doch ich bin mir nicht so sicher, ob bewegliche Flügel das richtige Rezept sind. Wir haben gesehen, dass die Reifen einen großen Einfluss auf die Ergebnisse und die Show haben können."

"Pirelli sollte sich mit der FIA abstimmen, welche Richtung man ab 2011 einschlagen will. " Jarno Trulli

"Pirelli sollte sich mit der FIA abstimmen, welche Richtung man diesbezüglich ab 2011 einschlagen will. Zunächst einmal muss ich jedenfalls zum Ausdruck bringen, dass ich mich darüber freue, Pirelli in der Formel 1 zu sehen. Einfach, weil es sich um ein italienisches Unternehmen handelt. Dadurch erhält die Formel 1 ein weiteres Stück Italien dazu."

"Ich kann aber nicht sagen, was technisch die beste Lösung wäre. Nach so vielen Jahren ist es aber sicherlich richtig, einen neuen Reifenhersteller in die Formel 1 zu bringen. Alles Weitere ist schwer zu beurteilen. Das Rennen in Montréal wurde nicht nur von den Reifen, sondern auch von den Streckenbedingungen beeinflusst."¿pbvin|512|2855|valencia|0|1pb¿

Die Reifen als großes Fragezeichen

Frage: "Sollte Pirelli darüber nachdenken, mehr Reifenvarianten anzubieten? Die aktuelle Produktpalette scheint nicht immer passend zu sein..."
Trulli: "Ich denke nicht, dass das der Fall ist. Man sollte sich nicht immer nur mit weicheren oder härteren Mischungen beschäftigen, sondern auch daran denken, dass die Strecken unterschiedliche Charakteristiken aufweisen."

"Wir müssen die Reifen möglichst bald ans Auto bekommen." Jarno Trulli

"Das ist ebenfalls sehr wichtig. Welchen Weg Pirelli einschlagen wird, weiß ich nicht. Wie auch immer sie sich entscheiden: Sie werden damit einen großen Einfluss auf das Design der Autos haben - sowohl auf aerodynamischer als auch auf technischer Ebene. Das ist noch ein großes Fragezeichen für alle Beteiligten."

Frage: "Spielt es für dich als Fahrer eine Rolle, ob du nun mit 13-Zoll-Rädern oder 18-Zoll-Rädern unterwegs bist?"
Trulli: "Aus Fahrersicht ist das nicht weiter wichtig. Wichtig ist nur: Wir müssen die Reifen möglichst bald ans Auto bekommen, damit wir sie auf der Strecke ausprobieren können. Nur wenn wir mit dem Testen beginnen, können wir die Pneus auch verstehen. Dann werden wir wissen, in welche Richtung wie das Fahrzeug entwickeln müssen."

"Man glaubt es kaum, doch der Einfluss der Reifen auf das Design des Autos ist riesengroß. Es gilt also, möglichst schnell möglichst viele Daten zu sammeln. Ich bin vermutlich ohnehin der falsche Ansprechpartner für dieses Thema. Wenn man sich über technische Belange bei den Reifen unterhalten will, sollte man sich an den Reifenhersteller wenden."